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Feuerherz

Feuerherz

Titel: Feuerherz
Autoren: Jennifer Wolf
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Ohren zu. Mischa hielt den kleinen Roran an sich gepresst. Nachdem das Knallen vorbei war, nahm ich ihn ihr wieder ab. Sein zahnloser Mund schrie fast so laut wie die Waffen des Ordens.
    »Die wei sind irgendwo in der Luft und in der Dunkelheit dieses Hinterwäldlerkaffs treffen die alles, nur nicht die Drachen«, knurrte Kassandra.
    »Was?«, fragte ich erstaunt. »Die treffen noch Ilian!«
    »Nein, was denkst du, warum sie nicht die ganze Zeit ballern? Sie warten auf einen günstigen Moment.« Kassandra sah mich mitleidig an. »Keine Sorgen, Lissy. Wir lernen so etwas.«
    Wieso beruhigt mich das nicht? Ein weiterer Schuss fiel, dann gab es einen lauten Knall. Es klang, als wäre etwas auf das zertrümmerte Wohnmobil gefallen. Jubelgeschrei erklang und das Schwingen von großen Flügeln.
    »Sie haben sie«, sagte Kassandra, die dem Stimmgewirr auf ihrem Walkie-Talkie folgte. Offensichtlich sprachen die Jäger in mehreren verschiedenen Sprachen miteinander. Der Orden hatte also ordentlich Nachschub geschickt. Ich fragte mich, wie viele Jäger es wohl gab, als mir bewusst wurde, dass ich jetzt wohl endlich zu Ilian durfte.
    »Wartet hier«, bat uns Kassandra. »Ich schaue erst nach, ob es sicher ist.« Damit öffnete sie die Tür und ging hinaus. Meine Freunde und ich sahen uns an.
    »Wo ist Audrina?«, fragte Mischa.
    »Ich weiß es nicht«, gab ich ehrlich zu und drehte mich von der Tür weg. Erst jetzt bemerkte ich meinen Adrenalinpegel. Die Taubheit, in die mich meine Angst versetzt hatte, war nun nicht mehr nur aus meinen Ohren, sondern auch aus meinen Gliedern verschwunden. »Ich will zu Ilian.«
    »Stets zu Diensten«, hörte ich die geliebte Stimme hinter mir. Ich drehte mich hastig um und entdeckte ihn nackt in der Tür. Conny pfiff und lachte dann dreckig. Ich hingegen stürzte mich mit Roran in seine Arme. Er packte mich an meinen Haaren und im Rücken und presste uns beide an sich heran. Mein Scheitel bekam einen langsamen und sanften Kuss.
    »Danke, dass du auf den Kleinen aufgepasst hast«, sagte er schließlich.
    »Ehrensache«, murmelte ich. Roran hörte auf zu schreien. Der Geruch seines Vaters schien nicht nur mich zu beruhigen.
    »Was ist passiert?«, fragte Leon. »Ist die Brutmutter tot?«
    »Ja«, krächzte Ilian und ich roch Rauch. »Ich konnte sie so stark verletzten, dass sie in den Sinkflug gehen musste, wo die Jäger sie bereits erwarteten. Als die Schüsse fielen, schoss sie wieder hoch, wo ich sie empfing und wieder nach unten zwang. Sie hatte kaum die Baumwipfel passiert, da hatte ihr jemand einen gezielten Kopfschuss versetzt.
    »Und Audrina?«, wollte Mischa wissen.
    »Teile von ihr liegen in der Hecke«, sagte Arva plötzlich. Nackt und zitternd stand sie in der Tür. Sie musste der andere grüne Drache gewesen sein. »Ich schaffte es nicht durch die Baumwipfel abzuheben. Es ging einfach nicht. Da habe ich Audrina gesehen und sie gefressen.«
    Mein Hirn brauchte einen Moment um zu kapieren, was sie da getan hatte und warum Audrina teilweise in der Hecke lag. Mit großen Augen sah ich sie an. Erbrochenes klebte an ihren Beinen. Ebenfalls Teile von Audrina.
    »Mir ist schlecht«, raunte ich leise.
    ***
    Das Licht des Morgens lag wie Blei auf meinem Körper. Es fühlte sich an, als wären all meine Knochen tonnenschwer und meine Schulter schmerzte immer noch. Ilians Wunden waren über Nacht alle verheilt, nur hier und da war noch eine blasse Ahnung eines Blutergusses. Ein paar der Jäger hatten Kratzer abbekommen, da aber Ilian den größten Teil des Kampfes ausgetragen hatte, waren wir anderen verschont geblieben. Kassandra hatte sich durch das Schütteln im Wohnwagen den Kopf angestoßen und war somit diejenige im Orden, die am meisten abbekommen hatte. Wir saßen alle draußen in den Gartenstühlen, nachdem wir ein wenig das Chaos beseitigt hatten. Nur Thomas rannte nervös herum.
    »Wir müssen jetzt mit den verbliebenen Drachen und den Balaurs sprechen«, sagte ein Jäger, den ich nicht kannte. Sein fast kahl geschorener Kopf war mit einem dünnen Schweißfilm bedeckt, auf dem sich die Sonne spiegelte. »Akzeptieren sie die neue Brutmutter, ist alles in Ordnung. Weigern sie sich, müssen wir sie töten.«
    »Nein!«, protestierte ich. »Kann man sie nicht einfach ziehen lassen?«
    »Einfach ziehen lassen?«, wiederholte er. »Kind, weißt du, was uns dieser Einsatz gekostet hat? Alleine an Schweigegeld? Ich bin nicht bereit, noch mehr finanzielle Mittel in diese Angelegenheit zu
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