Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuersee

Titel: Feuersee
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
Vom Netzwerk:

Ausmaß der Gefahr noch nicht
begreifen.
    »Meine Freunde«, ich schaue ihnen in die
Augen,
einem nach dem anderen, und halte ihre Blicke fest, »der
obere Teil der Höhle,
die der Hemo durchfließt, ist von einem Eispanzer
überzogen. Das war früher
nicht so«, betone ich, weil ich sehe, daß sie immer
noch nicht begreifen. Meine
Hände auf der Tischplatte wollen sich gegen meinen Willen zu
Fäusten ballen.
»Es ist eine Veränderung aus jüngerer Zeit,
eine unheilvolle Veränderung. Doch
hört mir zu, ich habe noch mehr herausgefunden.
Bestürzt über meine Entdeckung,
ging ich weiter am Ufer entlang. Es war dunkel, der Weg
tückisch, die Kälte
kaum zu ertragen. Ich wunderte mich darüber, denn ich befand
mich noch in dem
Einflußbereich von Licht und Wärme des Kolosses.
Weshalb war davon nichts zu
spüren, fragte ich mich.«
    »Wenn es so kalt war, wie konntet Ihr dann
weitergehen?« verlangt der König zu wissen.
    »Glücklicherweise, Majestät, ist
meine Magie
stark und hat mich am Leben erhalten«, erwidere ich.
    Er hört es nicht gerne, aber schließlich
hat er
mich herausgefordert. Man weiß von meinem
überlegenen magischen Potential, das
größer ist als das der meisten Bewohner von Kairn
Telest. Er glaubt, daß ich
prahlen will.
    »Nach großen Strapazen erreichte ich die
Öffnung
in der Felswand, durch die der Hemo in die Höhle
fließt«, fahre ich fort. »Nach
den Eintragungen auf den alten Karten, hätte ich bei dem Blick
aus dieser
Öffnung das Himmelsmeer sehen müssen, den
Süßwasserozean, den die Alten für uns
erschaffen haben. Was ich aber sah, meine Freunde
…« ich warte, bis ich sicher
bin, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu besitzen,
»… war ein schier endloses
Meer aus Eis!«
    Das letzte Wort stoße ich zischend hervor. Die
Ratsmitglieder erschauern, als hätte ich die Kälte
wie ein Raubtier im Käfig
mitgebracht und auf sie losgelassen. Sie starren mich an, stumm,
betäubt,
während die volle Bedeutung dessen, was ich gesagt habe,
allmählich in ihr
Bewußtsein dringt, so wie eine Pfeilspitze in einer alten
Wunde langsam durch
den Körper zum Herzen wandert.
    »Wie kann so etwas geschehen?« Der
König bricht
als erster das Schweigen. »Wie ist das
möglich?«
    Ich streiche mir mit der Hand über die Stirn.
Ich bin müde, ausgebrannt. Während der langen,
schweren Wanderung habe ich von
meiner Magie gezehrt, doch über so lange Zeit hinweg von ihr
Gebrauch zu machen
hat mich sehr geschwächt. »Ich habe mich lange
Stunden mit dieser Frage
beschäftigt, Majestät. Auch wenn ich noch weiter
forschen muß, um ganz sicher
sein zu können, glaube ich doch, eine Erklärung
gefunden zu haben. Wenn ich
diese Parfrucht nehmen darf?«
    Ich beuge mich noch weiter über den Tisch und
greife nach der runden, hartschaligen Frucht, die in
glücklicheren Zeiten sehr
begehrt war, um Wein daraus zu keltern. Ich halte sie in die
Höhe, damit jeder
sie sehen kann, und breche sie dann in zwei Hälften.
    »Dies«, erkläre ich und deute auf
den großen
roten Kern im Innern der Frucht, »stellt den Mittelpunkt
unserer Welt dar, das
Magmareservoir. Das hier«, ich zeichne mit dem Finger die
roten Adern nach, die
vom Kern ausgehend das Fruchtfleisch durchziehen, »sind die
Kolosse,
Wunderwerke der Alten, die dazu bestimmt sind, die aus dem Magma
gewonnene
Wärme und Energie durch die ganze Welt zu leiten, damit der
kalte, tote Stein
Leben hervorbringen und erhalten kann. Die Oberfläche
Abarrachs besteht aus
massivem Fels, vergleichbar dieser harten Schale.«
    Ich beiße kräftig in die Frucht und zeige
die
entstandene Mulde den Ratsherren, die schweigend meine Demonstration
verfolgen.
    »Nehmen wir an, dies ist das Himmelsmeer, der
Süßwasserozean über uns. Das
hier«, ich beschreibe mit der freien Hand einen
Kreis um die Frucht, »ist der leere Raum, finster und kalt.
Solange die Kolosse
Licht und Wärme verströmen, wird der Kälte
des Raumes Einhalt geboten, der
Ozean bleibt eisfrei, das Wasser strömt ungehindert durch den
Tunnel und bringt
uns Leben. Aber wenn die Zuleitungen versagen …«
    Ich lasse den Satz unvollendet in der Luft
hängen. Mit einem Schulterzucken werfe ich die Parfrucht
zurück auf den Tisch.
Sie rollt über die Platte und schließlich
über den Rand. Die Ratsmitglieder
betrachten sie mit fasziniertem Grauen und machen keine Anstalten, sie
aufzufangen. Die Frucht fällt zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher