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Feurige Küsse

Feurige Küsse

Titel: Feurige Küsse
Autoren: Susanna Calaverno
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Aufstöhnen zog er sich zurück. „Gute Nacht“, flüsterte er. Im nächsten Augenblick war er um die Hausecke verschwunden, als hätte sie alles nur geträumt. Unbewusst fuhr sie mit dem Zeigefinger über ihre prickelnde Unterlippe.
    Ob sie bis Heiligabend warten konnte, ohne verrückt zu werden?
     
    Sie musste zugeben: Die ungewöhnliche Art der Werbung verfehlte ihre Wirkung nicht. Einmal nicht sofort den körperlichen Bedürfnissen nachzugeben, sich auf die lustvolle Qual des Wartens einzulassen, machte ihre Beziehung zu Max Thiele zu etwas ganz Besonderem.
    Im dunklen Kinosaal neben ihm zu sitzen und verstohlen sein Profil zu bewundern; durch die Kunstgalerie zu schlendern und mit ihm die Vorzüge und Schwächen der ausgestellten Bilder zu erörtern – all das brachte sie einander näher, als sie es unter anderen Umständen zugelassen hätte. Fast erschreckt ertappte sie sich dabei, wie sie ihm ohne Scheu von der bizarren Spieluhr erzählte.
    „Ein tolles Stück. Übrigens original Biedermeier“, sagte er. „Nur waren die Leute gar nicht so bieder, wie sie es sich und ihrer Umwelt weismachen wollten. Deine Tante war ganz begeistert davon.“
    „Woher kennt ihr euch eigentlich?“, fragte Elke neugierig.
    „Du wirst es nicht glauben – oder vermutlich doch: von einer Erotika-Versteigerung“, schmunzelte er. „Da habe ich ihr das gute Stück vor der Nase weggeschnappt. Nachher kamen wir ins Gespräch, und seitdem schaut sie immer mal wieder bei mir vorbei. – Eine ungewöhnliche alte Dame, deine Tante Annelie.“
    Elke nickte nur.
     
    Am vierten Advent gingen sie zu einem Tanztee. „Ich habe seit Jahren nicht mehr getanzt“, gestand sie und beobachtete skeptisch die Paare, die alle den Eindruck versierter Tänzer machten.
    „Ich auch nicht“, sagte Max und grinste sie spitzbübisch an. „Nur schade, dass deine Tante nicht zusieht, was sie hier angerichtet hat!“
    Tatsächlich ging es dann aber nach den ersten unsicheren Schritten besser als erwartet, und bald begann Elke, die Nähe und den Körperkontakt zu genießen. Es war aufregend, seinen Körper so nah an ihrem zu spüren und doch nicht das tun zu dürfen, wonach ihr der Sinn stand. Allein die Vorstellung, ihm die Kleider herunterzureißen und seinen Körper nackt zu sehen, erregte sie so, dass sie fast aus dem Rhythmus gekommen wäre.
    Als er sie an diesem Abend nach Hause begleitete, fiel es ihr so schwer wie noch nie zuvor, ihn gehen zu lassen. Obwohl es spät war, wälzte sie sich in ihrem Bett noch lange hin und her. 
     
    Die letzten Tage vor Weihnachten wurde der Kalender geradezu hektisch betriebsam: Mal schickte er sie neue Bettwäsche kaufen, dann Kerzen, dann Champagner. Allmählich nahm das Endszenario Gestalt an. Offensichtlich würde sie den Heiligen Abend mit Max in ihrer Wohnung verbringen. Die letzten Jahre hatte sie immer Tante Annelie besucht, aber dieses Jahr hatte die sich bereits vor einigen Tagen verabschiedet. „Für meine alten Knochen ist die südliche Wärme angenehmer, als dieses Nieselwetter“, hatte sie erklärt und mit einem schelmischen Zwinkern hinzugefügt: „Du wirst mich nicht vermissen!“
    Elke war tatsächlich rot geworden, hatte aber nicht widersprochen.
     
    Als sie am 24. Dezember das letzte Überraschungspäckchen öffnete, fühlte sie sich fast wie ein Kind, das weiß: Heute ist endlich Weihnachten! Das Warten ist zu Ende. Gespannt löste sie das Siegel und entfaltete den letzten Zettel. Es war die Lieferzusage eines Catering-Service, der ihr für 19.00 Uhr diverse kalte Platten und Salate, eine Flasche Veuve Clicquot sowie ein frisch gebackenes Baguette ankündigte. Sie hatte also den ganzen Tag Zeit, sich und den Weihnachtsbaum zu schmücken, den sie bei dem Blumenladen in der Nähe erstanden hatte.
    Um 18.00 Uhr war alles fertig gerichtet, das Bett bezogen, der Tisch gedeckt, und sie begann, nervös durch die Räume zu laufen. Das Klingeln an der Tür ließ sie zusammenfahren, aber es war nur der Catering-Service. Kaum hatte sie alles aufgetragen, als die Türklingel erneut anschlug. Max!
    Mit klopfendem Herzen riss sie die Tür auf. Und hätte sie fast wieder zugeschlagen: Vor ihr stand ein Nikolaus in rotem Mantel, weißem, Bart und einem Sack über der Schulter. Was sollte denn das jetzt? Ehe sie sich gefasst hatte, brummte die Gestalt: „Von drauß’ vom Walde komm ich her, ich kann euch sagen, es weihnachtet sehr. Allüberall auf den Tannenspitzen, sah ich goldene Lichtlein blitzen
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