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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende
Autoren: Eve Silver
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Sutekhs Diensten stand, war ihm noch kein einziger von ihnen begegnet. Das mit den tieferen Schichten schien sich zu bestätigen.
    Als sie draußen waren, blieb sie am Bordstein stehen und schaute unschlüssig die Straße hinauf und hinunter.
    „Zu dir oder zu mir?“, fragte Lokan. Er dachte immer noch, dass diese Szene nicht real war, dass gleich aus irgendeiner Seitenstraße ein Haufen gleichaltriger Freunde von ihr hervorstürzen würde, um ihr albern kichernd zu einer gewonnenen Wette zu gratulieren. Diese Frau war einfach nicht der Typ dafür, aus einer Bar einen One-Night-Stand abzuschleppen.
    Aber sie sah ihn nur stumm an und maß ihn eingehend von Kopf bis Fuß mit einem Blick, als wollte sie seine Anzuggröße taxieren. Ihr Benehmen hatte definitiv etwas Irritierendes an sich. Aber trotzdem machte ihr Verhalten ihn neugierig. Welche Knöpfe musste man bei ihr drücken, damit sie ansprang? Solche Herausforderungen hatten ihn schon immer gereizt.
    „Du siehst gut aus“, meinte sie in einem Ton, der so nüchtern und sachlich klang, dass es unmöglich als Kompliment gemeint sein konnte. „Auch wenn das in diesem Fall keine Rolle spielt.“
    Lokan lachte. „Hast du jemals überlegt, was du so redest?“
    Sie schlug die Hand vor den Mund und machte ein betroffenes Gesicht. „Oh, tut mir leid“, sagte sie leise. „So hatte ich das nicht gemeint.“
    „Aber klar. Dich reizt natürlich nicht das Aussehen, sondern eher der funkelnde, vor Witz sprühende Intellekt, den du an mir in unserem tiefsinnigen Gespräch eben in der Bar selbstverständlich wahrgenommen hast.“
    „Nein. Ja … Quatsch.“ Sie schüttelte unwillig den Kopf. „Alles, was ich will, ist Sex.“
    Er lachte wieder. Er konnte nicht anders. Sie zog die Brauen zusammen und sah dabei gleichzeitig reichlich verwirrt und bezaubernd aus. Er war versucht, ihr sacht über die Stirn zu streichen, um diese beiden steilen Falten zwischen ihren Brauen zu glätten, ließ es aber besser sein. Wenn er sie jetzt anfasste, könnte sie zurückschrecken, und das wollte er nun auch nicht mehr.
    „Wie wär’s, wenn ich mich erst einmal vorstelle? Ich heiße Lokan. Lokan Krayl.“ Er streckte ihr artig die Hand hin.
    Sie blickte nur wie geistesabwesend auf diese Hand. Er wolltesie gerade wieder wegnehmen, da schlug sie doch ein und sagte: „Ich bin Bryn … äh … Carr. Ich meine Carrie.“
    „Was denn nun? Bryn oder Carrie?“ Sie wirkte so nervös, dass er erwartet hätte, dass ihre Hand kalt und feucht sein würde. Aber sie fühlte sich warm und weich an, und unwillkürlich drückte er ein wenig zu und hielt sie fest, als sie ihre Hand zurückziehen wollte. Er strich ihr mit dem Daumen über den Handrücken und spürte ihre zarten Knöchel.
    „Belassen wir es für heute bei Carrie“, meinte sie und starrte unverwandt auf ihre Hand, die von seiner nicht losgelassen wurde. Sie machte keinen Versuch mehr, sie wegzuziehen, schnappte aber nach Luft, als er ihr noch einmal mit dem Daumen darüberstrich. „Du kannst auch gerne Bryn zu mir sagen.“
    „Okay. Und das wäre dann dein richtiger Name?“
    „Spielt das eine Rolle?“ Sie lächelte tapfer, obwohl sie wusste, dass sie schon wieder etwas falsch gemacht hatte.
    „Hattest du tatsächlich vor, einen falschen Namen zu benutzen?“
    „Ja, hatte ich. Aber ich bin nicht besonders gut in solchen Räuber-und-Gendarm-Geschichten. Und …“, sie machte mit der freien Hand eine vage Geste, „… in anderen auch nicht.“
    „In was für anderen?“
    „Na ja, dies hier.“ Sie zeigte zwischen ihnen beiden hin und her. „Das mit uns.“
    „Ach so, du meinst, jemanden an der Bar anzusprechen und dann abzuschleppen?“ Er fand die ganze Unterhaltung höchst amüsant.
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Ihre Augen glänzten im Licht der Straßenlaterne. Schöne, sehr schöne Augen, dachte er. Er konnte ihre Haut und ihr Haar riechen und beugte sich etwas vor, um dem Duft näher zu kommen. Herrlich, zum Anbeißen. Am liebsten hätte er ihr am Hals entlanggeleckt.
    „Du riechst gut, wie frisch gebackene Weihnachtsplätzchen“, sagte er leise. „Und ich habe eine Schwäche für Süßes.“
    „Ich hatte kein Parfüm. Normalerweise trage ich keines. Aberda ich heute in diese Bar kommen wollte, habe ich mir gedacht, dass es vielleicht doch besser wäre. Ich habe mal gelesen, dass man auch Vanillearoma nehmen kann.“ Die Sätze sprudelten nur so aus ihr hervor. „Übrigens backe ich tatsächlich sehr gern.
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