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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende
Autoren: Eve Silver
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auch Lokan in den Fahrstuhl, blieb aber gleich an der Tür stehen. „Rede nur.“
    „Wirklich?“
    „Ja. Ich höre dir gern zu, wenn du redest.“
    „Im Ernst?“
    Er lachte. „Ja. Warum wundert dich das?“
    Etwas flackerte in ihrem Blick. Sie zuckte die Achseln. „Ich denke, ich rede so viel, dass die Leute einfach abschalten, wenn ich den Mund aufmache.“
    „Ihr Fehler.“
    Der Blick, den sie ihm daraufhin zuwarf, hatte nichts mehr mit Flirten und ihrem anfänglichen Kokettieren zu tun. Er wirkte eher nachdenklich, beinahe erschrocken, als sei sie bei ihm auf viel mehr gestoßen, als sie erwartet hatte.
    Lokan schüttelte unmerklich den Kopf. Ihre Art belustigte ihn, und gleichzeitig schwirrte ihm der Kopf davon. Für eine Frau, die behauptet hatte, dass sie nichts als Sex sucht, unternahm sie erstaunlich wenig, um an ihr Ziel zu kommen. Aber es war gar nicht ihr Benehmen, das ihn am meisten irritierte. Worüber er sich viel mehr wunderte, war seine eigene Reaktion auf diese Frau. Es war nicht gelogen gewesen. Er hörte ihr wirklich gerne zu und mochte ihre Stimme. Sie hatte eine Arglosigkeit an sich, der er selten begegnet war. Wenn er sonst an einer Unterhaltung teilnahm, war er es gewohnt, genau auf jeden Unterton zu achten, um zu entschlüsseln, was wirklich gemeint war.
    Bei Bryn konnte man sich das getrost sparen und ihr eins zu eins abnehmen, was sie sagte. Meistens waren es Rezepte. Lokan verfiel für einen flüchtigen Augenblick auf die Idee, dass er, nachdem sie miteinander geschlafen hatten, den Wunsch verspüren könnte, sie ein wenig näher kennenzulernen, vielleicht um das eine oder andere ihrer Backrezepte zu testen …
    Damit begab er sich jedoch auf gefährliches Glatteis. Gegen eine Affäre für eine oder auch zwei Nächte war nichts einzuwenden. Aber eine Beziehung zu einer Sterblichen welcher Art auch immer war ein Ding der Unmöglichkeit. Da waren die Komplikationen schon programmiert. Irgendwann würde seine Partnerin mehr von ihm wissen wollen, Dinge, die er unmöglich preisgeben konnte. Irgendwann würde ihr auffallen, dass sie selbst alterte, er aber nicht. Irgendwann würde ihm gar nichts anderes übrig bleiben, als sich in Lügen zu flüchten.
    Trotz seiner Ermunterung sagte Bryn immer noch nichts. Sie stand einfach da und starrte ihn an. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Aus ihrer Miene sprach nicht bloß Nervosität. Das war die blanke Furcht.
    Er trat auf sie zu und strich ihr sanft über die Wange. „Hey, hör zu“, sagte er, „wir setzen uns hier nicht unter Druck. Wir müssen doch auch gar nicht …“
    Weiter kam er nicht. Mit einem unartikulierten Laut griff sie ihm mit beiden Händen ins Haar, zog ihn an sich und küsste ihn wild. Ihre Zunge suchte seine, spielte damit, reizte ihn, sodass ihr Verlangen auf ihn übersprang und sein Blut in Wallung brachte. Er staunte nicht schlecht. Von null auf hundert in vier Sekunden, und dabei wusste sie vermutlich selbst nicht einmal, was für ein scharfes Mädchen sie war.
    Er drückte sie gegen die Wand und schob ihr den Oberschenkel zwischen die Beine. Wieder kam ein leiser Laut von ihr, etwas zwischen Seufzen und Stöhnen. Nun ergriff er die Initiative, biss ihr sanft in die Unterlippe und sog daran. Mit fliegenden Fingern knöpfte sie ihm das Hemd auf, bis sie seinen Oberkörper entblößt vor sich hatte. Die Hände zitterten ihr, als sie seine nackte Haut berührte. Dann fuhr sie ihm mit den Nägeln über die Brust bis hinunter zum Bauch.
    „Ich glaube, wir befinden uns gerade in einem Hotellift“, wagte er zu bemerken, als sie sich kurz darauf an den Knöpfen seiner Hose zu schaffen machte. Ein recht halbherziger Hinweis, denn alles, was Mann in ihm war, protestierte schreiend und war der Ansicht, dass das überhaupt keine Rolle spiele. Er konnte ja den Notknopf drücken, ihr die Jeans herunterreißen und sie hier an Ort und Stelle nehmen.
    Aber das war nicht, was er wollte. Er wollte nichts überstürzen. Er wollte sie auf seinem Zimmer nackt auf den Laken liegen haben wie auf einer festlich gedeckten Tafel. Und bis zu seinem Zimmer war es höchstens noch eine Minute Weg.
    Der Lift stoppte, und hinter ihm glitten die Türen automatisch auseinander. Mit einem kurzen Blick über die Schultervergewisserte er sich, dass niemand auf dem Hotelflur stand. Also hob er sie auf die Arme, eine romantische Geste, die normalerweise nicht zu seinem Repertoire gehörte, und trug sie den glücklicherweise menschenleeren Korridor
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