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Feuerball

Titel: Feuerball
Autoren: Ian Fleming
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mit Blick auf den Kräutergarten. Sie haben dort nämlich einen eigenen Kräutergarten, weißt du das?«
    »Ich weiß alles über den verdammten Kräutergarten. Schau, Penny, sei ein liebes Mädel und sag mir, was das zu bedeuten hat! Was ist ihm denn über die Leber gekrochen?«
    Miß Moneypenny, die oft hoffnungslos von Bond träumte, hatte Mitleid mit ihm. Verschwörerisch dämpfte sie ihre Stimme: »Also ich halte das Ganze für eine vorübergehende Sache. Dein Pech, daß es gerade dich noch erwischt. Aber du weißt, er bekommt immer wieder einen Vogel wegen der Leistungsfähigkeit seiner Abteilung. Eine Zeitlang mußten wir alle einen Gymnastikkurs besuchen. Dann hatte er doch diesen Kopf schrumpf er, diesen Psychoanalytiker - das ist dir entgangen, da warst du gerade in Obersee. Alle Abteilungsleiter mußten dem ihre Träume erzählen. Lange hat er’s nicht ausgehalten, einige der Träume müssen ihn irgendwie abgeschreckt haben. Ja, und letzten Monat erwischte M einen Hexenschuß, und einer seiner Freunde im Blades, einer der versoffenen Fettsäcke, nehm’ ich an« - Miß Moneypenny verzog ihren begehrenswerten Mund -, »erzählte ihm von diesem Nest. Er schwor darauf und sagte M, wir seien alle wie die Autos und müßten von Zeit zu Zeit in die Werkstatt, zur Entschlackung. Er gehe jedes Jahr hin, sagte er, und es koste nur zwanzig Pfund die Woche, also weniger, als er pro Tag im Blades ausgebe, und er fühle sich nachher immer herrlich wohl. Na, du weißt ja, M versucht immer gern was Neues, und so ging er für zehn Tage hin und kam ganz begeistert zurück. Gestern hat er mir einen großen Vortrag über die Kur gehalten, und mit der heutigen Post bekam ich einen Haufen Dosen mit Melasse und Weizenkeimen und Gott weiß was. Ich weiß nicht, was ich mit dem Zeug anfangen soll, ich fürchte, mein armer Pudel wird das alles fressen müssen. Jedenfalls, so ist es gekommen, und ich muß sagen, ich habe ihn nie in so guter Verfassung gesehen.«
    »Aber warum schickt er gerade mich in dieses Irrenhaus?«
    Miß Moneypenny lächelte geheimnisvoll. »Du weißt doch, er hält große Stücke auf dich - oder weißt du’s nicht? Jedenfalls, nach Einsicht in deinen Befund befahl er mir, ein Zimmer für dich zu bestellen.« Sie rümpfte die Nase. »Übrigens, James, trinkst und rauchst du wirklich so viel? Das muß dir doch schaden, meinst du nicht?« Sie blickte ihn mütterlich an. Bond zwang sich zu dem gleichmütig hingeworfenen Satz: »Ich sterbe einfach lieber am Suff als am Durst. Und wegen der Zigaretten - das ist nur, weil ich mit meinen Händen nichts anzufangen weiß.«
    Mißbilligend verzog Miß Moneypenny ihren Mund: »Also, was die Hände betrifft, da hab’ ich schon was anderes gehört!«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an, Penny!« Verärgert ging Bond zur Tür und wandte sich noch einmal um: »Wenn du mich noch weiter so herunterputzt, dann verpass’ ich dir, wenn ich wieder zurück bin, eine solche Tracht Prügel, daß du ein Schaumgummipolster brauchst!«
    Miß Moneypenny lächelte süß: »Ich glaube nicht, daß du nach zwei Wochen Nüssen und Zitronensaft noch viel wirst verpassen können, James ...«
    Bond gab einen grunzenden Knurrlaut von sich und stürmte aus dem Zimmer.
    2
    Bond warf seinen Koffer in das schokoladenbraune alte Austintaxi und setzte sich neben den sommersprossigen, fuchsgesichtigen jungen Mann in der schwarzen Lederweste. Der junge Mann zog einen Kamm hervor, fuhr sich sorgsam durch das Haar mit dem Halbstarkenschnitt, steckte den Kamm wieder weg, beugte sich vor und drückte auf den Anlasser.
    Bond fragte: »Wie weit ist es bis nach Shrublands ?«
    Der junge Mann schaltete zurück wie beim Grand-Prix-Rennen, dann wieder in den vierten. »Halbe Stunde.« Er trat aufs Gas und überholte einen Laster an der Kreuzung. Das gefährliche Experiment gelang.
    »Sie holen wirklich alles aus Ihrem Bluebird ’raus.«
    Der junge Mann blickte flüchtig zur Seite, um zu sehen, ob das Spott sei. Er entschied, es sei nicht der Fall. »Mein Alter läßt nichts springen. Der alte Kasten, sagt er, war zwanzig Jahre lang gut genug für ihn, also muß er auch für mich zwanzig Jahre gut sein. Spar’ ich eben selber. Die Hälfte hab’ ich schon.«
    Bond sagte sich, daß die Sache mit dem Kamm ihn überkritisch gemacht habe. »Was wollen Sie sich denn kaufen?« fragte er.
    »Volkswagenbus. Für die Rennen in Brighton.«
    »Gar nicht schlecht! Brighton stinkt vor Geld!«
    »Und ob!« Eine Spur von
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