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Feuerball

Titel: Feuerball
Autoren: Ian Fleming
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James?«
    Bond bemühte sich, ruhig zu antworten. »Ich bin völlig in Ordnung, Sir. Kopfschmerzen hat jeder mal, und an Muskelrheuma leiden die meisten Sonntagsgolfer: man ist verschwitzt und sitzt dann im Luftzug. Aspirin und Einreibungen bringen das schon weg. Wirklich nicht der Rede wert, Sir.«
    Aber M sagte streng: »Das ist ja gerade der Irrtum, James! Medikamente unterdrücken nur die Symptome, aber sie packen das Übel nicht an der Wurzel. Die Folge ist ein steigender Vergiftungszustand, der zu chronischem Leiden führen kann. Alle Drogen sind schädlich. Und das meiste, was wir essen, ist dem Organismus abträglich: das weiße Brot, dessen Mehl zu sehr ausgemahlen ist, der raffinierte Zucker, die pasteurisierte und deshalb vitaminarme Milch
    - alles zu sehr ausgekocht und denaturiert. Wissen Sie«, M griff nach seinem Notizbuch und sah hinein, »was unser Brot außer dem bißchen ausgemahlenen Mehl enthält?« Er blickte anklagend zu Bond herüber. »Es enthält große Mengen von Kalk, auch Benzolsuperoxyd in Pulverform, Chlorgas, Salmiak und Alaun!« M steckte das Notizbuch wieder weg. »Was sagen Sie jetzt?«
    Verblüfft verteidigte sich Bond: »So viel Brot ess’ ich gar nicht, Sir.«
    »Vielleicht nicht«, sagte M ungeduldig. »Aber wieviel Vollkornbrot essen Sie? Wieviel Joghurt, rohes Gemüse, Nüsse, Frischobst?«
    Bond lächelte: »Eigentlich gar nichts von all dem, Sir.«
    »Da gibt’s nichts zu lachen!« M klopfte zur Bekräftigung mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte. »Merken Sie sich: es gibt nur einen Weg zur Gesundheit, den natürlichen. Alle Ihre Beschwerden« - Bond wollte protestieren, aber M hob die Hand -, »diese tiefsitzende Toxikämie, die Ihr Befund zeigt, all das ist das Resultat einer grundsätzlich unnatürlichen Lebensweise. Je von Bircher-Benner gehört, wie? Oder von Kneipp, Prießnitz, Rikli, Schroth, Gossmann, Bilz?«
    »Nein, Sir.«
    »Na eben. Es wäre aber sehr gut, wenn Sie diese Leute studierten! Das sind die großen Ernährungsreformer - die Männer, deren Lehren wir törichterweise in den Wind geschlagen haben. Zum Glück«, M’s Augen glänzten vor Enthusiasmus, »praktiziert eine Reihe ihrer Schüler in England, so daß Naturheilkuren für uns nicht unerreichbar sind.«
    Bond sah M neugierig an. Was, zum Teufel, war in den Alten gefahren? Waren das erste Anzeichen von Senilität? Aber M sah frischer aus als je! Sein kühler grauer Blick war klar, und die Haut des harten, gefurchten Gesichts glänzte vor Gesundheit. Sogar das eisengraue Haar wirkte gesünder. Was also konnte es sein?
    M langte nach dem Akteneingangskorb und stellte ihn mit einer Geste vor sich hin, die bedeutete, daß Bond entlassen war. Dabei sagte er heiter: »Tja, das wär’s, James. Miß Moneypenny hat für Sie reserviert. Zwei Wochen, und Sie sind wieder auf dem Damm. Sie werden sich selbst nicht wiedererkennen, wenn Sie herauskommen: ein neuer Mensch!« Entgeistert starrte Bond zu M hinüber: »Herauskommen? Von wo?«
    »Shrublands heißt der Ort. Geführt von einem in seinem Fach recht berühmten Mann - Wain, Joshua Wain. Beachtlicher Bursche. 65, sieht aber aus wie höchstens 40. Da sind Sie gut aufgehoben. Hypermoderne Einrichtung, eigener Kräutergarten sogar! Hübscher Landstrich, bei Washington in Sussex. Und sorgen Sie sich nicht wegen Ihrer Arbeit, schalten Sie einfach zwei Wochen
    lang ab. 009 wird die Abteilung für Sie übernehmen.«
    Bond traute seinen Ohren nicht. »Aber, Sir, ich bin doch ganz in Ordnung! Sind Sie sicher - ich meine, ist das wirklich notwendig?«
    »Nein.« M lächelte frostig. »Notwendig nicht. Aber unerläßlich, wenn Sie in der 00-Abteilung bleiben wollen. Ich kann es mir nicht leisten, darin einen Beamten zu haben, der nicht zu hundert Prozent einsatzfähig ist.« M blickte wieder auf den Korb vor sieh und entnahm ihm einen Ordner. »Das wäre alles, 007«, sagte er, ohne aufzusehen. Sein Wort war endgültig.
    Bond erhob sich. Schweigend verließ er den Raum und schloß die Tür betont behutsam hinter sich.
    Draußen schenkte ihm Miß Moneypenny einen süßen Blick. Bond trat an ihren Schreibtisch und hieb mit der Faust auf die Platte, daß die Schreibmaschine einen Sprung machte. Wütend sagte er: »Was soll das, Penny? Ist der Alte übergeschnappt? Der Teufel soll mich holen, wenn ich da hingehe!«
    Miß Moneypenny lächelte selig. »Der Direktor war so zuvorkommend! Er sagt, du kannst das Myrtenzimmer im Anbau bekommen. Ein reizendes Zimmer, sagt er,
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