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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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Hufeisen und raunte ihm ins Ohr, dass er dem Pfarrer ruhig sagen könnte, dass dieser nicht nur eine Beerdigung, sondern auch eine Hochzeit abhalten müsse. Gleich darauf nahm Bríd Ionatán bei der Hand und warf ihm einen fragenden Blick zu. Als er nickte, lächelte sie glücklich.
    Ciara aber sah mit einem leuchtenden Blick zu Ferdinand auf und breitete die Arme aus. »Jetzt bin ich frei für dich!«

12.
    S echs Jahre waren seit jenen schicksalshaften Tagen vergangen. Die Sonne schien warm, und an den Kirschbäumen im Schlosspark leuchteten die reifen Kirschen. Vom Schloss bis zum Pförtnerhaus waren die fröhlichen Stimmen der Kinder zu vernehmen, die sich an den Früchten gütlich taten.
    Just in dem Augenblick kam ein junger Mann die Straße vom Dorf herauf und blieb vor dem Tor stehen. Er trug weite, graue Hosen und darüber eine grüne Weste. Seinen Rock hatte er abgelegt und hielt ihn über dem Arm. An seiner Hüfte hing ein Kurzschwert, und im Gürtel steckte eine Pistole. Trotz seiner Waffen wirkte er friedlich und bemühte sich, diesen Eindruck auch beizubehalten, als der alte Hans aus dem Pförtnerhaus trat.
    »Gott zum Gruß! Bin ich hier richtig bei der Herrschaft Kirchberg?«, begann der Fremde in einem fremdartig klingenden Deutsch.
    »Ja, das ist der Besitz des Herrn Ferdinand von Kirchberg. Was wollt Ihr hier?«
    »Ferdinand?« Für einen Augenblick schien der andere verwirrt, lachte dann aber den Alten an.
    »Wenn es erlaubt ist, würde ich gerne mit Herrn Ferdinand sprechen und ihm Grüße von Freunden ausrichten.«
    »Grüße wollt Ihr ausrichten?« Hans wusste noch immer nicht, ob er den Reisenden als Herrn von Stand oder einen gewöhnlichen Bürger ansehen sollte. Schließlich aber sagte er sich, dass sein Herr selbst wissen müsse, wie er den Mann empfangen wolle, und öffnete die Tür. Danach blies er in eine Weidenpfeife, deren durchdringender Ton bis zum Schloss hinüber hallte.
    »Es wird gleich jemand kommen und sich Eurer annehmen«, erklärte Hans und sah den Fremden neugierig an. »Habt Ihr Durst?«
    »Gegen einen kühlen Trunk hätte ich nichts einzuwenden!«, erwiderte dieser munter.
    Kurz darauf hielten sowohl er wie auch Hans einen vollen Krug in der Hand und stießen miteinander an. »Auf dein Wohl, mein Freund«, sagte der junge Mann und sah sich ungeniert um. »Ihr habt es schön hier.«
    Damit gewann er Hans’ Sympathie. »Das ist schon ein schönes Fleckerl unter Gottes Himmelszelt. Woanders als hier möchte ich nirgends leben.«
    Für einen Augenblick huschte ein trauriger Ausdruck über das Gesicht des Besuchers. Er atmete tief durch und sah dann einen Mann vom Schloss herüberkommen.
    »He, Jonathan, bring den Fremden hier zum Herrn!«, rief Hans diesem zu.
    Beim Namen Jonathan kniff der Fremde die Augen zusammen und musterte den Diener durchdringend. Plötzlich begann er zu lächeln und deutete einen Gruß an. »Ich würde mich freuen, wenn du mich zu Herrn Ferdinand von Kirchberg bringen könntest!«
    »Der Fremde überbringt Grüße von Freunden des Herrn«, setzte Hans dazu.
    »Da ist es nicht weit zu gehen, denn die Herrschaften sind bei dem großen Kirschbaum zu finden!« Ionatán, der sich jetzt wie hier gebräuchlich Jonathan schrieb, forderte den Fremden auf, mitzukommen, und schritt ihm voran.
    Kurz darauf erreichten sie den Obstgarten des Schlosses. Dort hatte sich eine fröhliche Gesellschaft versammelt und sah einem jungen Diener zu, der auf einer Leiter stand, Kirschen pflückte und diese Saraid hinabreichte. Diese verteilte die Früchte unter den Kindern. Der fünfjährige Andreas Oisin von Kirchberg forderte die meisten für sich, doch seine Mutter ermahnte ihn, nicht so gierig zu sein, damit der um zwei Jahre jüngere Franz Buirre und die anderen Kinder ihren Anteil erhielten.
    Ferdinand, der seit dem Tod seines Onkels vor einem Jahr Herr auf Kirchberg war, stand neben seiner Gemahlin und tadelte seinen Ältesten, als dieser Saraids und Hufeisens Tochter, der kleinen Dairíne, die Kirschen wegnehmen wollte, die Ciara ihr gegeben hatte.
    »Du benimmst dich wie ein Raubritter, mein Sohn, und nicht wie ein Edelmann!«
    »Ich … Tut mir leid! Die Kirschen schmecken einfach so gut«, antwortete der Junge.
    »Das tun sie Dairíne aber auch«, erklärte sein Vater. »Außerdem sind so viele Kirschen am Baum, dass sie für alle reichen.«
    Ferdinands Worte brachten den Jungen zum Nachdenken. Als Saraid ihm die nächste Handvoll Kirschen reichte, gab er zwei
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