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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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unheimliches Licht auf den Berg. Die Steinsäulen sahen aus wie von Menschenhand erschaffen und das flache Felssims darüber wie ein Dach. Denl und Jakib gingen in das Gebilde hinein, um es zu erforschen, aber Matthias blieb draußen. Er setzte sich auf einen Felsen, stützte den Kopf in die Hand und wartete darauf, daß der Schmerz nachließ. Pausho und die andere Frau beobachteten ihn fast ängstlich.
    Als wagten sie ohne Matthias’ Erlaubnis nicht zu gehen.
    »Sollen wir hinterhergehen?« erkundigte sich Tri. Er meinte diesen Jungen und seinen Freund. Sie waren weiter oben auf der Suche nach ihren Feyfreunden zwischen den Felsen verschwunden.
    Matthias nickte, aber er rührte sich nicht. Er war noch nicht so weit. Er wußte nicht, was sie als nächstes tun sollten.
    Ein Irrtum war ausgeschlossen: Er selbst hatte jene unsichtbare Trennwand erschaffen. Er bezweifelte auch nicht, daß er so etwas schon früher getan hatte. Genau wie er in jener Nacht, in der er beinahe ertrunken wäre, das Seil aus Blut geformt hatte, um sich daran aus dem Fluß zu ziehen.
    Kein Zweifel, daß Flammen zwischen seinen Fingern gezüngelt hatten. Flammen, die er selbst erschaffen hatte.
    Er hielt eine Hand hoch. Sie sah aus wie immer. Die Finger waren lang und biegsam, ihre Form vertraut. Nichts an ihnen deutete auf ungeahnte Kräfte hin.
    Aber so war es.
    Er besaß Magie.
    Genau wie die Fey.
    Großer Gott, wie ihm der Kopf weh tat! Er hob langsam den Blick und sah zu Pausho hinüber.
    »Erzähl es mir«, befahl er und beschloß, sich ihre Furcht zunutze zu machen. »Erzähl mir alles, was du weißt.«
    »Das ist zuviel«, wehrte sie ab.
    Matthias zwang sich zu lächeln, obwohl die Bewegung unangenehm an den Wunden in seinem Gesicht spannte. »Das macht nichts.«
    »Es würde die ganze Nacht dauern.«
    »Das sind alles nur Ausflüchte. Du willst gar nicht, daß ich alles weiß, nicht wahr?« fragte Matthias. »Dann würdest du deine Macht einbüßen.«
    Pausho verschränkte die Arme vor der Brust. Sie war alt, aber sie strahlte Stärke aus. »Der Berg hat dich zurückgewiesen. Damit muß ich leben. Aber das bedeutet noch lange nicht, daß ich dir alles sagen muß.«
    »Wie viele Kinder hast du im Laufe der Jahre hier heraufgebracht?«
    »Nicht viele«, erwiderte sie leise.
    »Nicht viele im Vergleich wozu?« mischte sich Tri ein. Er hatte sich neben Matthias aufgebaut. Im fahlorangenen Licht der verglimmenden Feuerbälle sah Tri noch blasser aus als sonst. Was hatte er selbst als Weiser auf dem Gewissen? Hatte auch er ein Neugeborenes auf dem Berg ausgesetzt?
    »Im Vergleich zu früher.« Pausho schürzte die Lippen, als wolle sie noch mehr sagen, könne es aber nicht.
    »Früher?« fragte Matthias.
    Sie nickte.
    »Wann früher?«
    »Nachdem der Roca es befohlen hatte«, erklärte sie.
    Matthias drehte ihr abrupt den Rücken zu. Woran er auch immer geglaubt hatte, ob er die Existenz Gottes oder deren Fehlen gespürt hatte, die Tiefe seines eigenen Glaubens oder dessen Mangel, er hatte immer noch Respekt vor der Religion.
    Pausho ganz offensichtlich nicht.
    Der Roca, mit dem Matthias sich in seinen Studien so ausführlich beschäftigt hatte, hätte niemals so etwas befohlen.
    »Den Tod Unschuldiger zu rechtfertigen scheint dir ziemlich leichtzufallen«, bemerkte er.
    »Der Roca war ein Gottgefälliger«, sagte Pausho hinter ihm. Ihre Stimme klang unverändert kräftig. Als glaube sie jedes Wort, das sie sagte.
    »Willst du wirklich behaupten, daß es eine religiöse Handlung ist, Säuglinge im Gebirge auszusetzen?«
    Pausho antwortete nicht. Matthias drehte sich um. Sie beobachtete ihn. Ihr Gesichtsausdruck kam ihm irgendwie bekannt vor: Der alte Danite, der ihn die Geschriebenen und Ungeschriebenen Worte gelehrt hatte, pflegte ihn so anzublicken, wenn er etwas ganz offensichtlich nicht begriffen hatte.
    Pausho glaubte tatsächlich an das, was sie tat.
    Mord als religiöse Handlung.
    Es war abscheulich.
    Willst du damit sagen, daß du meine Frau absichtlich getötet hast? hatte Nicholas Matthias bei ihrer letzten Begegnung gefragt.
    Nein, hatte Matthias erwidert. Es war Gottes Wille.
    Gottes Wille.
    Matthias schüttelte so heftig den Kopf, als wolle er seine eigenen Worte abschütteln. In den letzten fünfzehn Jahren hatte er sich nichts zuschulden kommen lassen, und ob es falsch gewesen war, Jewel zu töten, wußte er nicht genau.
    Aber was war mit Burden?
    Burden zu töten war eindeutig keine religiöse Handlung gewesen. Matthias hatte
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