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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen
Autoren: Jeanine Krock
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hatte sich rasch von einer ernsthaften Untersuchung zum erotischen Spiel entwickelt.
    Doch dann entdeckte er die Fesselspuren an ihren Handgelenken, und die heitere Stimmung war verflogen. »Rühr dich nicht von der Stelle!«, hatte er befohlen, war kurz verschwunden und mit einem Topf köstlich duftender Creme zurückgekehrt, die er behutsam zuerst auf die Abschürfungen und schließlich auf jeden Quadratmillimeter ihres Körpers aufgetragen hatte.
    Mila war vor Lust beinahe vergangen, und als er den Topf endlich beiseitestellte und sie erlöste, war er unendlich zärtlich gewesen. In Erinnerung daran kuschelte sie sich tiefer ins Bett und umarmte das Kissen.
    »Muss ich eifersüchtig werden?« Lächelnd gab er ihr einen Kuss. »Das Frühstück ist fertig. Möchten Madame im Bett speisen?«
    Die Versuchung war groß, aber Lucian hatte den Tisch gedeckt. »Lieber nicht. Die Krümel pieken hinterher so sehr.«
    Bevor sie ins Bad ging, zog sie frische Wäsche, Jeans und einen flauschigen Pulli aus dem immer noch nicht ausgepackten Koffer und überlegte dabei, wie lange sie wohl hierblieben. Junas Andeutungen ließen ahnen, dass Lucian ein viel beschäftigter Mann – Herrscher? – war, der seinen Job wahrscheinlich schon zu lange vernachlässigt hatte, um noch ein paar Urlaubstage dranhängen zu können. Diese und andere Fragen wollte sie ihm heute stellen. Es war höchste Zeit, offen miteinander zu reden.
    Nach einem großen Schluck Milchkaffee eröffnete sie das Gespräch. »Machst du immer selbst Frühstück?«
    »Schmeckt dir der Kaffee nicht?« Er wirkte ein bisschen verunsichert.
    »Nein, ich meine, ja. Er ist lecker.« Nun frag schon! »Ich dachte nur, dass jemand wie du … hast du Angestellte? Wie lebst du?« Hilflos hob sie die Hände.
    Lucian seufzte und legte die Scheibe Toast beiseite, die er gerade mit Butter bestrichen hatte. »Du willst wissen, wie ich lebe? Das ist etwas, das ich dir selbst zeigen möchte. Doch vorher ist es höchstwahrscheinlich besser, ich sage dir, welchen Job ich habe.«
    Sie beobachtete, wie er einen Schluck aus seiner Tasse nahm, und begriff, dass ihm die Antwort nicht leichtfiel. Himmel, womöglich ist er eine Art Berufskiller oder Geheimagent und muss mich nach diesem Geständnis töten. Ein hysterisches Kichern drohte sich in ihrer Kehle zu entwickeln.
    »Die meisten sagen, ich sei die rechte Hand des Teufels.« Er zuckte mit der Schulter und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Luzifer hört das nicht so gern. Er wird lieber der Lichtbringer genannt. Satan oder Teufel mag er gar nicht. Mephistopheles lässt er sich gefallen.« Er vermied es, sie anzusehen. »Seine rechte Hand bin ich auch nicht, das ist Signora Tentazione. Was er ebenfalls nicht gern hört, denn sie ist eine Dämonin, und die gelten allgemein als unzuverlässig. Das stimmt meistens auch …«
    Wahrscheinlich merkte er selbst, dass dies zu viele Informationen für die frisch verliebte Engelstochter waren. Jedenfalls schwieg er und sah sie nur an.
    »Wahnsinn«, war alles, was ihr zu dieser Enthüllung einfiel. Sie hatte von ihm gehört. Wer nicht? Er war, von Luzifer einmal abgesehen, der mächtigste Dunkle Engel, den die Welten kannten. Grausam. Brutal. Eiskalt und rücksichtslos, so lauteten noch die netteren Attribute, die im Zusammenhang mit seinem Namen geflüstert wurden. Kein Wunder, dass Arian gestern so seltsam reagiert hatte, als sie ihn losschicken wollte, um Lucian im Kampf gegen Durival zur Seite zu stehen.
    »Das erklärt zumindest, warum praktisch jeder zu tun scheint, was du willst.« Bemüht um einen leichten Ton fuhr sie fort: »Es erklärt aber nicht, warum du diesem Durival nicht einfach den Kopf abgeschlagen hast.«
    Federleicht kam seine Hand auf ihrer zu liegen, und er sah sie forschend an. Schließlich schien er davon überzeugt, dass sie sich ihm nicht entziehen wollte, und sagte: »Entgegen landläufigen Meinungen habe auch ich gewissen Regeln zu folgen, und Durival hat nichts Verbotenes getan.«
    »Aber er ist ausgebrochen und in unsere Welt eingedrungen!«
    »Stimmt. Doch ich hätte ihn daran hindern müssen.«
    »Soll das etwa heißen, du wirst für deine …«, sie suchte nach einem passenden Begriff, »Nachlässigkeit bestraft?«
    »Ganz bestimmt. Denn nun wird er sich hier einrichten und so viel Unheil wie möglich anrichten. Mein Job ist es, den Schaden gering zu halten.« Offenbar erkannte er, dass sie ihm nicht folgen konnte, und versuchte zu erklären: »Es ist ein
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