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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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eine tödliche Wirkung auf sein Volk ausübte, und die Hüter hatten einen Weg gefunden, diese Wirkung zu neutralisieren.
    Rugad wollte sich nicht hinterrücks übertölpeln lassen wie sein Sohn.
    Seine Taktik war einfach. Neutralisiere das Gift und vernichte die Quelle.
    Jetzt hatte Rugad die Insel überwältigt und konnte beginnen, seinen Eroberungsfeldzug nach Leutia zu planen. Aber es waren nicht nur strategische Gründe, die ihn auf die Blaue Insel geführt hatten.
    Er war hier, weil er zweiundneunzig Jahre alt war. Nach der normalen Lebenserwartung eines Fey blieben ihm damit noch fünfzig weitere Jahre. Er hoffte, in diesem Zeitraum seinem Urenkel oder seiner Urenkelin alles Wichtige über die Fey beizubringen und sie zu richtigen Fey zu machen.
    Einer seiner Urenkel und nicht die in Nye zurückgebliebenen Enkel würde Rugads Nachfolge auf dem Schwarzen Thron antreten.
    Nach allem, was Rugad bis jetzt von den Fähigkeiten seiner Urenkel gesehen hatte, war er davon überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie waren klug, sie hatten Visionen, sie verfügten über Zauberkräfte. Sie würden die Fey ebenso gut und skrupellos regieren wie Rugad selbst.
    Vorausgesetzt, er brachte es ihnen bei.
    Solange das Mädchen bei seinem Vater blieb, hatte Rugad keine Chance. Das Kind war wunderbar. Es glich Jewel aufs Haar, und es hatte Mut. Mit Feuer in den Augen, Haß auf den Lippen und einem Plan in ihrem Herzen hatte es ihn angesehen. Es verfügte über jene Intelligenz, die man für den Schwarzen Thron benötigte.
    Seinem Urenkel war Rugad noch nicht begegnet. Durch die Verbindung hatte er den Jungen einmal berührt, bis der Beschützer des Jungen, ein mächtiger Zauberer, die Verbindung blockiert hatte. Es war zu kurz gewesen, um sich ein Bild von dem Jungen machen zu können, aber nach allem, was Rugad gehört hatte, war sein Urenkel Gabe besonders talentiert. Während des kurzen Eroberungszuges hatte Rugad erste Auswirkungen der frühen Visionen des Jungen aufgespürt. Gabe hatte die Schattenlande repariert, etwas, das nicht einmal jedem erwachsenen Visionär gelang.
    Das waren seine Urenkel, aber um an sie heranzukommen, mußte er sie zuerst einmal finden und sie dann irgendwie auf seine Seite ziehen. Was das Mädchen betraf, mußte er seine Loyalität zu ihrem Vater untergraben. Es würde einige Zeit in Anspruch nehmen, diese Ziele zu erreichen, aber für Rugad waren sie wichtiger, als nach Leutia weiterzuziehen. Der Kontinent Leutia konnte warten. Dort wußte man wahrscheinlich schon, daß die Fey auf dem Weg dorthin waren, aber nur wenige Länder konnten sich gegen die Fey verteidigen. Leutia gehörte sicher nicht dazu.
    Es war eine Überraschung gewesen, daß die Blaue Insel sich hatte erfolgreich wehren können.
    Ein Klopfen an der Tür ließ Rugad herumfahren. Er konnte den Besucher nicht zum Eintreten auffordern. Seit seiner Verwundung betraten die Leute einfach Rugads Gemächer, aber damit würde es bald ein Ende haben.
    Die Tür öffnete sich, und Weißhaar trat ein. Sein langes Haar war zu zwei Zöpfen geflochten, die ihm bis auf den Rücken reichten. Seine Arme waren voller Narben, ein Ritual, das er von den L’Nacin übernommen hatte, nachdem die Fey sie unterworfen hatten. Seit Rugads Verletzung war Weißhaar seine Stimme, ein Umstand, der Rugad überhaupt nicht behagte.
    »Ich habe nach Seger schicken lassen, wie du es befohlen hast«, sagte Weißhaar in leicht tadelndem Ton. Rugad hatte die Heilerin schriftlich herbefohlen und dabei eines der kostbaren, von Hand geschöpften Papiere benutzt. Rugad fand das Schreiben immer ermüdender. Er wollte sprechen, so wie es sich gehörte, ohne daß ein machthungriger Ratgeber seinen Worten den Biß nahm. »Sie läßt dir ausrichten, daß dieser Zauber deine Stimme nicht heilt, sondern dir nur erlaubt, mit Hilfe anderer Muskeln ein heiseres Flüstern hervorzubringen.«
    Rugad winkte ab. Das wußte er alles längst.
    »Sie läßt dir auch ausrichten, daß du Gefahr läufst, niemals mehr deine richtige Stimme zurückzubekommen, wenn du den Muskel überanstrengst.«
    Rugad nickte kurz. Auch das war ihm nicht neu.
    »Bevor sie den Zauber anwendet, wird sie dich noch einmal daran erinnern, falls du deine Meinung änderst.«
    Trotz seines unsicheren Gleichgewichts verschränkte Rugad die Arme vor der Brust. Er wollte, daß Weißhaar das Thema fallenließ. Rugad hatte eine Entscheidung getroffen. Besser eine halbe Stimme als gar keine. Besonders jetzt,
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