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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer
Autoren: Sara Paretsky
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Themenwechsel und fragte nur nach meiner Faxnummer, damit sie mir die vollständigen Infos schicken konnte.
    Die Pressekonferenz fand vor dem Basketballtraining am Montag statt, weshalb die Mädchen so überdreht waren, dass sie sich hinterher kaum aufs Spiel konzentrieren konnten. Ich schickte sie schließlich früher nach Hause, verkündete aber, sie müssten dafür am Donnerstag doppelt so lang trainieren.
    Das Bysen-Zukunft-Projekt würde erst ab nächsten Herbst starten, was für mich bedeutete, dass ich meinen Job als Trainerin für den Rest der Saison nicht loswurde. Zu meinem eigenen Erstaunen stellte ich allerdings fest, dass ich froh darüber war, noch eine Weile in Kontakt zu bleiben mit den Mädchen.
    In den tristen Wintermonaten flog Billy nach Korea, um seine Schwester zu besuchen. Er brachte sie mit nach Hause, und die beiden kauften sich zusammen eines der kleinen Häuser, an denen Pastor Andres mitgearbeitet hatte. Ich hatte den Eindruck, dass die Leidenschaft zwischen Josie und Billy ziemlich erloschen war. Verantwortungsvoll, wie Billy war, kümmerte er sich weiter um sie und achtete darauf, dass sie fleißig für die Schule lernte, aber er verwandte seine Energie jetzt vor allem auf ein Projekt, das er und seine Schwester ins Leben gerufen hatten. Es nannte sich »The Kid for Kids« und ermöglichte jungen Menschen aus der South Side Lernhilfe und Jobtraining. Kurz nach Beginn des neuen Jahres bekam April ihren Defibrillator eingesetzt. Es würde noch ein paar Monate dauern, bis sie wieder zur Schule gehen konnte, aber sie kam zu den Heimspielen der Lady Tigers, wo sie von den anderen Mädchen wie eine Art Maskottchen behandelt wurde. Celine und Sancia, die beiden Wortführerinnen der Mannschaft, widmeten ihr feierlich die Spiele.
    Sandra benutzte einen Teil der Versicherungssumme für einen Anbau an ihrem Haus, damit ihre Eltern dort einziehen und sich um April kümmern konnten. Dann erstand sie einen gebrauchten Saturn, doch den Rest des Geldes legte sie für April an. Sie wusste sehr wohl, dass sie die schnelle Übersendung des Geldes ohne juristische Querelen mir zu verdanken hatte, war aber, als wir uns in der Highschool begegneten, gehässig wie eh und je. Während des Winters musste ich bei diversen Anwälten, die sich nun mit By-Smart befassten, Aussagen zu Protokoll geben. Was sich jetzt abspielte, war die übliche mühsame Prozedur, bestehend aus Offenlegung von Unterlagen, Ermittlung, Antrag, Vertagung und so fort - ob es zu meinen Lebzeiten einen Prozess geben würde, wagte ich nicht zu ermessen.
    Unerhört fand ich die Tatsache, dass Grobian seine Stelle im Lagerhaus wahrhaftig wieder angetreten hatte. Billy errötete beschämt, als ich ihn darauf ansprach, und sagte, sein Großvater bewundere Grobians Durchsetzungsfähigkeit. William dagegen war auf längere Zeit beurlaubt; Buffalo Bill konnte seinem Sohn nicht verzeihen, dass er ihm den Tod gewünscht hatte. Und Gary hatte die Scheidung von Tante Jacqui eingereicht, ein weiterer Rechtsstreit, der sich über ein paar Jahrzehnte hinziehen konnte. Tante Jacqui war gewiss nicht bereit, kampflos auf die Bysen-Milliarden zu verzichten. Die einzig positive Sache, die bei dem Bysen-Fiasko heraussprang, war eine Entspannung in meiner Beziehung zu Conrad. Nach dem Basketball-Training trafen wir uns ab und an auf einen Kaffee oder Whiskey. Morrell erzählte ich nichts davon; Conrad und ich waren schließlich alte Freunde und konnten ruhig mal zusammen ausgehen. Und Conrad wohnte immerhin nicht bei mir, wie Marcena bei Morrell in ihrer gesamten Rekonvaleszenzzeit. Selbst wenn Morrell mein Verantwortungsbewusstsein ihrer Leichtfertigkeit vorzog, passte es mir dennoch nicht, dass sie jedes Mal im Wohnzimmer herumsaß, wenn ich zu Morrell kam. Wären wir bei Disney, wären wir in einer Art Märchen, würde ich nun berichten, dass meine Lady Tigers sämtliche Spiele auf Bezirks- und auf Landesebene gewannen. Ich würde erzählen, dass sie um ihr Leben spielten für mich, ihre angeschlagene Trainerin, und für Mary Ann, die wir im Februar gemeinsam zu Grabe trugen. Aber meine Welt sieht anders aus. Meine Mädchen gewannen fünf Spiele in der gesamten Saison; im Vorjahr waren es zwei gewesen. Mehr Triumph gab es nicht. An dem Tag, nach dem die Saison für die Tigers zu Ende ging, aß ich mit Lotty zu Abend und gestand ihr, dass ich enttäuscht und mutlos war. Sie runzelte missbilligend die Stirn.
    »Victoria, du weißt doch, dass mein Großvater, der
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