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Feuermohn

Feuermohn

Titel: Feuermohn
Autoren: Astrid Martini
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ein paar Mal räuspern, bevor er einen Ton hervorbringen konnte. „Wie geht es dir?“
    „Den Umständen entsprechend.“ Ihre Hand zitterte leicht, als sie sich durchs Haar strich. Sie fühlte sich unbedeutend und verzweifelt, fröstelte.
    „Es tut mir leid. Alles. Ich …“ Er brach ab. Vorsichtig hob er die Hand, ließ sie wieder fallen. „Ich möchte mich in aller Form bei dir entschuldigen. Ich war ungerecht. Es tut mir leid.“
    Offensichtlich hatte er große Mühe, die richtigen Worte zu finden. Eine Seite an ihm, die Anna in Erstaunen versetzte. Zum ersten Mal erlebte sie bei ihm einen Anflug von Unsicherheit, was sie eigentümlich berührte.
    „Nimmst du meine Entschuldigung an?“ Sein flehender Blick zeigte einen gequälten Ausdruck. Als sie stumm nickte, spürte sie aufrichtige Erleichterung, die sich wie ein Netz über seine Gesichtszüge legte.
    „Danke.“ Sein Blick entspannte sich für einen kurzen Moment. „Was Kassandra betrifft … ich hatte keine Ahnung … sie … ich werde dafür sorgen, dass sie ihre Strafe bekommt.“ Er atmete tief, legte seine Hand auf ihre Schulter. „Wenn du etwas brauchst, gib Bescheid. In der Zeit bis zu deiner Abreise soll es dir an nichts fehlen.“ Ein warmer Blick, ein kurzes Nicken, dann war er verschwunden.
    Auch Jonathan verabschiedete sich von Anna, die bald darauf in einen tiefen, erholsamen Schlaf fiel.
    *** Ein letzter wehmütiger Blick durch das Zimmer, dann griff Anna zu Handtasche und Jacke und machte sich auf den Weg in die Halle. Ihr blieben noch ein paar Minuten bis zur Abfahrt mit dem Taxi.
    Sie hatte viel geschlafen, fühlte sich ausgeruht, und es gab keinen Grund, ihren Aufenthalt in die Länge zu ziehen. Aaron hatte sie in den letzten beiden Tagen zweimal kurz besucht, Jonathan war kaum von ihrer Seite gewichen, nun hieß es für sie, in ihr altes Leben zurückzukehren.
    Als sie die letzte Stufe der Treppe erreicht hatte, entdeckte sie Aaron. Er stand an einer der hohen Türen und nippte an einem Champagnerglas.
    Annas Herz setzte für einen Moment aus. Sie wollte sich eigentlich an ihm vorbei zum Hauptportal schleichen, überlegte dann allerdings, dass es albern wäre, sich ohne ein Wort des Abschieds davonzumachen.
    Ganz so, als hätte er Annas Blick gespürt, wandte er sich um. Das helle, eindringliche Grau seiner Augen fraß sich in ihr fest, versetzte sie in einen Taumel. Tief atmend straffte sie die Schultern und schritt beherzt auf ihn zu. „Mein Taxi ist da. Mach’s gut, Aaron.“
    „Du auch.“ Sein warmer Händedruck durchflutete ihren Körper wie eine Sturmflut.
    Sie erwiderte sein Lächeln, verlor sich in seinem Blick, ihr wurde heiß und kalt zugleich. Schließlich drehte sie sich um und verschwand durch das Portal in den Hof.
    Aaron starrte ihr nach. Minutenlang fixierte er die Tür, die hinter ihr ins Schloss gefallen war, dann ging ein Ruck durch seinen Körper. Bilder seiner Stunden mit Anna spulten vor seinem inneren Auge ab, tiefe Sehnsucht erfüllte ihn. Wie von einer unsichtbaren Macht geleitet, stellte er sein Glas ab und folgte ihr.
    Als er die Treppe hinunterlief, konnte er weder das Taxi noch Anna entdecken. Zu spät. Sie war bereits fort. Eine nie zuvor gespürte Schwere legte sich auf sein Gemüt. Unschlüssig blieb er eine Weile stehen, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Als er resigniert ins Haus zurückkehren wollte, hörte er von rechts Schritte im Kies und wandte sich um.
    Einem Stromschlag gleich zogen warme Wellen durch seinen Bauch. Er erkannte Anna, die aus der Dunkelheit des Gartens ins Licht der Außenbeleuchtung trat.
    Er machte einen Schritt auf sie zu.
    „Anna?“
    Sie zuckte zusammen, starrte ihm stumm entgegen. Ihre Nerven, die sich in den letzten Minuten ein wenig beruhigt hatten, spielten verrückt, als er mit geschmeidigen Schritten auf sie zukam.
    „Aaron. Was machst du hier?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Blicke, die sich ineinander verhakten. Eine Stille, die fast hörbar war. Tiefes Erstaunen, erzwungenes Lächeln.
    „Dein Taxi hat sich verspätet?“
    „Scheint so.“
    Er mied ihren Blick und starrte auf einen Punkt in der Dunkelheit. „Anna, ich …“ Seine Augen tauchten intensiv in die ihren. „Ich kann mir nicht vorstellen, für immer mit jemandem zusammen zu sein, mich zu binden …“
    Sie unterbrach ihn ungeduldig. „Aaron, ich habe längst verstanden. Du musst mir nichts erklären.“
    Er senkte seinen Blick und schloss die Augen. „Ich kann mir aber auch nicht
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