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Feueraugen I. Das Dorf

Feueraugen I. Das Dorf

Titel: Feueraugen I. Das Dorf
Autoren: Alexander Zeram
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schüttelt den Kopf. "Bei ihr ist das ein Ausdruck der Freude und des Wohlbefindens."
    "Jedenfalls bleibt sie hier!" erklärt Baldwin. "Kommt gar nicht in die Tüte, dass wir noch mit einer Schlange rumrennen."
    "Trotzdem würde mich interessieren, was das ist: ein Schlangerich oder eine Schlängelin?"
    "Ja, wir wollen sie wenigstens in guter Erinnerung behalten." finden auch die anderen. "Wo wir ihr bereits das Verschwinden unseres Rodolphe angekreidet haben!"
    "Heh, Michel! Weißt du, woran man erkennt, ob eine Schlange männlich oder weiblich ist?" ruft Marlène zum Hügel hinüber.
    "Ganz einfach daran, ob ihre Haut zu Damen- oder Herrenartikeln verarbeitet worden ist!" gibt dieser geistesabwesend zur Antwort. Weiterhin beobachtet er gespannt den Horizont. Auch Emma schenkt der ganzen Sache mit der Schlange keine Beachtung ... allerdings wohl auch dem Horizont keine. Sie hat sich bei Michel eingehängt und ihren Kopf an seine Seite gelehnt.
    "Können wir sie nicht doch behalten? Es wäre ein neues Mitglied unserer Gemeinschaft!" Marlènes Vorschlag wird heftig durchdiskutiert. Besonders die unwichtigsten Details verlangen den Baldwinschen oft die größten Anstrengungen ab.
    Es dauert also ein wenig.
    Zuletzt hat man einen allgemeinen Kompromiss geschlossen. Die Schlange soll gefüttert werden, doch mitnehmen wird man sie auf keinen Fall.
    Gerade hat man begonnen, einige Reste der Mahlzeit herbeizuschaffen –mit denen man im Übrigen zehn Schlangen hätte satt kriegen können- da ruft Michel von seinem Aussichtspunkt zu ihnen herüber:
    "Seht Euch mal den Himmel an ... besonders dort hinten den Horizont!" er deutet nach Norden. Tatsächlich flackert dort in der Ferne ein rötlicher Schein - unglaublich stark und weithin sichtbar.
    "Ob da was brennt?" argwöhnt der Signore. "Sagen sie, Krämer, liegt in dieser Richtung ein größeres Gehöft ... oder ein Wald, der Feuer gefangen hat?"
    "In dieser Richtung liegt überhaupt nichts mehr!" erwidert der Krämer. "Weit entfernt ist das Hügelland an der Küste ... aber dort lebt fast niemand. Nur direkt am Meer gibt es ein paar größere Siedlungen. Wenn es da brennen sollte, dann können wir das trotzdem nie hier sehen!"
    "Umsonst wird diese Ebene nicht so verlassen sein. Allzu fruchtbar erscheint der Boden nicht!" sagt Baldwin. "Aber ... woher stammt dann dieses Licht am Horizont. Das ist doch verwunderlich!" "Vielleicht eine Art Luftspiegelung!" schlägt Ricci als Lösung vor.
    "Aber ... ja, jetzt fällt's mir wieder ein!" ruft da der Krämer aus. Er steigt zu Michel auf den Hügel und sieht angestrengt in die Ferne. Aufgeregt wendet er sich dann wieder den anderen zu. "Ja, das muss die Erklärung sein - es gibt keinen Zweifel!"
    "Was muss es sein?"
    "Mr. Baldwin ... es gibt da noch eine Sage ..."
    Nachdem X und Zeramov, Cassius und der Signore ihren Chef davon abgebracht haben, den Krämer, 'diese personifizierte Vergesslichkeit', umzubringen, kann dieser erzählen.
    "In einer alten Volkssage heißt es, dass hinter der großen Himmelshaube die beiden Mächte Gut und Böse immerfort miteinander ringen ..."
    "Hinter welcher Haube?" unterbricht der Signore.
    "Offenbar stammt die Sage noch aus der Zeit, in der die Menschen unsere Erde als Scheibe sahen. Der Himmel musste sich demnach wie eine Haube über diese Scheibe wölben. Darüber gab es nichts ... unter der Erde lag sozusagen die Hölle! Ist doch bekannt, Signore, oder?" schaltet sich Zeramov hilfreich ein.
    "Va bene!"
    "Der Himmel -so hieß es- deckt mit dem Rücken die Welt vor dem Bösen. Das Böse trachtet danach, das Gute zu durchbrechen, um sich der Welt zu bemächtigen."
    "Sehr witzig ... als ob das nicht längst geschehen wäre!" spöttelt X.
    "Manchmal –so heißt es weiter- gewinnt das Böse den ewigen Streit und für ein paar Stunden erringen die dunklen Mächte Herrschaft über die Erde. Dies geschieht -so ist's überliefert- zumeist im Monat Hor ... was in unserer Zeitrechnung der Spanne März-April-Mai entsprechen sollte."
    "Es ist ein Jammer, dass wir kein einziges Schriftstück mit dieser Originalsprache, aus der Caulk und Jemand in Wien übersetzt haben, kennen." winselt Baldwin. "Ich bin überzeugt davon, dass es eine Verbindung zu den Namen hier gibt: Hor, Nagor, Bonhorr, Ferr, Tu Gent ... das müssen irgendwie Überreste einer uralten Sprache sein."
    "Wohingegen 'Xaber Dracer' eher lateinisch klingt." wendet X ein.
    "Hin und wieder bricht also das Böse durch." nimmt der Krämer seine
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