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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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was sie verletzen könnte.«
    Arianna umklammerte die Finger der Kinderfrau. »Das wollt’ ich auch nicht damit sagen«, sagte die Schwester, die es vermied, Solanda anzusehen. »Trotzdem gehört sich’s nicht, daß ein Neugeborenes Fellhaare einatmet.«
    »Du weißt doch gar nicht, was für so ein Kind gut oder schlecht ist«, erwiderte Solanda.
    Die junge Frau hielt Ariannas winziges Händchen mit ihren Fingern umschlungen. »Stimmt schon, ich weiß es nicht. Aber ich denke, daß sie auch nicht anders ist als die meisten anderen Säuglinge, nämlich schwach und hilflos, und daß sie viel Liebe braucht.«
    Solanda legte den Kopf zur Seite. Dieser Satz fesselte ihr Interesse. Sie ist schwach und hilflos und braucht viel Liebe. Niemand sprach jemals auf diese Weise von Fey-Kindern.
    »Und jetzt, wo ihre richtige Mama tot ist, da braucht sie ja fast noch mehr. Ihr Papa kann sich nicht so oft mit ihr abgeben. Jemand muß sich um sie kümmern.« Die Frau streichelte Ariannas dunklen Schopf.
    »Ich kümmere mich um sie«, sagte Solanda. »Ich bringe ihr alles bei, damit sie ein richtiges Kind wird. Ich arbeite mit ihr. Und du kümmerst dich um ihre körperlichen Bedürfnisse.«
    »Verzeiht, gnä’ Frau, aber in ihrem Alter ist das am wichtigsten.«
    Diese Kinderfrau war wirklich unerträglich. Aber sie wußte, wie man mit Katzen redete. Solange sie den Blick abgewandt hielt, konnte sie sich ganz normal mit Solanda unterhalten.
    »Dann versorge sie gut. Aber wenn sie wissen will, wie sie in dieser Welt überleben soll, schick sie zu mir«, sagte Solanda.
    »Ja, ist schon recht, gnä’ Frau. Ihr seid was Besonderes, das hab ich schon gemerkt. Genau wie sie, das arme Ding hier.«
    »Arm?« Solanda richtete sich auf und verlagerte ihr Hauptgewicht auf die Vorderpfoten. Ihr Schwanz zuckte.
    »Ach, ’tschuldigung, ich wollte Euch nicht beleidigen, tut mir wirklich leid. Das kommt von dem ganzen Gerede, seit sie auf der Welt ist, und von ihrem freien Zustand.«
    »Frei?« fragte Solanda. Sie fand es fesselnd und abstoßend zugleich, wie der Verstand dieser Frau arbeitete.
    »Na, wie nennt Ihr’s denn, gnä’ Frau?«
    »Sie Verwandelt sich.«
    »Na ja, aber nicht so wie Ihr. Aus Euch wird was anderes. Sie verändert sich nur.«
    Diese Beschreibung war höchstwahrscheinlich völlig zutreffend, wenn eine Person den Gestaltwandel nur von außen verfolgen konnte. Arianna versuchte genau dasselbe wie die meisten Kinder. Aber diese hatten dann ihre Form bereits gefunden. Sie versuchten ebenfalls, ihre Gestalt stückweise anzunehmen, bis ein Stück perfekt war, dann nahmen sie den nächsten Teil in Angriff. Sobald sie alle Stücke beieinander hatten, versuchten sie, ihre ganze Gestalt zu Wandeln.
    »Euren Leuten wird das nicht gefallen, oder?« fragte Solanda. Ihre größte Angst bestand darin, daß Arianna in der Kultur der Inselbewohner aufwuchs, nur um schließlich aus ihr verstoßen zu werden. Manchmal geriet Solanda in Versuchung, sie ins Schattenland zu bringen.
    Bis ihr wieder einfiel, daß sich auch Rugar dort aufhielt.
    Die Warnung der Schamanin wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Sie bereute es bereits, daß sie Coulter zu ihm gebracht hatte. Rugar sollte nicht noch mächtiger werden. Sein Verhalten bei Jewels Tod war unerträglich gewesen.
    Eigentlich war er schon immer unerträglich gewesen.
    Das durfte sie niemals vergessen.
    Der Lehmklumpen stieß einen Schrei aus. Die Kinderfrau drehte sich um, und er hob die Arme. Seit Jewels Tod tat er das häufig. Hätte Solanda nicht bestimmt gewußt, daß es nur ein lebloser Klumpen Lehm war, hätte sie vermutet, daß er getröstet werden wollte.
    Die Kinderfrau löste ihre Hand aus Ariannas Umklammerung, ging zu dem Klumpen und hob ihn schnaufend hoch. Er barg das Gesicht an ihrer Schulter, seufzte, schluchzte einmal kurz auf und seufzte erneut. Die Frau klopfte ihm beruhigend auf den Rücken und gurrte, als wäre er ein richtiger Junge.
    Solanda stöhnte. Mysterien des Kinderzimmers. Wenn sie nicht irgendeinen Weg fand, sich ab und zu hinauszuschleichen, dann drehte sie bald durch. Der ganze Frühling würde vorbeigehen, ohne daß sie auch nur einen frischen Grashalm verspeist oder im frisch umgegrabenen Boden gewühlt hatte.
    Sie sprang vom Tisch und ging mit aufgerichtetem Schwanz zu ihren Kleidern. Dann Verwandelte sie sich, fühlte, wie ihr Fell mit der Haut verschmolz, ihre Glieder sich streckten und ihr Schwanz sich zusammenzog. In ihrer Fey-Gestalt wirkte der Raum
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