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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut
Autoren: James Rollins
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Wacholder und heißem Sand. Sie ließ den Blick über die Spitzkuppen, Felsenriffe und geriffelten Canyonwände schweifen, die in Gold- und Rottönen leuchteten.
    Sie war erst eine Woche hier, und schon fühlte sie sich wieder zu Hause.
    Sie hatte den Sommer bei den Pueblos verbracht und sich Leistungspunkte der Brigham Young University verdient. Sie hatte sich für ein Seminar zu den Puebloindianern angemeldet. Dazu gehörte es, Petroglyphen zu dokumentieren, Ruinen zu restaurieren und sich mit den Sitten und Gebräuchen der Hopi vertraut zu machen.
    In etwa so, als würde man lernen, Pinienkerne zu rösten.
    »Wer hat mein bestes Tablett anbrennen lassen?«, rief jemand von drinnen.
    Kai zuckte zusammen, doch sie wusste, sie musste die Folgen ihres Vergehens tragen wie eine Frau. Das kam in letzter Zeit häufiger vor. Vor zwei Tagen hatte man das Verfahren wegen ihrer Beteiligung an den Ereignissen in Utah offiziell eingestellt. Ihre Mitwirkung an der Rettung der Welt hatte das Justizministerium offenbar milde gestimmt. Außerdem hatte es sicherlich nicht geschadet, dass Onkel Crowe und Hank Kanosh ihr einen guten Leumund bescheinigt hatten.
    Dieses Vergehen aber konnte sie nicht so leicht ungeschehen machen.
    Kai wandte sich zur Fliegengittertür um und trat in den schummrigen Wohnraum. Iris Humetewa hielt mit ihren Grillhandschuhen ein Tablett hoch.
    »Du musst warten, bis die Holzkohle etwas heruntergebrannt ist.«
    »Ich weiß, aber Kawtch hat seine Wundnähte benagt, und als ich ihn mir geschnappt und die Halskrause gerichtet hatte …«
    Sie seufzte, ihrer Ausflüchte überdrüssig.
    Kawtch hatte den Kopf gehoben, als er seinen Namen hörte. Er hatte einen Plastiktrichter um den Hals. Man hatte ihm das verletzte Vorderbein amputieren müssen. Die Gewehrkugel hatte den Knochen zerschmettert und die Nerven zerfetzt, doch er erholte sich gut.
    Das galt für sie alle.
    Alvins Verbrennungen zeichneten sich als dunkelrote Flecken auf seiner sonnenverbrannten Haut ab. Die beiden alten Hopi-Indianer hatten ihre Begegnung mit Rafael Saint Germaine dank ihrer Zähigkeit und ihrer guten Ortskenntnisse überlebt.
    Bei den Hopi gab es ein Sprichwort: Jage nie einen Indianer auf seinem eigenen Gebiet. Die ersten Siedler hatten diese Lektion teuer bezahlen müssen – und ein Rafael Saint Germaine konnte davon natürlich nichts wissen.
    Iris hatte damit gerechnet, dass die Söldner des Franzosen sie jagen würden. Als sie zusammen mit ihrem Mann mit dem Quad losfuhr, hatte sie daher als Erstes die nächste Sandgrube angesteuert und eine große Staubwolke aufgewirbelt. Als die Schüsse fielen, hatte sie im Vertrauen darauf, dass Rafael nicht nach ihr und Alvin suchen würde, in einem alten Stollen Unterschlupf gesucht. Sie wusste, dass er es auf Kais Onkel Crowe abgesehen hatte. Und wenn er Söldner zurückgelassen hätte, die nach ihnen suchen sollten, hätte sie ihre Fährte verwischt und Hilfe herbeigerufen.
    Offenbar konnte Kai von der alten Hopi-Frau eine Menge lernen.
    »Tut mir leid, Tante Iris«, sagte sie. »Ich werde das Tablett polieren und übernehme für die nächsten zwei Abende das Kochen.«
    Iris nickte und zwinkerte ihr liebevoll zu.
    Lautes Motorengeräusch lenkte ihre Aufmerksamkeit zum Eingang.
    »Die Jungs sind anscheinend von der Spritztour zurück«, meinte Iris.
    Sie traten auf die Veranda hinaus, um die Rückkehrer zu begrüßen. Zwei staubbedeckte Gestalten kletterten von ihren Quads, die mehr Ähnlichkeit mit uralten Steinen als mit Geländefahrzeugen aus Fiberglas hatten.
    Jordan nahm den Helm ab und wischte sich mit einem Baumwolltaschentuch das Gesicht ab. Kais Herzschlag geriet ins Stolpern, als er ihr zulächelte. Auch sein Begleiter nahm den Helm ab und grinste breit. Sein Gesicht war gerötet. »Da könnte ich mich dran gewöhnen«, sagte Ash.
    Major Ashley Ryan und Jordan waren nach den Ereignissen im Yellowstone Park gute Freunde geworden. Der Nationalgardist hatte großen Respekt vor den amerikanischen Ureinwohnern bekommen.
    Jordan klopfte dem Mann den Staub vom T-Shirt. I Love INjuns stand darauf, darunter war ein V8-Motor mit Federschmuck abgebildet.
    »Auffällig und provozierend«, sagte Jordan. »Beides zugleich. Deswegen wird man uns irgendwann noch gehörig in den Arsch treten.«
    »Mann, deswegen ist das ja auch mein Lieblings-T-Shirt.«
    Mit stolzgeschwellter Brust stieg Ash zur Veranda hoch.
    Jordan lächelte Kai an. »Ach, übrigens, ich glaube, ich habe unsere Bestzeit in der
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