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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Autoren: Katja Brandis
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Kurz vor dem Dorf verabschiedete sich Alena von ihrem besten Freund. Halbmenschen wie er waren im Dorf nicht gerne gesehen. Alena fand das blödsinnig. Sie kannte Cchraskar seit ihrer Kindheit, sie waren zusammen aufgewachsen.
    Als sie sich Gilmor näherte und die ersten schwarzen Pyramiden in Sicht kamen, wandten sich Alenas Gedanken langsam wieder ihrem Alltag zu. Vielleicht kam heute endlich die Nachricht, auf die sie schon seit Ewigkeiten wartete...
    Sie hatte Glück. Als sie gerade hinter dem Haus ihre täglichen Übungen durchging, sah sie, wie ein Wühler aus der Erde hervorkam und auf sie zukroch. Schnell steckte sie ihr Schwert weg und nahm dem kleinen Tier die Nachricht ab, die es in einer silbernen Hülse am Hals trug. Das Zeichen des Rates war darauf eingraviert. Alenas Herz schlug schnell. Dieser Brief musste die Antwort auf ihre Frage sein!
    Plötzlich hatte sie es gar nicht mehr eilig, das Ding aufzumachen. So viel hing von dieser kleinen Botschaft ab. Was war, wenn der Rat nicht erlaubte, dass sie schon jetzt Meisterin wurde, mit fünfzehn statt mit siebzehn? Alena sehnte sich danach, Meisterin zu werden. Endlich frei sein. Sich von niemandem mehr etwas vorschreiben lassen müssen. Außerdem wollte sie nicht noch länger darauf warten, dass sie endlich ihr Meisterschwert bekam. Das Schwert, das sie für den Rest ihres Lebens tragen würde.
    Alena drehte die Hülse in der Hand. Sie war nur halb so lang wie ihr kleiner Finger. Ein paar Worte passten auf das Blatt in ihrem Inneren, mehr nicht.
    Ihr Vater lugte durch die Tür. »Beim Feuergeist, mach das Ding auf, Allie!«, knurrte er. »Ich will wissen, wann ich dein Schwert fertig haben muss.«
    Alena hasste es, wenn sich ihr Vater in ihre Angelegenheiten mischte. Sie war längst alt genug um selbst zu entscheiden, wann sie eine Nachricht aufmachte! »Ach, lass mich doch in Ruhe!«, schoss Alena zurück und stapfte in ihr Zimmer.
    Das Zimmer lag an der Außenseite der schwarzen Pyramide und maß in jeder Richtung zwei Menschenlängen. Alena hatte die schräge Metallwand mit einer Drahtbürste bearbeitet, bis alle Rostflecken weg waren und sie sich unscharf darin spiegeln konnte. Wenn sie auf ihrem Bett lag, einer dicken Matte auf dem Boden, reichte sie manchmal hoch, um das kühle, geriffelte Metall der Seitenwand an den Fingerspitzen zu spüren.
    Neben der Tür lehnte ihr Lehrlingsschwert, frisch poliert wie immer. Auf dem Boden lagen Grasmatten, abgewetzt von ihren nackten Füßen und grau von der Asche, die sie aus der Schmiede hereingeschleppt hatte. Doch so ein bisschen Asche störte niemanden, der wie Alena zur Feuer-Gilde gehörte.
    Im Regal an der anderen Wand lagen ein paar Messer und Werkzeuge, die sie in den letzten Wintern geschmiedet hatte, ein paar zusammengefaltete Tuniken und die engen Hosen, die sie gerne trug. Außerdem das seltsam geformte Gehäuse einer Singenden Seeschnecke, die ihr Tante Nana mal mitgebracht hatte, und anderer Krimskrams. Dazu ein Dutzend Schriftrollen - das Sturmläufer -Epos, Barsoks Geschichte Dareshs, Heldensagen der Feuer-Gilde und vieles andere. Alena las alles, was sie in die Finger bekam.
    Ihre wirklich wichtigen Sachen hatte Alena in einer ausgehöhlten Stelle der Schlafmatte versteckt. Gedichte, die sie selbst geschrieben hatte. Niemand wusste, dass es sie gab. Die Leute würden sie ja doch nur mit denen ihres Vaters Tavian vergleichen, und die waren wunderschön. Eine Kette, die Alena sich gemacht hatte - sie hatte dafür heimlich ein paar Brocken Telvarium aus dem Erzlager ihres Nachbarn genommen. Das war keine gute Idee gewesen, aber die Kette gefiel ihr immer noch. Die Kralle eines Rubinvogels, die ihr Cchraskar geschenkt hatte. Und dann noch der komplett erhaltene Schädel eines Wühlers, weiß und glatt und vollkommen.
    Alena warf sich auf ihr Bett und starrte zur Decke. Schon nach kurzer Zeit hielt sie es nicht mehr aus. Mit zitternden Fingern pulte sie die Botschaft aus der Silberhülse und rollte das Blatt auseinander.
    Tani, Gildenschwester,
    die Arbeiten, die Ihr uns gesandt habt, sind ausreichend, um Euch zur Meisterschaft zuzulassen. Obwohl Ihr offiziell nicht alt genug seid.
    Alena fühlte, wie das Glücksgefühl in ihr hochquoll wie Lava, ihr den Atem nahm. Doch dann las sie weiter.
    Bitte gebt Bescheid, wer Eure beiden Bürgen sind. Dann seid pünktlich zur Wintersonnenwende im Turm des Rates und bringt Euer Meisterschwert mit.
    Das Glücksgefühl zerstob. Alena stopfte die Nachricht in
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