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Feuermohn

Feuermohn

Titel: Feuermohn
Autoren: Astrid Martini
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aus Samt war mit goldenen Sprenkeln versehen. Mit seinen vielen Zierkissen wirkte das Bett einladend, weich und kuschelig. Kassandra bereitete zwei Cocktails zu, drückte den Knopf der Musikanlage und klassische Musik erklang. Sie wiegte ihren Körper zu der rhythmischen Ouvertüre, legte den Kopf ein wenig zur Seite, hielt die Augen geschlossen.
    Leise summend, mit Tränen in den Augen, reichte sie Anna einen Kristallkelch mit einem cremigen, orange schimmernden Cocktail, nahm ihr gegenüber Platz.
    „Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll.“ Ihre Stimme zitterte. Sie hob ihr Glas, prostete Anna zaghaft lächelnd zu. „Schön, dass du da bist … ich … mir ist es noch nie so schlecht gegangen.“ Sie nahm einen großen Schluck des cremigen Cocktails. Ihre rosige Zungenspitze fuhr prüfend über die Oberlippe.
    Annas mitfühlender Blick schien alle Dämme in ihr zu brechen. Lauthals schluchzte sie los. „Ich … ich erwarte ein Kind … von Aaron.“
    „Ein Kind? Von Aaron?“ Anna musste gegen einen plötzlichen Schwindel ankämpfen. In ihren Ohren rauschte es, und sie vernahm Kassandras Stimme nur noch wie aus weiter Ferne. „Ja, ich bin schwanger.“
    „Das ist … aber das müsste dich doch freuen.“
    Kassandras Schultern bebten. Das Gesicht in den Händen vergraben erwiderte sie:
    „Auf Aarons Wunsch hin … ich … nun …“, sie schluchzte wieder, „er möchte, dass ich die Schwangerschaft abbreche.“
    Erschrocken setzte Anna den Cocktailkelch an, trank in großen Schlucken, ihr Puls raste. „Und was wirst du nun tun?“
    Kassandra zuckte die Schultern. Mit weichen Fingern umfuhr sie die Konturen eines Samtkissens. Immer wieder blickte sie ins Leere, strich sich über das Haar und nestelte an der Rubinkette, die ihren Hals schmückte.
    Schließlich schüttelte sie resigniert ihre wallende Mähne in den Nacken, straffte ihre Schultern. „Wenn ich Aaron nicht verlieren möchte, werde ich tun müssen, was er will. Und ich will ihn nicht verlieren.“ Ihre Stimme wurde immer leiser. Bald sah Anna nur noch, wie sich ihre Lippen lautlos auf und ab bewegten, ohne dass ein Ton an ihr Ohr drang.
    *** Die ärgerliche Standpauke seines Großvaters versuchte Aaron tunlichst zu ignorieren, was ihm nicht so recht gelang. Den Blick in die Ferne gerichtet, ließ er den empörten Wortschwall über sich ergehen, begann aber einzusehen, dass die Wut seines Großvaters durchaus berechtigt war, denn Anna war Jonathans Gast gewesen, und es gab nichts, was Aaron dazu berechtigte, derartig mit den Gästen seines Großvaters umzuspringen.
    „Bitte verzeih mir, Großvater. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Er fing den immer noch wütend aufblitzenden Blick Jonathans auf, erwiderte ihn mit einem wortlosen Flehen.
    Doch sein Großvater war noch nicht fertig, redete ununterbrochen auf seinen Enkel ein. Sprachlos hörte Aaron ihm zu. „Anna hat nicht gewusst, dass du mein Großvater bist?“ Er nippte an seinem Brandy, beobachtete eine Motte, die sich unwiderstehlich vom Kerzenlicht angezogen fühlte.
    „Nein. Ich habe mich ihr mit meinem Spitznamen vorgestellt, und es gab weder Grund noch Gelegenheit, ihr zu sagen, wer ich bin. Ich denke, da ist eine Entschuldigung fällig.“
    Aarons Blick glitt ins Leere. Die Worte seines Großvaters drangen wie durch dichten Nebel zu ihm.
    „Du wirst dich doch bei ihr entschuldigen?“
    „Ja!“ Dieses eine Wort klang mehr nach einem Knurren als nach einer Antwort. „Ich werde sie gleich morgen früh aufsuchen und sie um Verzeihung bitten.“
    „Das will ich stark hoffen, weil ich dir diese Geschichte ansonsten bis an mein Lebensende nachtragen werde. Anna ist eine tolle Frau, sie hat Geist und Stil. Wenn ich jünger wäre, würde ich sie mir auf der Stelle schnappen und sie nie wieder loslassen.“
    „Ach ja?“ Aaron bemühte sich, seiner Stimme einen gleichgültigen Klang zu geben. „Vergiss dabei aber nicht: Du bist nicht ich – und ich bin nicht du! Und um weiteren Fragen zuvorzukommen: Ich habe keinen Bedarf, mein Liebesleben zu verändern. Ich bin glücklich, so wie es ist. Punkt!“
    *** Anna schnappte nach Luft, die Bilder vor ihren Augen verschwammen, ihr wurde schummrig, kein Laut drang an ihr Ohr. Kassandras Gestalt begann vor ihren Augen zu zerfließen.
    „Luft, ich brauche Luft.“ Sie erhob sich, stakste unsicher und hölzern vorwärts. Ihre Knie zitterten, knickten ein, sie verlor ihr Gleichgewicht. Eine Woge schweren Parfums schwappte über ihr zusammen, als
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