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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen
Autoren: Jeanine Krock
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als es verhüllte . Dies galt besonders für ihre Beine, auch Arme und Schultern blieben unbedeckt, und die Träger wirkten, als genügte ein Ruck, um sie zu zerreißen und dem Betrachter Gelegenheit zu geben, ihre sündhaft teure Unterwäsche zu bewundern . Gewalt anzuwenden, wäre dafür nicht einmal notwendig gewesen, denn diese schmalen Spaghettiträger waren nur mit einer handgebundenen Schleife am vorderen Teil des Kleids befestigt.
    Ein Stylist hatte ihr in aller Eile das Haar locker hochgesteckt und glücklicherweise ein äußerst leichtes Make-up aufgetragen. Die Ereignisse der letzten Nacht hatten allerdings Spuren hinterlassen, und so blickte ihr trotz all der Mühe, die er sich gegeben hatte, ein zerbrechlich wirkendes Geschöpf entgegen, dessen Beine dank der schwindelerregenden Absätze viel zu lang waren . Sie sah aus wie ein Reh, das angstvoll im Scheinwerfer des herannahenden Autos erstarrte, und so fühlte sie sich auch.
    Lucian tauchte hinter ihr auf. Er sah offenbar etwas anderes, denn seine Augen strahlten, als er ihr Schlüsselbein küsste. »Du bist wunderschön!«
    Das schwarze Hemd, das seine ansehnlichen Schultern auf vorteilhafteste Weise betonte, und die Hose aus bestem Tuch standen ihm ausgezeichnet. Er wirkte elegant und gleichzeitig verwegen. Wie macht er das nur?
    »Danke!«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Ihre Lippen streiften sich, als Mila sich zu ihm umdrehte. »Dafür nicht …«, hauchte sie mit einer Stimme, die ihr selbst fremd vorkam.
    »Komm!«
    Lucian führte sie zu einem Aufzug, der, das hätte sie schwören können, eben noch nicht da gewesen war. Die Türen schlossen sich ohne ihr Zutun, und nur das sonderbare Gefühl in ihrem Magen bewies ihr, dass sie sich nach unten bewegten. Hätte sie Lucian nicht ohnehin schon mehr geliebt als ihr Leben, sie hätte während dieser Fahrt ins Ungewisse ihr Herz an ihn verloren. Er wirkte ein winziges bisschen nervös und sah dabei ausgesprochen küssenswert aus.
    Das Küssen in einem Aufzug stand ziemlich weit oben auf ihrer Wunschliste der Dinge, die sie mit Lucian anstellen wollte. Aber natürlich ging das schon wegen des Lippenstifts nicht, der ihren Mund zu einer sinnlichen Versuchung machen sollte. Offensichtlich nicht ganz erfolglos, ihr Begleiter zumindest konnte kaum widerstehen. Er sah sie an, als hätte er sie am liebsten verspeist.
    Später, Dornröschen.
    Was wie eine Drohung klang, ließ den nervösen Schwarm Flattertiere in ihrem Bauch aufsteige. Rasch kontrollierte Mila all ihre mentalen Sicherheitsvorkehrungen. Es machte bestimmt keinen guten Eindruck, wenn sie sich gewissermaßen öffentlich nach Lucian verzehrte, während sie mit dem Lichtbringer plauderte. Viel schneller, als es ihr recht war, öffneten sich die Türen lautlos.
    Lucian drückte ihr beruhigend die Hand. Seite an Seite traten sie in eine unbekannte Welt hinaus, die allerdings erst einmal aussah wie die luxuriöse Etage eines beliebigen Bürokomplexes.
    »Willkommen!« Der Dunkle Engel tauchte aus dem Nichts auf und verbeugte sich ehrerbietig vor Lucian. Mila warf er einen abschätzenden Blick zu.
    »Wir werden erwartet«, sagte ihr Dunkler Engel und verstand es mit einer winzigen Bewegung, seinen Unmut über das Verhalten des anderen deutlich zu machen. Niemand starrte eine Frau an, die sich in seiner Gesellschaft befand. Er hätte dies ebenso gut laut sagen können.
    Sein Gegenüber senkte sofort den Blick und murmelte eine Entschuldigung. Auch als er ihnen die einzige sichtbare Tür öffnete, sah er nicht auf, sondern meldete sie nur mit klarer Stimme an. »Seine Hoheit, Fürst Luquianus und … äh, Begleitung.«
    Mila blieb fast die Spucke weg, und auch Lucian verharrte für den Bruchteil einer Sekunde, als hätte er nicht damit gerechnet, diese Kulisse vorzufinden.
    Die überwältigende Pracht königlicher Schlösser kannte sie nur von Ausflügen, die sie mit den Eltern in ihrer frühen Kindheit unternommen hatte. Trotzdem war sie sich sicher, im Spiegelsaal von Versailles zu stehen. Das warme Licht Hunderter Kerzen vervielfachte sich in den hohen Spiegeln und Fenstern und gab dem Raum eine geheimnisvolle Tiefe, die er bei Tageslicht nicht besaß. Über ihnen schwebten riesige Lüster, das kunstvoll bemalte Deckengewölbe verbarg sich in der Dunkelheit. Nun war sie froh, ein elegantes Kleid zu tragen. Wäre sie in Jeans und T-Shirt hierhergekommen, wäre sie vermutlich lieber im Erdboden versunken, als an Lucians Seite auf den Mann zuzugehen, der
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