Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuerball

Titel: Feuerball
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
und hoffentlich gefällt es Ihnen hier!« Dann eilte sie in Richtung der Behandlungsräume davon.
    Unten in dem entsprechend bezeichneten Raum, empfing ihn ein Masseur in Hose und Unterhemd. Bond zog sich aus und folgte ihm, ein Handtuch um die Hüften, durch den langen, mit Plastikvorhängen abgeteilten Raum. Im zweiten Abteil standen zwei Massagetische. Auf einem der Tische wabbelte der weißliche, sommersprossige Körper eines noch jugendlichen, aber verfetteten Patienten beinahe obszön unter den Händen seines Masseurs. Bond, dem das alles tief zuwider war, nahm das Handtuch ab, legte sich auf den Bauch und ließ nun die härteste Tiefmassage, die er je erlebt hatte, über sich ergehen.
    Während der schmerzhaften Prozedur hörte er undeutlich, wie der Fette sich erhob und dem nächsten Patienten Platz machte. Dann sagte der Masseur: »Die Armbanduhr werden wir aber abnehmen müssen, Sir.«
    Bond erkannte die sanft antwortende Stimme sofort wieder: »Unsinn, mein Lieber. Ich komme jedes Jahr hierher und habe sie immer anbehalten. Ich möchte sie lieber nicht ablegen, wenn’s Ihnen nichts ausmacht.«
    »Leider, Sir.« Die Stimme des Masseurs war höflich, aber fest. »Da habe nicht ich Sie behandelt. Das Armband beeinträchtigt die Zirkulation. Wenn Sie erlauben, Sir ...«
    Einen Moment lang war es still. Bond meinte fast zu spüren, wie Graf Lippe sich zusammenriß. Aber dann erfolgte die Antwort mit sonderbarer Heftigkeit: »Also dann ’runter damit!« Das »Hol Sie der Teufel!« hing unausgesprochen in der Luft.
    »Danke, Sir.« Dann begann die Massage.
    Der kleine Vorfall irritierte Bond. Es war doch klar, daß man zur Massage die Armbanduhr abnehmen mußte! Warum hatte der Mann sie durchaus anbehalten wollen? Das schien kindisch.
    »Bitte umdrehen, Sir.«
    Bond gehorchte. Nun konnte er den Kopf bewegen. Er blickte zufällig nach rechts. Graf Lippe lag mit abgewandtem Gesicht da, sein linker Arm hing zu Boden. Dort, wo die Sonnenbräune endete, umlief ein Streifen fast weißen Fleisches das Handgelenk. Und dort, wo sonst die Uhr war, sah Bond eine rote Tätowierung: ein winziges Zickzackband, gekreuzt von zwei vertikal verlaufenden Linien. Das also hatte Graf Lippe verbergen wollen! Nun, man konnte ja zum Zeitvertreib das Archiv anrufen: Vielleicht wußten sie dort, welche Art von Leuten dieses kleine Erkennungszeichen unter ihrer Armbanduhr trug .
    3
    Nach der Behandlungsstunde fühlte Bond sich total zerschlagen und wie durch die Wäschemangel gedreht. Er zog sich an und stieg, M verwünschend, wieder hinauf in zivilisiertere Regionen. Beim Eingang zur Haupthalle waren zwei Telefonzellen. Die Vermittlung verband ihn mit der einzigen Headquarters-Nummer, die er von außen anrufen durfte, da solche Anrufe sämtlich abgehört wurden. Er verlangte »Archiv« und erkannte an dem hohlen Summton der Leitung, daß sie angezapft war. Nach Nennung seiner Nummer stellte er dem Archivdirektor seine Frage und sagte noch, der Betreffende sei möglicherweise Asiate portugiesischer Abkunft. Schon nach zehn Minuten rief der Archivdirektor zurück.
    »Es ist ein Geheimbundzeichen«, sagte er interessiert. »Der Geheimbund >Roter Blitz<. Ungewöhnlich, daß sein Träger kein Vollblutchinese ist. Der Bund hat nicht den üblichen halbreligiösen Charakter, sondern ist rein kriminell. Station H hatte schon mit ihm zu tun; er ist in Hongkong vertreten, die Zentrale sitzt aber jenseits der Bucht in Macao. Station H investierte dort schweres Geld für einen Kurierdienst nach Peking. Alles lief bestens, also vertraute man den Leuten auch was Hochwichtiges an. Das ging aber total daneben und kostete Station H zwei ihrer besten Männer. Hinterher stellte sich heraus, daß >Redland< mit dem Geheimbund ein Abkommen hatte. Schöne Bescherung! Seither haben sie fallweise Rauschgift geschmuggelt, auch Gold nach Indien, oder hochklassigen Mädchenhandel betrieben. Einflußreiche Leute. Wir wären an weiteren Informationen interessiert.«
    Bond sagte: »Besten Dank, Archiv, aber ich weiß gar nichts Bestimmtes, höre zum erstenmal von dieser Sache. Sollte sich was ergeben, halte ich Sie auf dem laufenden. Wiederhören!«
    Nachdenklich legte er auf. Interessant! Was mochte der Mann in Shrublands wollen? Bond verließ die Zelle. In der Nebenkabine war jemand! Graf Lippe, mit dem Rücken zu Bond, hatte eben abgehoben. Wie lange war er schon drin? Hatte er Bonds Anfrage mitgehört? Oder seinen Kommentar? Bond verspürte jenes schleichende
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher