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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen
Autoren: Jeanine Krock
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bisschen Sisyphos und eine Spur vom Hasen und dem Igel dabei.«
    »Und du siehst dich als Igel?«
    Er lachte. »Na gut, vielleicht hinkt dieser Vergleich ein wenig. Fakt ist, dass das schon eine ganz Weile so geht und ziemlich ermüdend sein kann.«
    Mila legte den Kopf schief. »Wie lange?«
    »Frag lieber nicht. Nur so viel: Die Engel sind nicht angetreten, um die Dämonen auszurotten. Unser Auftrag ist es zu verhindern, dass sie ausschwärmen und andere Welten verwüsten. Kürzlich hat einmal ein recht kluger Mensch gesagt: Gott würfelt nicht. Das trifft die Sache ganz gut. Ich glaube, es gibt einen Plan, es weiß nur niemand, wie der aussieht. Und frag mich jetzt bitte nicht nach Gott. Darüber spricht man nicht mal eben bei Kaffee und Gebäck.«
    »Da sagst du was …« Mila tauchte ein Croissant in den Milchkaffee und genoss den himmlischen Geschmack, bevor sie etwas undeutlich weitersprach. »Der kluge Mensch war übrigens Einstein und kürzlich …« Mila verstummte, als ihr bewusst wurde, dass für Lucian die Zeit wahrhaftig einen anderen Stellenwert hatte. »Du bist alt. Werde ich auch nur eine kurze Bekanntschaft sein, die du kürzlich hattest?«
    »Nein.«
    Oh, jetzt wechselt er wieder zu der Einwort-Strategie , dachte sie belustigt. »Warum nicht?«
    Lucian tat, als hätte er die Frage nicht gehört. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bekomme bei solchen Gesprächen Hunger. Möchtest du noch eins?«
    Sie schüttelte ungeduldig den Kopf.
    »Also gut, um auf deine Frage zurückzukommen: Du bist keine kurze Episode in meinem Leben.«
    »Warum?«, fragte sie noch einmal.
    »Himmel, Mila! Du musst alles immer ganz genau wissen, oder?« Erneut fuhr er sich durchs Haar. »Weil du nicht irgendwer bist, sondern eine Inkarnation. Und weil ich dich liebe.« Er stand auf, öffnete die Herdklappe und beugte sich vor. »Und das würde ich auch, wenn du Mila Durham aus Posemuckel wärst.«
    Das sagte er so einfach nebenbei? »Posemuckel?«
    Sein Handy klingelte, und er seufzte. Mit einem entschuldigenden Lächeln zog er es aus der Hosentasche: »Vergiss es. Nein, ich meine nicht dich, Quaid. Ja. Wenn du frühstücken willst, bring dir selbst etwas mit. Wir sind hier ein bisschen knapp.« Irritiert nahm er das Telefon vom Ohr und starrte aufs Display. »Natürlich bin ich es. Was meinst du mit seltsam ?« Damit war das Gespräch beendet, und Lucian brachte die Croissants an den Tisch. »Höllisch heiß, diese Dinger.« Dabei lachte er spitzbübisch.
    Milas Herz schmolz dahin, als wäre es aus Butter geformt. »Lass mich raten: Quaid ist so etwas für dich, wie Samjiel es für den Erzengel Michael war?«
    »Woher …? Ach so, du hast Sam ja kennengelernt.« Er fuhr sich erneut durchs Haar. »Im Prinzip stimmt das. Quaid hat allerdings weit größere Freiheiten, als Sam es sich jemals erträumt hätte, und er ist auch noch nicht so lange bei mir.«
    Sie hätte gern mehr gehört, aber da klopfte schon jemand an die Tür.
    »Komm rein«, rief Lucian.
    Quaid betrat das Cottage. In der Hand trug er einen großen Korb voller Lebensmittel. Es war ihm anzusehen, dass er sich in seiner Haut nicht besonders wohlfühlte. »Mylady!« Er verbeugte sich tief und blieb in gebührendem Abstand stehen. »Mylord.«
    Wahrscheinlich war diese Ehrerbietung üblich und in den höllisch feudalen Kreisen auch angemessen, aber Mila hatte Quaid immer schon gemocht, und was sie jetzt brauchte, waren Verbündete. Deshalb stand sie auf, ging ihm entgegen und schüttelte dem verblüfften Engel die Hand.
    »Schön, dass du uns Gesellschaft leistest. Eine gute Gelegenheit, um mich bei dir zu entschuldigen.« Sie wies zum Tisch, um anzudeuten, dass er sich setzen sollte.
    Quaid rührte sich nicht vom Fleck.
    Als hätte sie nichts bemerkt, fuhr sie fort: »Ich hätte gestern auf dich warten sollen, wie Lucian es vorgeschlagen hat. Aber meine Sorge um ihn war einfach größer. Ich bin sicher, er wird dich nicht für meine voreiligen Aktionen verantwortlich machen.«
    Das breite Grinsen, das den dunklen Seelenhändler und nunmehr ersten General des zweitmächtigsten Herrschers der Unterwelt zu einem ausgesprochen attraktiven jungen Mann machte, war unbezahlbar. »Mylady!«
    »Nenn mich Mila, bitte.« Sie ignorierte Lucians Aufstöhnen und setzte sich mit einer einladenden Geste zurück an den Tisch.
    Quaid schüttelte den Kopf und ging stattdessen in die offene Küche, um den Kühlschrank zu befüllen.
    Hausarbeit , befand sie, steht ihnen gut
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