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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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schläfrige Aud folgte ihm. Reece sah den beiden nach.
    »Jemand hätte vor Eurer Tür Wache halten sollen. Wäre das nicht die Aufgabe der Auds gewesen, Heiliger Herr?«
    Porciluna, der neben Matthias stand, schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. Matthias gab vor, es nicht zu bemerken. »Offensichtlich kümmert sich nur noch … Gott um mich«, entgegnete er trocken.
    Sein Herz schlug immer noch heftig, aber seinen Atem hatte er beinahe wieder unter Kontrolle. Reece warf Porciluna einen nachdenklichen Blick zu. Nicht alle Ältesten waren also damit einverstanden, daß der Rocaan geächtet wurde.
    Matthias legte eine Hand auf den Rücken und holte tief Luft. Er würde nichts mehr von dem Mann in seinem Zimmer erzählen. Niemand brauchte zu wissen, daß der Mann sich durch die Berührung mit Weihwasser grün verfärbte. Er würde der Sache selbst nachgehen. Der Mann mochte kein Fey sein, aber irgend etwas in ihm hatte eine Reaktion mit dem Weihwasser ausgelöst. Matthias meinte, schon einmal eine ähnliche Geschichte gehört zu haben. Vielleicht gelang es ihm, sich noch genauer daran zu erinnern.
    Die Daniten verließen jetzt seine Räume. »Habt Ihr ihn mit Weihwasser bespritzt, Heiliger Herr?« fragte ein Danite.
    Matthias nickte. »Warum?«
    »Neben Eurem Bett stand ein leeres Fläschchen, und die Decken sind naß. Wir haben einen Aud geschickt, um das Bettzeug zu wechseln, aber wir waren uns nicht sicher, ob der Eindringling nicht irgend etwas damit angestellt hat. Man kann gar nicht vorsichtig genug sein.«
    »Ja«, nickte Matthias. »Das ist wahr.«
    »Wenn Ihr ihn mit Weihwasser bespritzt habt«, sagte ein anderer Danite, »dann war es kein Fey. Kein Geruch, keine Leiche in Eurem Zimmer.«
    »Es hat ihn nur überrascht, das war alles«, sagte Matthias. Es war ein merkwürdiges Gefühl, die Daniten zu belügen. Früher einmal waren alle im Tabernakel aufrichtig gewesen.
    Porciluna beobachtete ihn. Matthias fühlte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken lief.
    Ein Aud kam die Stufen herauf. Er war schon älter und ging besonders vorsichtig, hatte die Hand beim Gehen auf den Rücken gelegt. Vor den Ältesten und Matthias blieb er stehen.
    »Sie haben im Hof nichts gefunden«, berichtete er. »Sieht aus, als wäre dem Eindringling die Flucht geglückt.«
    »Jemand muß in den Räumen des Rocaan bleiben«, sagte Reece.
    Matthias schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bleibe allein.«
    »Dann laßt uns wenigstens auf dem Balkon einen Aud postieren …«
    »Nein«, antwortete Porciluna. »Er zieht es vor, allein zu sein.«
    Porciluna war etwas zu rasch einer Meinung mit ihm. Matthias sah ihn an, bis Porciluna seinem Blick auswich. Dann drehte sich Matthias zu Reece um.
    »Ihr habt recht, Reece. Ein Aud auf dem Balkon ist sicher nützlich, dazu zwei weitere an der Tür.«
    Reece lächelte und berührte Matthias besänftigend am Arm. »Ich werde mich darum kümmern, Heiliger Herr.«
    Er verschwand. Trotz allem, was geschehen war, hatte Matthias immer noch Vertrauen zu Reece. Porciluna war derjenige, der schuldbewußt aussah. Matthias war nicht sicher, weswegen. Vielleicht nur, weil er unreine Gedanken hatte.
    Gedanken, den Rocaan zu entmachten.
    Linus entschuldigte sich und warf einen Blick in Matthias’ Räume. Die Daniten gingen die Treppe hinunter.
    Matthias’ Herzschlag war fast wieder normal. Plötzlich fühlte er sich so erschöpft wie schon lange nicht mehr. »Das hat bisher noch niemand geschafft«, sagte er leise zu Porciluna. »Niemand hat jemals einen Rocaan entmachtet.«
    »Aber eine ganze Menge sind unfreiwillig gegangen«, gab Porciluna zurück. »Ihr seid doch der Gelehrte. Welche Umstände haben denn dazu geführt?«
    »Wenn jeder Rocaan zurückträte, sobald die Ältesten mit seinen Handlungen nicht mehr einverstanden sind, wäre kein Rocaan lange im Amt geblieben.«
    »Kein Rocaan hat je gemordet.«
    »Ihr vergeßt den Fünfunddreißigsten Rocaan.«
    »Man sagt, bei diesen Toten habe es sich um Unglücksfälle gehandelt.«
    Matthias lächelte. »Passende Unglücksfälle, ermöglicht durch die Schießscharten, die er im Andachtsraum der alten Kirche anbringen ließ.« Matthias strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Laßt Euch von der Geschichte nicht zum Narren halten, Porciluna. Kein Rocaan war ein Heiliger. Sie waren alle nur allzu menschlich.«
    »Das weiß ich«, entgegnete Porciluna.
    »Dann bestraft mich nicht dafür, daß ich das Richtige getan habe. Älteste sind auch schon unter weniger
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