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Feueraugen I. Das Dorf

Feueraugen I. Das Dorf

Titel: Feueraugen I. Das Dorf
Autoren: Alexander Zeram
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was mit Nagor geschehen ist. Wie das im Detail werden wird, kann ich nicht sagen. Aber wir sind zwölf Freunde und wenn nicht sehr gut, so doch ausreichend ausgerüstet. Wir kennen die Sage vom Feueraugen-Orden, wissen über Schloss Rachass einiges und von Tu Gents bis Lucy Fera haben wir immerhin Anhaltspunkte, die uns genügend vorbereitet haben sollten. Uns erwartet ein großartiges Abenteuer!"
    "Na dann ... masel tow!" Dr. Glücklich dreht ab. Überzeugen hat ihn der Drehbuchautor nicht können, aber ganz wohl ist sowieso niemandem beim Gedanken an die bevorstehenden Stunden ... die Nacht, den nächsten Morgen!
    "Wir nehmen an, dass Rodolphe im Morgengrauen verschwunden ist ... so wie Kalfater mit Nagor wohl auch!" erklärt Baldwin jetzt. "Es bleibt uns kaum was übrig: Wir müssen warten." ächzend erhebt er sich.
    "Aber irgendetwas muss es doch geben. Wir können uns doch nicht einfach hier hinstellen und warten, dass was passiert!" meint Michel. "Wir sollten die Gegend absuchen ... Meter für Meter. Der halbe Tag liegt noch vor uns. Solange es hell ist, haben wir auch die Sorge nicht, dass einer von uns verloren gehen könnte."
    "Suchen sie, mein Guter ... suchen sie. Vielleicht kann X mehr sehen als wir ... aber erinnern Sie sich daran, dass wir den ganzen gestrigen Vormittag hier gesucht haben, und da lag noch kein Schnee!"
    Baldwin wirkt jetzt wieder mutlos.
    Immerhin kommt man schließlich zu der Einsicht, dass man irgendwo zwischen den beiden Lagerplätzen übernachten werde. "Wir haben Zeit, Leute!" meint X. "Wenn wir jetzt schon beginnen, dann haben wir bald einen guten Platz hergerichtet. Morgen früh –das fühle ich- werden wir Rodolphe gefunden haben."
    "Ihr Wort in Jahwes Ohr!" meint Dr. Glücklich.

-12-  Nebelnacht
     
     
    Sie haben sich in die Wagen zurückgezogen. Dichter Nebel umgibt sie und es ist noch früher Abend. Sie sind zum Warten verurteilt. Immerhin sitzen sie relativ warm mit ihren Pelzmänteln im Trockenen. X hat seine letzten Flaschen Schnaps verteilt, zu essen gibt es noch immer genügend. So vergehen die Stunden ... langsam ... sehr langsam.
    "Dieser Nebel ist unglaublich!" stellt der Signore fest. "Noch dichter als vorgestern!"
    "Ja ... einfach grandios!" Marlène schüttelt staunend den Kopf. "Man sieht die eigene Kühlerhaube kaum."
    "Das kommt vielleicht vom Regen am Spätnachmittag!" sagt Ricci.
    "Ich bitte dich., Luigi! Es hat nur ganz kurz geregnet und der Schnee ist davon nicht weggegangen. Es ist eiskalt ... diese Ebene hat ein raues Klima!"
    "Fürchten Sie sich eigentlich, Signore?"
    "Wovor, cara Marlène?"
    "Vor dem, was uns erwartet!"
    "Was erwartet uns denn?"
    "Wer kann das wissen?"
    "Wovor soll ich mich dann fürchten?" der Signore lächelt. "Nein, ich fürchte mich wirklich nicht, meine Verehrteste. Ich habe ein ungutes Gefühl ... mehr nicht. Und das haben wir wahrscheinlich alle!"
    Michel bietet Zigaretten an. Was anderes können sie tun als rauchen?
    Im Radio gibt es Unterhaltungsmusik, Gesprächsstoff haben sie in Überfülle. Emma hat sich an Michel gekuschelt und döst; Marlène ist eifersüchtig; Ricci summt hin und wieder die Melodie eines bekannten neapolitanisches Volksliedes vor sich hin; der Signore sucht ein anderes Radioprogramm und gibt es dann auf - um sich Ricci anzuschließen. So versucht jeder auf seine Weise die Zeit totzuschlagen.
     
    *         *         *
     
    "Ich erhöhe um zwanzig!" erklärt Dalia.
    "Zwanzig?" Ricci lacht heiser auf. Eine Erkältung steckt in ihm.
    "Jawohl. Gehen Sie mit?"
    "Und sie, Dottore?" Ricci wirft Dr. Glücklich einen schiefen Blick zu.
    "Ich mecht schon ... aber Gott der Gerechte weiß, doss ich kein Blatt zum Gewinnen hob!" heftig gestikulierend legt Dr. Glücklich seine Karten zusammen und passt.
    "X, was würden Sie tun, wenn Sie ..."
    "Luigi! Don't cheat!" weist Dalia den Zweifelnden zurecht. X aber hätte sich hier bestimmt nicht eingemischt. Er hält nichts vom Glücksspiel. Seinen Wagen hat er allerdings gerne zur Verfügung gestellt. Im Ford schlafen der Signore, Michel und Emma bereits. Um sie nicht zu stören, sind die anderen zu X in den umgebauten Leichenwagen, der genügend Platz bietet, hier eine Kartenrunde abzuhalten. Eine Nebelleuchte wird noch gut zwei oder drei Stunden brennen ... und irgendwie muss man die Zeit bis zum Morgen schließlich rumkriegen.
    "Ich passe auch, bella Dalia!"
    "Shit!", entfährt es der sonst so beherrschten Engländerin. "Ich hatte einmal in meinem
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