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Feuersbrut - Der Untergang

Feuersbrut - Der Untergang

Titel: Feuersbrut - Der Untergang
Autoren: Nadine Kühnemann
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nun half oder nicht.
    »Ich heiße Brilys.« Er streckte Yanil seine Hand entgegen. Zögerlich griff er danach. Sein Händedruck war warm und fest. Er fühlte sich menschlich an, kein bisschen dämonisch. Jetzt hatte der Fremde auch noch einen Namen! Das machte es nicht einfacher, ihn zu hassen. »Wie darf ich dich nennen, Magier?«
    Yanil fiel zum ersten Mal auf, dass sie sich die ganze Zeit über geduzt hatten, obwohl sie sich gar nicht kannten.
    »Ich bin Yanil.« Er seufzte und beugte sich zu ihm hinab, um seinen Fuß zu untersuchen. Langsam und vorsichtig, als näherte er sich einem wilden Tier, das er einzufangen gedachte. Brilys grinste ihn breit an und offenbarte eine Reihe makelloser Zähne. Der hatte vielleicht Nerven!
    »Ich beiße nicht«, sagte er. Und tatsächlich machte er keine Anstalten, Yanil an die Kehle zu springen, als er sein Hosenbein nach oben zog und behutsam über seinen Knöchel strich. Brilys sog geräuschvoll Luft zwischen die Zähne ein.
    »Der Fuß ist nicht gebrochen, zumindest nicht komplett. Vielleicht ist es nur ein Riss im Knochen oder bestenfalls eine schwere Verstauchung. Ich könnte dir eine Schiene machen.«
    Yanil hörte sich selbst sprechen, konnte aber kaum glauben, was er sagte. Er machte sich des Hochverrats an seinem König schuldig, wenn er dem Mann half!
    »Ich habe die Nase gestrichen voll vom Krieg«, sagte Brilys unvermittelt.
    Ihre Blicke trafen sich, und in seinen Augen las Yanil Ehrlichkeit und Demut, was ihn zutiefst erschütterte.
    Yanil erhob sich kommentarlos. »Ich gehe und sehe nach, ob ich etwas Brauchbares finde, um unsere Wunden zu versorgen. Das Pochen in meinem Arm bringt mich beinahe um.«
    »Du bist ein harter Kerl, nicht einmal Raegon hat es geschafft, dich zu erwürgen, ich habe euch kämpfen sehen.« Brilys grinste erneut. Yanil wandte sich ab, damit er nicht sah, dass sich auch auf seine Lippen ein amüsiertes Lächeln stahl.

 
     
    Drei
     
    In Yerems Gürteltasche fand Yanil einen Tiegel mit dem Rest einer Kräutersalbe. Die Menge reichte allenfalls aus, um oberflächliche Kratzer zu versorgen, doch er brachte weder Kraft noch Muße auf, im umliegenden Wald nach den Pflanzen zu suchen, die er zur Herstellung des Medikaments benötigt hätte. Zumal er sich nicht einmal sicher war, ob die Wälder des Nordens die notwendigen Heilkräuter überhaupt beheimateten.
    Yanil wandte den Blick vom Gesicht des Toten ab, als er sich an dessen Eigentum bediente. Es ging ihm schlecht dabei. Nicht nur, weil er sich am Besitz einer Leiche verging, sondern weil er sich für Yerems Ableben verantwortlich fühlte. Er machte sich Vorwürfe. Er hatte seine kleine Truppe geradewegs in die Arme der Feinde gescheucht, und nun war er sogar in Begriff, einem dieser Monster auf die Beine zu helfen. Yanil hätte vor Wut auf sich selbst am liebsten geheult und geschrien. Verdammt! Weshalb war dieser Khaleri bloß derart menschlich und normal ? Wie war es dazu gekommen, dass ihre Völker so erbittert gegeneinander kämpften? Es musste einen Grund geben, weshalb die Eindringlinge sich verhielten wie Raubtiere, und vielleicht würde Yanil ihn herausfinden ...
    Bevor er sich von Ilavs Leiche abwandte, sandte er ein kurzes Gebet in die Götterwelt. Das war er dem Toten schuldig. Für ein Begräbnis blieb keine Zeit, und er würde definitiv nicht die Kraft dazu aufbringen. Sein Arm quälte ihn, sandte Wogen aus Schmerz durch seinen Körper.
    Bei den Leichen der Khaleri – Yanil zählte fünf – fand er nichts Brauchbares, nicht einmal einen Schluck Wasser. Er wollte sie nicht ansehen, konnte einen flüchtigen Blick in ihre Gesichter jedoch nicht verhindern. Sie sahen alle aus wie normale Menschen, keiner von ihnen schien Reißzähne im Mund oder Klauen an den Händen zu haben. Yanil schluckte. Einem der Toten riss er einen Hemdsärmel ab. Der Stoff sah auf den ersten Blick sauber aus.
    Nachdem er weitere Stoffstreifen, zwei relativ gerade gewachsene Äste und ein paar handgroße derbe Blätter erbeutet hatte, kehrte er zurück zu der Stelle, an der er Brilys zurückgelassen hatte. Der Khaleri saß noch immer in derselben Haltung wie zuvor auf der Erde, ließ den Blick durch den Wald schweifen und wirkte seltsam entspannt. Yanil verwirrte sein Verhalten zunehmend.
    Er streckte ihm den abgerissenen Hemdärmel und eines der Blätter entgegen. »Du musst mir helfen, den Verband um meinen Arm zuzuknoten. Mit einer Hand kann ich das nicht.«
    Brilys nickte. Yanil beugte sich zu ihm
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