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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer
Autoren: Sara Paretsky
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anderen Geist beseelt.«
    Er hielt mich fest in den Armen. »Ja, ich verstehe - dir kommt es vor, als sei sie frei, und du fühlst dich beengt und verpflichtet. Ich weiß nicht recht, was ich dazu sagen soll, aber - mir ist es wichtig, dass ich mich auf dich verlassen kann.« »Aber genau das bin ich leid, dass sich alle Leute auf mich verlassen.« Ich schilderte ihm meine Vision vom Rhinozeros und dem Greyhound.
    Worauf er lauthals loslachte, aber meine Hand nahm. »Vic, du siehst wunderschön aus, wenn du dich bewegst, aber auch, wenn du still liegst - nicht, dass das oft vorkäme. Ich liebe deine Energie, und du siehst sehr elegant aus, wenn du läufst. Hör um alles in der Welt auf, eifersüchtig zu sein auf Marcena. Ich kann mir nicht vorstellen, wie du so nebenbei mit Bron Czernin in dessen Werkstatt ein tödliches Ding bastelst und das dann auch noch der Polizei verschweigst, um deine große Story nicht platzen zu lassen. Und nicht deshalb, weil du so furchtbar anständig bist, sondern weil du dein Hirn benutzt, okay?«
    »Okay«, sagte ich, nicht ganz überzeugt, aber bereit, das Thema fallen zu lassen. »Apropos Eifersucht: Was hat Sandra Czernin eigentlich gegen dich?«, erkundigte sich Morrell.
    Ich spürte, wie ich purpurrot anlief. »Als wir zusammen auf der Highschool waren, hab ich ihr mit ein paar anderen einen üblen Streich gespielt. Mein Cousin Boom-Boom hat sie zum Abschlussball eingeladen. Meine Mutter war gerade gestorben, mein Vater wollte nicht, dass ich mich mit Jungen verabrede, und Boom-Boom hatte gesagt, ich könne mit ihm hingehen. Aber dann kriegte ich mit, dass er eigentlich Sandra gebeten hatte und ich das fünfte Rad am Wagen sein würde, und bin ausgerastet. Sandra und ich waren schon öfter aneinandergeraten, und die Sache mit dem Abschlussball war für mich der ultimative Betrug. Sie ließ sich auf Sex mit ziemlich vielen Jungen ein, und das wussten wir Mädchen auch alle, aber ich war mir nicht sicher, ob Boom-Boom es wusste. Sandra war hübsch damals, auf so eine weiche Art, wie eine Perserkatze, und ich schätze mal - ach, lassen wir das. Jedenfalls war ich furchtbar wütend, und die Mädchen aus meiner Basketballmannschaft und ich, wir haben Sandras Unterwäsche aus ihrem Schrank gestohlen, als sie im Schwimmbad war - damals gab es noch ein Schwimmprojekt an der Bertha Palmer. In der Nacht vor dem Abschlussball sind wir in die Sporthalle eingestiegen, haben die Seile hochgezogen und ihre Unterhose drangehängt, mit einem großen roten S drauf, und daneben Boom-Booms Schulsweater mit dem B drauf. Als Boom-Boom dahinterkam, dass ich das angezettelt hatte, sprach er monatelang kein Wort mehr mit mir.«
    Morrell brüllte vor Lachen.
    »Das ist nicht komisch!«, schrie ich.
    »O doch, Warshawski, ist es. Du bist echt ein Kampfhund. Vielleicht nicht gerade vom Geist der Abenteuerlust beseelt, aber wie dein Geist auch sein mag - er hält jedenfalls ziemlich viele Leute in Atem.«
    Das war wohl als Kompliment gemeint, und so versuchte ich, es mit Würde anzunehmen. Wir blieben im Garten sitzen, bis ich vor Kälte zitterte. Nach einer Weile begaben wir uns zu Morrell nach Hause, die Hunde im Schlepptau -jemand, der auch in den Loop fuhr, erbot sich, Mr. Contreras mitzunehmen. Den größten Teil des Wochenendes verbrachten wir im Bett und spendeten uns mit unseren verletzlichen und verwundeten Körpern so viel Trost wie nur möglich auf Erden. Am Montag rief Mildred an, das Faktotum der Bysens, um mir mitzuteilen, dass sie Sandra Czernin einen Scheck ausgeschrieben hatten und ihn per Boten zu ihr schickten. »Im Übrigen hat Rose Dorrado heute Morgen ihre Stelle als Aufsicht in unserem Geschäft an der 95* Street angetreten. Und Mr. Bysen möchte etwas Besonderes für die Bertha Palmer Highschool tun, da er dort selbst zur Schule gegangen ist. Diesen Sommer soll eine Sporthalle gebaut werden, und im Winter wird er sowohl für die Basketballmannschaft der Mädchen als auch der Jungen neue Trainer einstellen. Heute Nachmittag wird es aus diesem Anlass eine Pressekonferenz in der Schule selbst geben. Wir wollen ein ganzes Programm für Teens starten, das Bysen-Zukunft-Projekt. Es soll Jugendlichen helfen, bei ihrer Sportschulung auf christliche Werte zu achten.« »Das sind ja großartige Neuigkeiten«, sagte ich. »Mr. Bysens christliche Praktiken werden in der South Side gewiss gut ankommen.«
    Mildred wollte offenbar fragen, was ich damit meinte, entschied sich dann aber für einen
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