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Feuersee

Titel: Feuersee
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Boden; eine Frau zuckt bei
dem Aufprall
zusammen.
    »Ihr wollt sagen, das ist der Grund? Die Kolosse
versagen?«
    »Ich nehme es an, Majestät.«
    »Aber müßte sich das nicht
irgendwie bemerkbar
machen? Unsere Zuleitungen versorgen uns unverändert mit Licht
und Wärme …«
    »Wenn ich den König und den Rat daran
erinnern
darf, betonte ich in meinem Bericht die Tatsache, daß der
obere Teil der Höhle
mit Eis überzogen ist, nicht die
Höhlenwände. Ich glaube, daß unsere
Zuleitungen, wenn sie auch nicht gleich versiegen, so doch
schwächer werden.
Die Auswirkungen machen sich bis jetzt noch nicht auffällig
bemerkbar, auch
wenn ich ein stetiges und zuvor unerklärliches Absinken der
durchschnittlichen
Tagestemperatur festgestellt habe. Es ist eine schleichende
Veränderung, die
man vermutlich noch eine ganze Zeitlang wird ignorieren
können, aber falls
meine Theorie zutrifft …« Ich zögere.
    »Sprich weiter«, fordert mich der
König auf.
»Besser die Grube auf dem Weg sehen und umgehen, als
blindlings hineinzutappen,
wie der Volksmund sagt.«
    »Ich glaube nicht, daß es uns
möglich sein wird,
diese Grube zu umgehen«, sage ich ruhig. »Je weiter
das Himmelsmeer zufriert,
desto spärlicher wird der Hemo fließen und
schließlich ganz versiegen.«
    Entsetzte und bestürzte Ausrufe unterbrechen
mich. Ich warte, bis wieder Ruhe eingetreten ist.
    »Die Temperatur in der Höhle wird
ständig weiter
fallen. Die von dem Koloß ausgehende Helligkeit wird
schwächer werden und
erlöschen. Unser Land wird ein Land der Dunkelheit sein, ein
Land der bitteren
Kälte, ein Land ohne Wasser, ein Land, in dem nichts
wächst – trotz unserer
magischen Kräfte. Ein totes Land, Majestät. Und wenn
wir bleiben, haben auch
wir keine Zukunft mehr.«
    Ich höre einen heftigen Atemzug und nehme aus
den Augenwinkeln eine Bewegung an der Tür wahr. Edmund
– vierzehn Jahre alt –
steht dort und hat meine Worte gehört. Es herrscht Schweigen
im Saal. Einige
der Ratsmitglieder wirken verstört. Dann murmelt jemand,
nichts davon sei
bewiesen und lediglich die Weltuntergangstheorie eines Nekromanten, der
sich
den Kopf mit Bücherwissen vollgestopft hat.
    »Wie lange?« fragt der König
schroff.
    »Oh, es wird nicht morgen geschehen,
Majestät.
Auch nicht übermorgen. Aber«, ich schaue
bekümmert zur Tür, »der Prinz, Euer
Sohn, wird niemals in Kairn Telest regieren.«
    Der König folgt meinem Blick, sieht den Jungen
und runzelt die Stirn. »Edmund, du solltest es besser wissen!
Was suchst du
hier?«
    Dem Prinzen steigt das Blut in die Wangen.
»Verzeih, Vater. Ich wollte nicht – nicht
stören. Man hat mich geschickt, dich
zu holen. Mutter ist krank. Der Arzt glaubt, du solltest kommen. Ich
habe an
der Tür gewartet, und dann hörte ich, was Baltasar
sagte! Stimmt es, Vater?
Müssen wir fort?«
    »Das genügt, Edmund. Warte auf mich, ich
komme
gleich.«
    Der Junge schluckt, verneigt sich und tritt
bescheiden in den Schatten neben der Tür zurück. Er
tut mir leid. Ich würde ihm
gerne alles erklären, ihn trösten. Ich wollte ihnen Angst einjagen,
nicht ihm.
    »Entschuldigt, meine Frau braucht mich.«
    Der König erhebt sich, die Ratsmitglieder ebenfalls.
Die Versammlung ist offenbar beendet. »Ich brauche nicht
eigens zu sagen, daß
dies alles geheim bleiben muß, bis wir genauere Informationen
haben«, bemerkt
der König abschließend. »Der gesunde
Menschenverstand wird Euch dazu raten. In
fünf Zyklen findet die nächste Versammlung statt. Bis
dahin«, fügt er mit
zusammengezogenen Brauen hinzu, »schlage ich vor,
daß wir der Empfehlung der
Bauerngilde folgen und eine frühe Ernte einbringen.«
    Der Rat stimmt ab. Der Vorschlag wird
angenommen. Einer nach dem anderen gehen sie hinaus, viele werfen mir
finstere
oder bekümmerte Blicke zu. Ich erwidere jeden Blick mit
ruhiger Gelassenheit;
früher oder später wird man einsehen müssen,
daß ich recht habe. Als der letzte
gegangen ist, trete ich vor und halte den König
zurück, der zu seiner Gemahlin
eilen will.
    »Was ist denn noch?« fragte er gereizt. Er
ist
in großer Sorge.
    »Majestät, vergebt, daß ich Euch
aufhalte, aber
ich wollte unter vier Augen mit Euch reden.«
    Er macht sich von mir los. »In Kairn Telest
haben wir keine Geheimnisse voreinander. Was immer Ihr sagen wollt,
hättet Ihr
vor der Versammlung zur Sprache bringen sollen.«
    »Das hätte ich getan, wenn
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