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Feurige Küsse

Feurige Küsse

Titel: Feurige Küsse
Autoren: Susanna Calaverno
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war. Dorthin, wo er ihr nicht folgen konnte. Sie würde dafür sorgen, dass ihre Telefonnummer nirgends erscheinen würde. Manchen Männern konnte man anders nicht vermitteln, dass es nicht darauf ankam, ob beide die Trennung wollten, sondern dass es reichte, wenn einer der beiden der Meinung war, sie passten nicht zusammen.
    Wie lästig waren die endlosen Diskussionen gewesen, in denen sie ihn von der Unsinnigkeit und er sie vom Weiterversuchen überzeugen wollte. Ihm ging es nicht in den Kopf, dass es sie nicht antörnte, wenn ein Mann sie genau so berührte, wie sie ihm das – auf seinen Wunsch hin – zuvor erklärt hatte. Hätte bloß noch gefehlt, dass er sie dabei gefragt hätte, ob er es richtig mache. Keine Fantasie, kein Erspüren dessen, was sich der Partner in einer bestimmten Situation gerade wünscht. Taub wie ein Stück Holz. Wie oft hatte sie Lust vorgetäuscht, nur um dieses entsetzliche Herumfingern, das stümperhafte Gedrücke und Gezerre zu beenden. Und hinterher, um den Frust wenigstens ein bisschen loszuwerden, hatte sie es sich oft in einer stillen Ecke oder unter der gemeinsamen Bettdecke, wenn er längst befriedigt schnarchte, selbst gemacht. Was für eine Farce!
    Wütend bohrte Simone ihren spitzen Schuh in den Karton mit der Aufschrift Bettwäsche . Scheiße, dass man wegen so einem Blindgänger sein Leben komplett umkrempeln musste! Manche waren einfach wie Kletten, die wurde man nicht wieder los! Doch jetzt war sie wegen einer Stellenanzeige in dieser Kleinstadt gelandet, und konnte von vorn anfangen. In jeder Beziehung.
    Ihr Blick fiel auf den Haufen Bretter, der den Durchgang zum Flur versperrte. Das Schuhregal von IKEA. Ihr erster Versuch, es allein zusammenzubauen, war fehlgeschlagen. Auf den Zeichnungen sah immer alles so einfach aus. Sie brauchte einen Hammer und verschiedene Schraubenzieher. Die Werkzeugkiste war noch im Auto.
     
    ***
     
    Simone wartete vor dem Fahrstuhl, der gerade auf dem Weg nach oben war. Als die Türen auseinanderglitten, sah sie zunächst nur einen Bananenkarton, hinter dem sich jemand verbarg, dessen Haare sehr kurz geschnitten waren. Als er die Wohnungstür neben ihrer ansteuerte, konnte sie noch die schlanke Figur in Lederjacke und Jeans betrachten, bevor sie selbst im Fahrstuhl verschwand. Vielleicht auch jemand, der gerade einzieht, dachte sie noch.
    Die Werkzeugkiste in der Hand, betrat sie kurz darauf wieder den Fahrstuhl, um nach oben zu fahren. Während sie ihre Tür aufschloss, kam aus der Nachbarwohnung gerade eine junge Frau im Sommerkleid. Vermutlich ein junges Paar, nahm  Simone an und widmete sich sodann wieder dem schwierigen Problem, die richtigen Schrauben in die dafür vorgesehenen Löcher zu drehen. Nach einer Stunde gab sie fluchend auf und hockte sich auf den Boden. In ihrem Kopf mäanderten immerzu dieselben Sätze: Warum immer ich? Was mache ich nur falsch? Die Männer, die ich liebe, verlassen mich; die Typen, denen ich den Laufpass gebe, scheinen auf dem Ohr taub zu sein.
    Selbstmitleid. Sie kannte dieses Schwelgen im Sumpf fruchtloser Selbstbefragung nur zu gut. Wollte sie vielleicht zu viel? Vom Leben, von den Männern? Eine eierlegende Wollmilchsau, die Quadratur des Kreises? War es überhaupt realistisch, wenn sie alles in einem Menschen suchte: Den intelligenten Gesprächspartner, den einfühlsamen Zuhörer und den fantasievollen Liebhaber? Gab es das wirklich? Oder sollte sie versuchen, für jeden Bereich einen anderen Mann zu finden? Statt Lebensabschnittsgefährten – Lebensbereichspartner?
    War sie überhaupt in der Situation, Ansprüche zu stellen? Was hatte sie selbst im Gegenzug einem Mann denn zu bieten?
    Simone erhob sich ächzend und ging ins Bad, wo sie lange in den Spiegel starrte. Das, was sie sah, gefiel ihr nicht besonders. Ein durchschnittliches Gesicht, dem die Anstrengungen der letzten Wochen deutlich anzusehen waren: stumpfes, strähniges Haar, das dringend mal wieder einen guten Friseur brauchte, und Falten, wo, soweit sie sich erinnerte, beim letzten kritischen Check noch keine gewesen waren. Tja, liebe Simone, mit dir ist auch keine Schönheitskonkurrenz zu gewinnen!
    Frustriert begann sie die Küchenschränke einzuräumen, um wenigstens einige der Kartons zu leeren, die die kleine Wohnung verstopften.
    Als sie todmüde versuchte, Schlaf zu finden, drangen durch die Wand eindeutige Kopulationsgeräusche an ihr Ohr.
    Auch das noch, dachte sie. Musste sie hier vorgeführt bekommen, wie geil es sein
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