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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen
Autoren: Jeanine Krock
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sie das Feuer jedem schenken – und natürlich damit auch ihr Leben.« Er lachte anzüglich, doch irgendetwas in Lucians Gesicht brachte ihn kurz zum Schweigen. »Reg dich nicht auf. Ich versichere dir, außer mir bist höchstwahrscheinlich du der Einzige, der eine gewisse Macht über das Incendio hat.«
    »Du wirst es gut behüten, nicht wahr?«, wandte er sich an Mila, die kraftlos nickte.
    »Mit der Zeit wird sie lernen, es zu beherrschen. Derweil ist es auch deine Verantwortung. Und weil wir Freunde sind, will ich dir noch etwas verraten. Als zusätzliche Motivation, wenn du so willst. Einmal losgelassen, kann es sehr schnell außer Kontrolle geraten und uns alle in den Abgrund stürzen. Mila ist also sicher, solange keine Notwendigkeit für mich besteht, bis zum Äußersten zu gehen. Und weil das so ist, werde ich auch in Zukunft den loyalsten Freund in dir haben, den ich mir wünschen kann, nicht wahr?«
    Lucian stand auf und zog sie dabei mit auf die Füße. Sein knappes Ja, mein Fürst , klang eher, als wünschte er ihn zur Hölle.
    Aber da sind wir ja ohnehin schon , dachte sie und ahnte, dass sie kurz vor einem hysterischen Anfall stand. Ich muss hier raus!
    Auch der Lichtbringer erhob sich. »Du gefällst mir«, sagte er so freundlich, dass man nicht glauben mochte, dass er sie gerade noch fast umgebracht hätte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. »Ich werde dir einen deiner sehnlichsten Wünsche erfüllen.«
    Es war nur ein kurzer Schmerz in den Schulterblättern, und danach brachte sie die ungewohnte Schwere auf ihrem Rücken erneut beinahe ins Taumeln. Lucian half ihr, das Gleichgewicht wiederzufinden, und sah sie sprachlos an.
    »Was ist passiert?«, fragte Mila verwirrt.
    Kurzerhand umfasste er ihre Taille und drehte sie herum, bis sie sich in einem der Spiegel erkannte. Hinter ihr öffneten sich feuerrote Schwingen, und es dauerte einige Sekunden, bis sie begriff, dass dies ihre Flügel waren. »Oh!« Mehr konnte sie nicht sagen.
    Luzifer schien begeistert von seiner eigenen Magie, und die Signora schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Zauberhaft. Dieses Rot habe ich noch nie gesehen. Arian ist schon ein Meisterwerk, aber hier habt Ihr Euch selbst übertroffen, mein Lieber.«
    Mila jedoch, aus Erfahrung klüger geworden, fragte: »Und was ist der Preis für dieses großzügige Geschenk, mein Fürst?«
    Lucian sog scharf die Luft ein. Die Signora lachte perlend, und der Lichtbringer hatte zum Glück seine gute Laune wiedergefunden. »Ich wusste, dass du die Richtige für ihn bist.« Jovial legte er ihr die Hand auf die Schulter. »Er war in den letzten Jahrhunderten seines Daseins gelegentlich so überdrüssig, dass ich mir manchmal ernsthaft Sorgen gemacht habe. Nimm es als eine Anzahlung auf die zukünftigen Dienste, die du mir zweifellos leisten wirst, sobald er dir das Wichtigste beigebracht hat.«
    Kaum waren diese Worte gesprochen, da verloschen die Kerzen, die goldverzierten Wände versanken in Dunkelheit, und sie fand sich im warmen, gemütlichen Cottage an der Küste wieder.
    Lucian stand am Kamin, eine Hand hatte er auf den Sims gelegt, in der anderen hielt er ein lackschwarzes Kästchen.
    Wahrscheinlich , dachte Mila, habe ich das alles nur geträumt. Ein Höllenfürst – nein, der Höllenfürst – wohnte doch nicht in Versailles. Die ungewohnte Schwere zwischen ihren Schulterblättern ignorierte sie tapfer.
    Doch schließlich siegte ihre Neugier über die Furcht vor dem Unbekannten. »Die Schatulle aus dem Antiquitätenladen in Ivycombe. Also doch! Du hast sie mir vor der Nase weggeschnappt.«
    Mit einem entschuldigenden Lächeln reichte Lucian ihr das begehrte Sammlerstück. »Sie passt gut zu den anderen.« Als er sah, wie Mila das Kästchen zwischen den Fingern drehte, sagte er: »Willst du nicht hineinsehen?«
    »Soll ich mich von der erotischen Malerei inspirieren lassen? Keine schlechte Idee«, sagte sie und öffnete behutsam den Deckel. Doch es war nicht die zweifellos mit viel Freude am Detail auf der Deckelinnenseite abgebildete Aphrodite, die ihr Herz merkwürdige Sprünge machen ließ, sondern der silberne Reif, der darunter auf schwarzem Samt ruhte. Er glich in Machart und Oberfläche dem, der Lucians Schwinge schmückte. Ein bisschen schmaler war er und zusätzlich mit geschliffenen Edelsteinen geschmückt, die kunstvoll eingelassen erst zu sehen waren, als sie ans Fenster trat, um den Ring genauer zu betrachten.
    »Für mich?«, fragte sie vorsichtshalber.
    Beinahe
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