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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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noch kleiner und beengter. Und die Frühlingsgefühle wurden noch viel lebhafter, wenn sie menschliche Gestalt annahm. Sie mußte bald mit Nicholas über seine zukünftige Politik reden und herausfinden, wie er Jewels Tod rächen wollte. Je eher es keine Bedrohungen mehr für Arianna gab, desto schneller durfte Solanda in den Garten.
    Immer wenn sie sich in eine Fey Verwandelte, wurde ihr sofort kalt. Sie streifte sich ihr Gewand über und dankte im stillen für dessen seidige Wärme. Vielleicht konnte sie die Frau dazu bringen, ihr in einigen Tagen Inselkleidung zu besorgen. Vielleicht sah sie dann aus wie alle hier.
    Vielleicht.
    Im Moment reichte das Gewand aus. Nicholas hatte darauf bestanden. Er sagte, er wolle seine beiden Kinder nicht mit einer nackten Frau allein lassen.
    Für kurze Zeit hatte sie noch etwas anderes dahinter vermutet, aber dann begriff sie plötzlich, daß er sie gar nicht wahrnahm. Er sah niemanden außer Arianna, und wahrscheinlich sah er sie auch nur, weil sie das letzte noch bestehende Bindeglied zwischen ihm und Jewel war.
    Erstaunlich, daß er den Lehmklumpen niemals als Teil von Jewel betrachtet hatte.
    Das Neugeborene krähte und lachte hinter ihr. Solanda hätte niemals vermutet, daß ein so kleines Kind schon lachen konnte, aber Arianna tat es. Sie lachte und gluckste und schien einem dabei direkt in die Augen zu sehen.
    Wieder lachte die Kleine. Solanda zupfte die Ärmel ihres Gewandes zurecht und band sich dann eine Schärpe um die Taille. Ihre bloßen Füße waren kalt. Wenn der Kammerdiener das Frühstück brachte, mußte sie ihn um ein neues Feuer bitten. Und wenn dann alle bis auf die Kinderfrau wieder gegangen waren, würde sie es sich davor gemütlich machen und ein Nickerchen halten.
    Ariannas Kichern riß mit einem Mal ab. Solanda wirbelte herum. Das Kind war halb Verwandelt. Nacken und Brust Katze, der Kopf jedoch unverändert geblieben.
    Sie würgte.
    Das Atmungssystem der Katzen war zu klein für den menschlichen Kopf. Das war Solandas Fehler. Schon jetzt beobachtete Arianna sie und ahmte alles nach.
    Mit einem Satz stand sie neben der Wiege. Die Kinderfrau schien noch nichts bemerkt zu haben. Arianna strampelte mit den Beinen und riß mit den kleinen Händen an ihrer Kehle. Aber sie Verwandelte sich nicht zurück.
    »Leg diesen Klumpen hin und komm her«, befahl Solanda der Kinderfrau.
    »Er ist so traurig. Der weiß, daß seine Mami gestorben ist.«
    »Mir egal. Wenn du mir nicht hilfst, wird seine Schwester auch gleich sterben.«
    »O Gottogott. Nich’ noch einer.«
    Solanda packte Ariannas Hand. Ihre Augen waren weit aufgerissen und voller Angst, die blauen Pupillen fast schwarz. Die Kinderfrau setzte den Klumpen auf den Boden – viel zu langsam für Solandas Geschmack – und stellte sich neben ihr ans Bettchen.
    »Ich versteh’ nichts von eurem Zauber«, sagte die Schwester.
    »Egal«, gab Solanda zurück. »Du mußt sie festhalten, sie darf sich nicht bewegen. Hast du verstanden?«
    »Ja, gnä’ Frau.«
    Die Kinderfrau legte die Hände auf Ariannas verformte Schultern.
    »Und auf keinen Fall ihr Fell berühren.«
    »Entschuldigung.« Die Kinderfrau umfaßte Ariannas Taille mit der einen Hand und die Hand des Kindes mit der anderen. Arianna strampelte immer noch wie wild. Ihr Gesicht hatte sich blau verfärbt.
    Solanda strich über Ariannas Kinn und befühlte die Nahtstelle zwischen Pelz und Haut. Sie zog die Haut herunter, aber das half nichts. Arianna verfiel in Panik und kämpfte gegen Solanda an.
    »Hilf mir, meine Kleine«, flüsterte Solanda auf Fey. »Hilf mir.«
    Aber Arianna warf den Kopf hin und her und trat hektisch mit ihren Beinen in alle Richtungen.
    »Ich habe gesagt, du sollst sie festhalten!« brauste Solanda in der Inselsprache auf.
    »Dafür brauch’ ich noch ein Paar Hände«, entgegnete die Kinderfrau.
    Unfähiges Ding. »Dann halte ihr wenigstens Kopf und Körper fest. Und sorg dafür, daß ihre Hände mich nicht berühren.«
    »In Ordnung.«
    Solanda biß sich auf die Unterlippe. Die beiden anderen Male hatte sie Arianna dazu angeleitet, sich selbst zurückzuwandeln. Das funktionierte jetzt nicht. Sie mußte den Wandel selbst auslösen.
    Sie hoffte nur, daß sie das konnte.
    Ariannas winzige Zunge war jetzt zwischen den Lippen zu sehen. Solanda packte Ariannas Schulter und zwang sich dazu, sich ganz langsam zu Verwandeln. Sie fing mit den Händen an. Aus ihren Nägeln wurden Klauen, aus den Händen Pfoten, Fell wuchs auf ihrer Haut.
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