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Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)

Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)

Titel: Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
Autoren: Maxima Moosmax
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Winkler gratulierte mir freundschaftlich.
    „ Lassen Sie uns darauf anstoßen, oder müssen Sie noch fahren?“
    „ Nicht doch, die Bahn wird mich schon Heim bringen.“
    „ Dann lassen Sie uns in mein Büro gehen, ich habe dort noch ein paar nettere Sachen zum Anstoßen, die den Studenten hier nicht angeboten werden“
    Zögernd willigte ich ein, Tante Tinas Warnung im Hinterkopf.
    Winklers Büro lag im obersten Stockwerk des Gebäudes. Obwohl die Korridore eine Renovierung nötig hatten, schien Winklers Büro geradewegs aus der Hand eines teuren Innenarchitekten zu stammen. Der Stuck an der Decke war schneeweiß und setzte sich von der abgetönten Decke ab, alles schien an den Entstehungszeitpunkt des schlossartigen Gebäudes angepasst zu sein. Selbst die zierliche Couch und der wuchtige Schreibtisch sahen wie echte, teure Antiquitäten aus. Winkler ging zu einer Weltkugel, wie ich sie aus dem Fernsehen kannte, er klappte sie auf und bot mir Sherry, Whiskey oder Portwein an. Als ich mich für Portwein entschieden hatte setzte sich Winkler in einen der Sessel und bedeutete mir, auf der Couch Platz zu nehmen. Winkler schien mit dem Sessel ebenso zu verschmelzen, wie er es mit seinem Auto getan hatte. Er hob sein Glas und stieß mit mir „auf die Zukunft“ an. Ich kannte mich nicht mit teuren, hochprozentigen Getränken aus, doch es schmeckte mir ausgezeichnet.
    „ Mit Ihrem Vater habe ich auch oft angestoßen“, sagte er mit einem traurigen Lächeln.
    „ Zu schade, dass Sie nicht die Chance hatten ihn kennenzulernen. Er war ein besonderer Mensch, wie Sie es auch sind.“
    Diese Aussage hallte merkwürdig nach in meinem Kopf. Was ist ein besonderer Mensch? Ich konnte mir diese Frage nicht beantworten. Sehen alle Menschen Paralleluniversen? Wahrscheinlich war Winklers Aussage nichts als reine Höflichkeit, er kannte mich schließlich kaum. Er konnte nicht wissen, wie normal ich war, oder auch nicht.
    „ Was haben Sie mit meinem Vater studiert? Hat er sich auch mit Literatur beschäftigt?“ Winkler nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Er schien nachzudenken, vielleicht wollte er mir nichts über meinen Vater erzählen, aber schließlich hatte Winkler damit angefangen. Unvermittelt wechselte er das Thema.
    „ Thomas hatte nicht sehr viele Freunde. Er hat mir immer alles erzählt. Ich war so überrascht, als er eines Tages Ihre Mutter mitbrachte. Sie müssen wissen, Thomas war ein viel beschäftigter Mann. Er war selten zu Hause und wusste meist nicht, wie lange er fort sein würde, keine idealen Bedingungen für eine Familie. Ihre Mutter war ein so zartes Geschöpf, ich habe ihn damals gewarnt, nicht Ihr Leben zu zerstören indem er sie an sich bindet und dann nie für sie da ist.“
    Er schwieg, schien in seiner eigenen Vergangenheit zu schwelgen. Doch ich hatte keinen Zugang zu seinen Erinnerungen, keine Vergangenheit breitete sich vor mir aus, in der Vater und Mutter sich liebten. Alles was ich über meinen Vater hörte war mir neu und so sog ich es begierig in mich auf und ignorierte den Umstand, dass Winkler meine Frage nicht beantwortet hatte.
    „ Sie haben nie geheiratet, Ihre Eltern, wussten Sie das?“
    Ich nickte. Falkner war der Nachname meiner Mutter.
    „ Ich glaube, Thomas hatte verstanden was ich meinte und Ihre Mutter deswegen nicht geheiratet. Er starb zwei Jahre nachdem er Renate kennengelernt hatte. Sie wusste damals noch nicht, dass sie schwanger war.“
    Winkler stockte wieder, trank einen Schluck und blickte aus dem Fenster. Ich fand, das Schicksal war gnädig gewesen, mein Vater war gestorben, ohne von meiner Existenz zu wissen. Es musste ungleich schwerer sein, sich vom Leben zu verabschieden, wenn man wusste, dass der eigene Sohn aufwachsen würde, ohne jemals den Vater gesehen zu haben.
    Ich hing an Winklers Lippen, konnte kaum erwaten, dass er endlich weiter sprach. Wie mein Vater gestorben war, war das größte Rätsel meiner Kindheit gewesen. Ich hatte mir heldenhafte Geschichten einfallen lassen, vielleicht waren es auch Visionen gewesen, die hatten mich als Kind öfter heimgesucht als heute. Doch der Unterschied bestand lediglich aus der Tatsache, dass die Visionen ungerufen kamen, während eine Vorstellung durch den eigenen Willen hervorgerufen und geformt werden konnte. Inzwischen, sagte ich mir, glaubte ich nicht mehr an all die Heldentaten.
    „ Woran starb mein Vater?“
    Winkler wandte sich vom Fenster ab, sah mich wieder nachdenklich an.
    „ Das weiß ich
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