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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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doch Ciara hielt sie fest und trat vorsichtig auf die Treppe. Im selben Augenblick klang ein scharfes Zischen auf, und der Geruch verbrannten Pulvers erfüllte die Luft.

11.
    D ie Nähe des Pulvers hatte Simon nicht schlafen lassen, und daher war er bis zum Morgen unruhig hin und her gegangen. Als es draußen endlich dämmerte, herrschte im Pulverkeller ein fahles Licht, in dem er kaum mehr als einige Umrisse erkennen konnte. Eines aber begriff er rasch: Die Vorräte an Schießpulver waren nicht mehr so reichlich wie in seiner Jugendzeit. Er fand nur drei volle Fässer, jedes etwa einen halben Zentner schwer, und ein fast leeres, dem er zunächst keinen zweiten Blick schenkte.
    Da das Pulver im Erdgeschoss explodieren musste, um auch den Söller zu zerstören, schaffte er die Fässer mit viel Mühe die steinerne Treppe hinauf. Dort rollte er sie bis an den dicken Eichenbalken, der den Zwischenboden und das Dach des Turms stützte. Eine Explosion an dieser Stelle würde die Decken einstürzen lassen. Grinsend stellte er sich vor, wie die zerfetzten Körper seiner Verwandten vom Feuer verzehrt würden. Da erst fiel ihm ein, dass er das Schießpulver zünden musste, ohne sich selbst in die Luft zu sprengen.
    »Ich brauche eine Lunte«, murmelte er und machte sich auf die Suche. Im Pulverkeller fand er nichts. Dafür entdeckte er im Erdgeschoss des Turms zwischen ein paar alten Kisten und unbrauchbaren Gerätschaften ein zu einer Rolle gedrehtes Seil. Er schnitt mit dem Dolch ein Stück ab und faserte es auf, bis er drei mehrere Ellen lange Schnüre in der Hand hielt. Diese rieb er mit dem losen Schießpulver aus dem fast leeren Fass ein und stopfte sie mit einem Ende tief in die vollen Fässer.
    Geräusche, die von oben herabdrangen, verrieten ihm, dass seine Verwandten erschienen waren. Simon vernahm die Stimme seines Onkels und die von Ferdinand und hörte kurz darauf auch Irmberga und Ciara miteinander reden.
    Nun musste er nur noch die Schnüre anzünden, zur Tür hinauslaufen und sich hinter den Büschen im Park verstecken. Von dort aus würde er zusehen, wie Franz und die anderen mit einem weithin hallenden Knall zur Hölle fuhren, dachte er zufrieden, sah dann aber das nächste Problem vor sich. Schlüge er jetzt mit seinem Feuerzeug Funken, konnte einer davon in ein Fass springen und das Pulver zünden. Selbst wenn dies nicht geschah, mochte die erste Lunte bereits abgebrannt sein, bevor er die letzte zum Brennen gebracht hatte. Nur auf eine einzige Lunte wollte er sich jedoch nicht verlassen, da diese verlöschen konnte.
    Nach kurzem Nachdenken schnitt er ein Stück von einer der drei Lunten ab, um sie als Fidibus zu benützen. Danach holte er noch etwas Pulver aus dem Keller, steckte das Ende des Luntenstücks hinein und hantierte in gehörigem Abstand zu den drei Pulverfässern mit Stahl und Feuerstein. Er brauchte mehrere Versuche, bis einer der Funken in das kleine Pulverhäufchen sprang und die Lunte zündete, anstatt zu verpuffen. Zu seiner Erleichterung glomm schließlich das Ende des Luntenstücks auf. Er blies darauf, um die Glut anzuheizen, und zündete die Lunte des ersten Fasses an.
    Erst als diese anbrannte, erkannte Simon, dass es jene war, von der er das Stück abgeschnitten hatte. So schnell er konnte, entzündete er noch die beiden anderen, warf seinen Fidibus weg und sauste zur Tür. Gerade, als er sie öffnete, hörte er hastige Schritte auf der Treppe und einen wütenden Schrei.
    »Simon!« Und dann: »Er hat Lunten angezündet!«
    Im nächsten Augenblick hatte Ciara ihn gepackt und versuchte, ihn festzuhalten. Simon versetzte ihr einen Stoß, der sie gegen Gamhain taumeln ließ, und sprang zur Tür hinaus.
    Ferdinand war Ciara gefolgt und wollte hinter Simon her. Da hielt Ciara ihn fest. »Die Lunten! Wir müssen sie aus den Fässern ziehen!«
    Ohne sich zu besinnen, eilte Ferdinand zu dem nächsten Fass und zerrte an der Lunte. Ciara nahm sich die zweite Lunte vor, doch als Hufeisen herabkam und die Lunte des dritten Fasses herauszerren wollte, war diese fast abgebrannt und nicht mehr zu greifen. Ohne nachzudenken, riss Hufeisen das Fass hoch und schrie:
    »Die Tür auf und haltet Gamhain zurück!«
    Da Ciara näher an der Tür war als Ferdinand, riss sie diese auf. Gamhain wollte sofort hinaus, doch Ferdinand erwischte die Hündin gerade noch.
    Während er das widerstrebende Tier niederrang, schleuderte Hufeisen das Fass mit aller Kraft ins Freie. Ciara schlug sofort die Tür zu und
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