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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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ist jedoch, daß sie nicht wünschen, wir könnten erfahren, wie sie aussehen.“
       „Weshalb nicht?“
       Nakamura senkte bedauernd den Kopf. „Wenn ich das wüßte, wäre der Knoten gelöst, und Kollege Polassar brauchte nicht die Sideratoren bereitzumachen. Ich wage nur eine unklare Vermutung. Unsere Vorstellungskraft unterscheidet sich von der des Westens. In der Tradition meiner Heimat tief verwurzelt ist die Maske. Ich denke, daß die Quintaner sich zwar mit aller Kraft gegen unsere Bestrebungen gesträubt haben und also nicht die Anwesenheit von Menschen auf ihrem Planeten wollen, aber dennoch von Anfang an damit gerechnet haben. Erkennst du noch nicht den Zusammenhang, Pilot? Du wirst vielleicht Quintaner sehen und nicht erkennen, daß du sie gesehen hast. Wir haben dem Planeten ein Märchen gezeigt, in dem Helden von Menschengestalt auftraten. Ich kann dir keinen Mut einflößen, Pilot, du hast davon mehr, als nötig ist… Ich kann dir nur mit einem Rat dienen…“
       Er hielt inne, das Lächeln schwand von seinem Gesicht. Dann sagte er, bedächtig die Worte setzend: „Ich rate dir zur Demut. Nicht zur Vorsicht, auch nicht zur Vertrauensseligkeit. Ich rate zur Demut, Pilot, zu der Bereitschaft, anzuerkennen, daß alles, aber auch alles, was du siehst, ganz anders ist, als es dir scheint… Unser Gespräch ist zu Ende.“ Erst auf dem Flug erahnte der Pilot den Vorwurf, der in Nakamuras Ratschlägen verborgen war. Er, Tempe, war es gewesen, der durch seinen Einfall mit dem Märchen den Quintanern das Aussehen der Menschen verraten hatte. Vielleicht hatte es übrigens auch gar kein Vorwurf sein sollen.
       Diese Überlegungen wurden vom Aufgang des Planeten unterbrochen, dessen Scheibe in unschuldigem Weiß, bereift von den Wirbeln der Zirruswolken, ohne eine Spur des Eisrings und der Katastrophe, in mildem Schein ins Dunkel trieb und die Schwärze mit ihrem bleichen Sternengestöber vom Monitor verdrängte. Gleichzeitig nahm der Entfernungsmesser mit Ziffern und hastigem Ticken sein Spiel auf. Längs der von Fjorden zerklüfteten Küste Norstraliens verlief von Norden her in einem flachen Wolkenarm eine Kaltfront, während das durch den Ozean von ihr getrennte Heparien, das in starker Verkürzung auf der östlichen Wölbung des Planeten zu sehen war, unter dunklerer Bewölkung lag und nur seine polaren Konturen mit ihren Eisfeldern einen hellen Schimmer gaben.
       Der HERMES ließ wissen, daß in achtundzwanzig Minuten die Atmosphäre erreicht sein würde, und ordnete eine geringfügige Kurskorrektur an. Von der Steuerzentrale aus verfolgten Gerbert und Kirsting die Arbeit von Herz und Lunge sowie die Gehirnströme des Piloten, während seine Rakete von der Navigationszentrale aus vom Kommandanten, von Nakamura und Polassar überwacht wurde, damit man im Bedarfsfalle eingreifen konnte. Obwohl weder der kritische Bedarfsfall noch die Art des Eingreifens präzisiert worden waren, verstärkte die Tatsache, daß der Hauptenergetiker und der Hauptphysiker sich bei Steergard in Bereitschaft hielten, die gute, wenngleich spannungsgeladene Stimmung an Bord.
       Die nachgeführten Teleskope regelten den Grad der Vergrößerung so, daß die silberne Spindel der ERDE stets scharf und in der Mitte vor dem milchweißen Hintergrund der Quinta zu sehen war. Endlich überschüttete GOD den bisher leeren Atmosphärenmonitor mit orangefarbenen Zahlen: Die Rakete war zweihundert Kilometer über dem Ozean in verdünnte Gase eingetreten und begann sich zu erhitzen. Gleichzeitig fiel ihr winziger Schatten auf das Wolkenmeer und schoß über dessen untadeliges Weiß dahin. Der Computer für Direktverbindung übermittelte in Salven von Impulsen die letzten Flugdaten, denn sogleich würde in den dichten Luftschichten das Kissen des durch die Reibung entflammten Plasmas die Kommunikation unterbrechen.
       Ein goldener Funke zeigte an, daß die ERDE in die Ionosphäre eingetreten war.
       Der Lichtschein wurde größer und entfaltete sich — der Beweis, daß der Pilot bereits mit umgekehrtem Schub bremste. Als die Rakete in die Wolken tauchte, verschwand auch ihr Schatten. Nach zwölf Minuten gingen die Zäsiumuhren von Projekt- und Realzeit auf Eins zurück, worauf der Spektograph, der die Rückstoßflamme der Landefähre beobachtete, erlosch, noch eine Serie von Nullen ausspie und das klassische letzte Wort auf den Bildschirm warf: BRENNSCHLUSS.
       Der HERMES bewegte sich hoch über der Quinta,

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