Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
War es Überraschung oder Erschrecken oder beides? Sie mußten schon von diesem Brauch gehört haben, denn im Dorf wurde darüber geredet. Aber anscheinend hatten sie das Gerede nicht ernst genommen.
    »Und jetzt habt ihr auch gesehen, warum man das mit diesen Kindern macht«, rief Pausho. Sie zeigte auf den Jungen. »Seht ihr, wie gefährlich sie sonst werden?«
    »Du hast nicht ihn hier heraufgebracht, sondern seinen Vater.«
    »Und der wurde gerettet. Auf diese Weise war es ihm möglich, sich zu vermehren und diese Kreatur zu zeugen. Und natürlich bist du wie er, Matthias. Genau wie er. Dämonenbrut. Du hättest schon vor vielen Jahren erfrieren sollen.«
    Das sagte sie in so ruhigem und vernünftigem Ton, als spräche sie nicht über die Vernichtung eines Menschenlebens, sondern über das Unkraut in ihrem Garten, das es auszurotten galt.
    Matthias drehte sich der Magen um. »Nein«, keuchte er. »Ich bin nicht wie er.«
    »Aber selbstverständlich. Die meisten langen Kinder sind so.«
    »Er ist nicht lang«, widersprach Matthias.
    »Aber sein Vater war es«, erklärte Pausho. »Die Regel trifft nicht immer zu, aber meistens. Daß jemand, der so normal aussieht wie dieser Junge, solche Fähigkeiten besitzt, ist selten. Vielleicht liegt es an seiner Mutter. Stammt sie von hier?«
    »Du sprichst über Leute, die ich nicht kenne«, fuhr sie der Junge an.
    »Natürlich kennst du sie. Sie waren deine Eltern. Ob du dich an sie erinnerst oder nicht, spielt keine Rolle.«
    »Willst du damit sagen, daß es noch andere Inselbewohner wie Coulter gibt?« erkundigte sich der Fremde.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Pausho. »Nicht viele. Die meisten Kinder, die wir hier heraufbringen, sterben wie vorgesehen. Oder sie verschwinden. Und nicht alle, die der Berg zurückweist, besitzen besondere Kräfte. Manche haben nur mindere Fähigkeiten.«
    »Töten die Weisen wirklich kleine Kinder wegen ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten?« fragte Tri. Er war noch bleicher als vorher. Im Feuerschein sah sein Gesicht fast grün aus.
    »Sie töten aus Angst«, meinte der fremde Inselbewohner.
    »Nein«, widersprach Pausho. »Aus Notwendigkeit. Wenn du die Worte gelesen hättest …«
    »Ich kann nich’ glauben, daß der Roca von euch verlangt, Unschuldige zu töten«, fiel ihr Denl ins Wort.
    »Dann weißt du nichts über den Mann, den du den Gottgefälligen nennst«, konterte Pausho. »Der Roca fordert uns sogar ausdrücklich dazu auf.«
    »Nicht einmal ich glaube das«, mischte sich Matthias wieder ein. Seine Schläfen pochten jetzt heftig. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so sonderbar gefühlt. Er konnte nicht glauben, was Pausho da sagte. Sie kannte den Jungen doch gar nicht. Oder doch? Und würde eine Weise wirklich mit den Fey zusammenarbeiten, nur um Matthias eine Falle zu stellen? Das war ziemlich unwahrscheinlich.
    Aber die Fey waren hinter ihm her. Sie verfolgten ihn.
    Weil er die tödlichen Eigenschaften des Weihwassers entdeckt hatte.
    Weil er Jewel ermordet hatte.
    Weil er Burden umgebracht hatte.
    Deshalb hatten sie es auf ihn abgesehen. Aber Matthias hielt es für ausgeschlossen, daß sie sich seinetwegen in eine so abgelegene Gegend vorwagten.
    »Wir in Constantia sind im Besitz der echten Worte«, erklärte Pausho. »Der Roca hatte zwei Söhne. Der eine wurde König der Blauen Insel, der andere unser geistlicher Führer. Der Roca wollte, daß alle Macht sich auf seine beiden Söhne konzentrierte. Er wünschte nicht, daß es noch andere mächtige Menschen gibt.«
    Matthias schauderte es. Er hatte schon immer den Verdacht gehabt, daß das Verfahren des Tabernakels, den Rocaan zu wählen, falsch war. Nach seinen ausführlichen Studien war er zu dem Schluß gekommen, daß der Titel des Rocaan ursprünglich durch Vererbung weitergegeben werden sollte.
    »Willst du damit sagen, daß auch Nicholas besondere Kräfte besitzt?« fragte er.
    »Wenn er aus dem Geschlecht des Roca stammt, ja«, stimmte Pausho zu. »Darum haben wir das Herrscherrecht der königlichen Familie niemals angezweifelt. Ihre Erbfolge ist ungebrochen.«
    »Das erklärt auch Gabe«, bemerkte der Junge.
    »Gabe?« fragte Matthias.
    Der Junge setzte zu einer Antwort an, aber der fremde Inselbewohner legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich glaube, für heute abend reicht es«, sagte er.
    »Was für ein Gabe?« beharrte Matthias.
    »Das spielt keine Rolle«, wich der Junge aus. »Aber vielleicht glaubst du mir jetzt endlich.«
    »Warum sollte ich«, erwiderte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher