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Feuersbrut - Der Untergang

Feuersbrut - Der Untergang

Titel: Feuersbrut - Der Untergang
Autoren: Nadine Kühnemann
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Eiche, die schon bessere Tage gesehen hatte. Wie sie alle.
    »Es hat keinen Sinn, jetzt noch darüber zu diskutieren. Außerdem steht unser aller Sicherheit auf dem Spiel, wenn Fjondryk fällt. Sich zu verkriechen hätte uns am Ende auch nichts genützt.«
    Niemand erwiderte etwas. Yerem gab nur ein missmutiges Knurren von sich, Orys ließ resigniert den Kopf hängen. Yanil hätte sich darüber ärgern sollen, dass Ilav sich eingemischt hatte und ihm als Truppenführer über den Mund gefahren war, doch in Wahrheit war er froh darüber. Die Hierarchie innerhalb der Gruppe bröckelte ohnehin, wenn es sie je wirklich gegeben hatte. Im Grunde war es auch vollkommen egal. Yanil wollte mittlerweile nur eines: in Fjondryk ankommen, möglichst lebend.
    Zum Glück bin ich der einzige, der die Magie der Gedankensprache beherrscht. Die anderen sollten nicht wissen, dass ihr Anführer am Sinn der Mission zweifelt.
    Neben Yanil war nur noch Yerem in der Lage, Magie zu wirken. Zwar war dies innerhalb des Volkes der Mazari durchaus keine seltene Eigenschaft, aber das Talent war längst nicht bei jedem in gleichem Maße ausgereift. Während Yanil lediglich die Fähigkeit besaß, mit anderen stumm gedanklich zu kommunizieren (sofern sein Gegenüber über die gleiche Begabung verfügte), vermochte Yerem die Flugbahn seiner Pfeile zu beeinflussen. Eine nützliche Gabe, wenn es darum ging, seinen Hintern unbeschadet durch Feindesland zu manövrieren.
    »Gehen wir weiter«, sagte Yanil und zurrte sein Marschgepäck fest. Erschreckend, wie leicht es geworden war. Ihre Vorräte waren zur Neige gegangen, obwohl es bis zur Grenze nach Fjondryk noch mindestens eine Woche Fußmarsch zu überstehen galt. Sie hatten gehofft, in den Dörfern der Khaari, jener sterblichen niederen Menschen, die vor der Invasion der Khaleri einen Großteil der Bevölkerung von Gûraz ausgemacht hatten, ihre Vorräte aufzustocken, doch hatten sie nicht mit deren Feindseligkeit gerechnet. Man hatte sie angespuckt, beschimpft und mit Mistgabeln vertrieben. Sie gaben den Mazari die Schuld an ihrer Armut, nannten sie Unterdrücker und wünschten ihnen das Dunkelfieber an den Hals. Keine schöne Erfahrung, und Yanil hatte seitdem ihre Dörfer gemieden. Er war schockiert darüber gewesen, wie wenig er vom Weltgeschehen in der Waldstadt Zakuma mitbekommen hatte. Er schüttelte seine Gedanken ab wie lästige Fliegen.
    »Also dann, auf nach Norden«, sagte Ilav, aber sein Tonfall klang alles andere als begeistert.
    Orys drückte den Stopfen auf seinen Wasserschlauch, nachdem er sich vergewissert hatte, dass kein Tropfen Flüssigkeit mehr darin war. Er verzog missmutig das Gesicht. Er wollte sich den Schlauch gerade zurück an seinen Gürtel hängen, als ein reißendes Geräusch durch die Luft peitschte, direkt gefolgt von einem Surren. Zeitgleich warfen alle vier Mazarikrieger den Kopf herum. Orys stieß einen Laut der Überraschung aus, als ihm sein Wasserschlauch aus der Hand gerissen wurde. Ein Pfeil hatte sich durch das Leder gebohrt. Er steckte nur wenige Manneslängen von ihnen entfernt in der Rinde der knorrigen Eiche, an die sich nur Augenblicke zuvor noch Ilav gelehnt hatte. Der aufgespießte Wasserschlauch hing schlaff daran herab. Für die Dauer eines Herzschlags blieb es absolut still. Sie starrten den Pfeil an, versuchten ihre Gedanken zu sortieren. Dann war es jäh vorbei mit der Ruhe. Geschrei, das aus allen Winkeln des Waldes zu dringen schien, erfüllte die Luft. Es fand seinen Widerhall an den mächtigen Stämmen der alten Bäume, sodass kaum auszumachen war, woher die Angreifer kamen.
    Yanil löste den Gurt seines Rucksackes und ließ ihn zu Boden gleiten. Mit zittrigen Fingern machte er sich an der Kordel zu schaffen, mit der er den Bogen daran befestigt hatte, und hasste sich im selben Moment dafür, die Waffe überhaupt je aus der Hand gelegt zu haben. Er war zu unvorsichtig gewesen. Im Augenwinkel beobachtete er, wie Yerem bereits seinen ersten Pfeil abschoss. Ein gurgelnder Schrei gellte durch den Wald, dann ein dumpfer Aufprall. Er hatte offensichtlich sein Ziel getroffen, aber Yanil schenkte dem Sterbenden keine Aufmerksamkeit.
    Er gab es auf, seinen eigenen Bogen vom Rucksack lösen zu wollen. Er hatte keine Zeit dazu. Stattdessen zog er sein Messer aus dem Gürtel. Keine Waffe, um sich vor Angreifern zu schützen und eher dazu geeignet, ein Tier zu häuten. Als er den Kopf hob, erfasste ihn eine Welle des Grauens. Nicht weniger als zehn Personen
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