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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete
Autoren: Katja Brandis
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die Kapsel zurück und schleuderte das ganze Ding an die Wand. Bürgen zu finden. Das war das Problem. Sie hatte gehofft, es würde sich irgendwie von selbst lösen. Hatte es natürlich nicht. Sie musste noch einmal versuchen im Dorf herumzufragen. Einen Bürgen hatte sie immerhin schon - ihren Vater. Tavian ke Tassos. Aber selbst ein berühmter Schwertkämpfer und Schmied wie er konnte nicht wettmachen, dass niemand sonst für seine Tochter bürgen wollte.
    Es klopfte an der Außentür der Schmiede. Alena regte sich nicht, blieb einfach liegen. Sie wollte jetzt niemanden sehen. Die Tür quietschte an rostigen Angeln, als ihr Vater öffnete. »Friede den Gilden, Marvy. Wie siehst du denn aus?«
    Marvys Stimme klang schüchtern. Wie immer. »Ach, mir ist ein Holzklotz ins Feuer gefallen. Das gab ganz viele Funken.«
    »Und dein Meister will dir keine neue Tunika kaufen? Obwohl da zwei Dutzend Löcher drin sind?« Ihr Vater seufzte. »Sag Alena, sie soll dir einige von ihren Sachen geben.«
    »Mach ich. Danke!«
    Ein paar Atemzüge später schlüpfte das Mädchen in Alenas Zimmer, die Wangen noch gerötet von der Kälte. Alena hob nur kurz den Kopf und starrte dann wieder an die Decke. Marvy war dünn und hatte struppige Haare, die die Farbe von Steppengras hatten. Manchmal roch sie auch nicht allzu gut. Gelegentlich wünschte Alena, sie hätte an diesem einen grässlichen Tag vor einem Winter nicht verhindert, dass ihr Meister Marvy wieder mal verprügelte. Seither lief Marvy, die einen Winter jünger war als Alena, ihr nach und war kaum abzuschütteln. Denn obwohl sich Marvys Meister bitter bei Alenas Vater beschwert hatte, hatte sich die Baumratte seither nicht mehr getraut zuzuschlagen. Er wusste genau, wer von ihnen beiden besser mit dem Schwert umgehen konnte. Nämlich Alena.
    »Es heißt, du hast eine Nachricht bekommen«, sagte Marvy. »Vom Rat.«
    In kleinen Ortschaften sprach sich alles so fürchterlich schnell herum. Es hatte keinen Sinn, zu lügen. »Ja«, sagte Alena und seufzte tief. »Sie wollen mich zulassen. Aber ich habe immer noch keinen Bürgen.«
    »Ich würde für dich bürgen, wenn ich könnte!«
    »Tja, nett von dir. Aber du bist nun mal keine Meisterin.«
    »Hast du den Vater von Kilian und Jelica schon gefragt?«
    »Hat keinen Sinn. Zu dem war ich mal frech. Das hat der kein bisschen vergessen, fürchte ich.« Müde fuhr sich Alena durch die glatten rotbraunen Haare. Sie waren länger als bei Lehrlingsmädchen üblich und fielen ihr bis auf die Schultern. Es hatte viele Kämpfe mit ihrem Vater gekostet, bis er das akzeptiert hatte.
    »Was ist mit Meisterin Kyria?«
    »Die war entsetzt, dass ich deinem Meister gegenüber so respektlos war. Zu der brauche ich erst recht nicht zu gehen.«
    »Oh«, sagte Marvy und schwieg eine Weile, dachte angestrengt nach. »Vielleicht der alte Dozak. Der mochte deine Mutter, hab ich gehört.«
    Hoffnung keimte in Alena auf. »Ja, das wäre vielleicht was. Er ist zwar unglaublich alt, aber das macht ja nichts. Hauptsache, er bürgt für mich.« Warum war sie nicht schon längst auf ihn gekommen? Soweit sich Alena erinnern konnte, war er einer der wenigen Dorfbewohner, mit dem sie noch nie aneinander geraten war und der ihrem Vater seine Vergangenheit nicht vorwarf.
    »Gut. Gehen wir«, sagte Alena, rollte sich mit einer geschmeidigen Bewegung von ihrer Schlafmatte und schnallte sich ihr Lehrlingsschwert um. »Ich muss zurück sein, bevor der erste Mond aufgeht. Kampftraining.«
    Das Dorf Gilmor war nicht groß, nur ein paar hundert Menschen lebten hier. Fast alle waren Feuerleute; für alle anderen Gilden war der Norden von Tassos eine gefährliche Gegend. Schwarz wie Skelette ragten die Phönixbäume rund um den Ort in den Himmel, ihre schweren öligen Äste gingen in regelmäßigen Abständen in Flammen auf. So düngten sich die Bäume selbst, nur so schafften sie es, in der kargen Gegend zu überleben.
    Gerade hüllte sich einer der Bäume rechts von ihnen in eine Feuerwolke. Alena genoss die Wärme und sog den herben Geruch nach Rauch und Harz ein. Schade, dass sie keine Zeit hatte, im Wald heimlich ein paar neue Formeln auszuprobieren. Neulich hatte ihr Vater ihr gezeigt, wie man Kaltes Feuer rief. Das war schwierig und gefährlich - also genau Alenas Sache.
    Sie durchquerten das Dorf, Marvy immer einen Schritt hinter ihr.
    Auf halbem Weg sah sie, dass Zarko und seine Getreuen am Rand des Dorfplatzes herumhingen. Alle waren sie da - Zarko, Rayka, deren
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