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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Autoren: Kera Jung
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werden.
    Johnson bleibt wie üblich gänzlich unbeeindruckt. Gelassen betrachtet er seinen Chef. »Ich will die Limousine in die Waschanlage ...«
    »Das dauert doch keine Ewigkeiten!«
    »Nein, Sir.« Immer noch unbeteiligt. Kein Hass oder katzbuckeln. Dieser Typ muss irgendein Absorptionsrezept besitzen, zu diesem Schluss kam Andrew schon vor Jahren. Denn an seinem Chauffeur prallt alles ab. Ein winziger Teil von ihm mag den Mann tatsächlich für diese Fähigkeit.
    Kaum hat er den Aufzug betreten, beschleunigt sich sein Herzschlag. Angekommen in der fünfunddreißigsten Etage, dröhnt es mittlerweile beständig. Vor der Tür seines Vorzimmers realisiert Andrew in letzter Sekunde, dass sein Mund leicht geöffnet ist. Er hält inne, die Hand bereits auf dem Knauf und schließt die Augen.
    Es ist ein Mädchen! Nur ein kleines Mädchen wie du, Schneewittchen! Disziplin, Norton, oder willst du, dass ich deinem jungfräulichen Hintern eine Lektion erteile?
    »Jawohl, Sir!« Dafür kassiert der Konzernchef von seinem DS eine drohende Faust. Doch darauf kann er sich momentan nicht konzentrieren, er holt nämlich soeben tief Luft ...
    … und öffnet dann die Tür.

    Als Erstes wird er mit Gails erhobenen Augenbrauen konfrontiert.
    Es gibt genau eine Person auf dieser Welt, von der Andrew Norton sich eine derartige Geste bieten lässt. Und die nutzt dieses Privileg gerade schamlos aus. Sein Problem ist demnach weniger die Grimasse seiner Assistentin, als vielmehr der Grund dafür. Im Normalfall genügt diese ärgerliche Mimik, um ihm seine Verfehlung ins Gedächtnis zu rufen. Heute ist er sich jedoch nicht der geringsten Schuld bewusst.
    Das überdenkt er für einen flüchtigen – sehr kurzen – Moment, bevor er seine Aufmerksamkeit der eindeutig denkwürdigeren Attraktion an diesem Dienstagmorgen zuwendet.
    Da ist sie!
    Was er von ihrer Kleidung ausmacht, wirkt zunächst einmal vielversprechend: Ein schwarzes, eng anliegendes Top mit breitem Ausschnitt, darüber eine figurbetonte blaue Kostümjacke. Ob dazu ein Rock oder eine Hose gehört, kann Andrew aus seiner derzeitigen Perspektive nicht feststellen. Denn sie sitzt hinter dem zweitenvorhandenen Schreibtisch. Und ihm geht endlich auf (unter dem grimmigen Gebrüll des DS), dass er soeben Gefahr läuft, das Gesicht zu verlieren.
    Bisher war Andrew völlig nonchalant. Seit genau sechs Herzschlägen befindet er sich im Raum, kein Zögern verriet seine innere Aufgewühltheit. Doch jetzt droht er, die Kontrolle einzubüßen. Eilig tritt er an ihren Tisch. »Miss Kent.«
    »Guten Morgen, Sir.« Es kommt fest, wenngleich sie schon wieder sehr blass ist. Den Händedruck erwidert sie allerdings erst, nachdem sie für mindestens zehn Sekunden seine Hand angestarrt hat. Und sie löst ihn, kaum dass der Kontakt hergestellt wurde.
    Er beschließt, dies fürs Erste zu ignorieren. »Ich hoffe, Sie hatten bereits Gelegenheit, sich einen Überblick über Ihr zukünftiges Aufgabengebiet zu verschaffen?«
    »Ja, Sir.« Dass sie ihn dabei wie üblich nicht ansieht, ärgert ihn derart, dass die nächste Bemerkung ausnehmend knappgehalten ist. »In fünf Minuten in meinem Büro!«
    Das »Ja, Sir«, erfolgt fast nicht wahrnehmbar. Er will ihr Kinn heben, sie zwingen, ihn anzuschauen, beherrscht sich aber im letzten Moment. Dem grollenden DS sei Dank. »Wie bitte?«
    Unvermittelt richten sich ihre Augen auf ihn. »Ja, Sir!«
    Da ist er wieder, der hasserfüllte Blick! Andrew nickt genau einmal und das schwerlich sichtbar, die Miene ist eisig. »Fünf Minuten.«
    Auf dem Weg in sein Arbeitszimmer ignoriert er Gail. Die gibt inzwischen nicht nur ihre grausamen Augenbrauen zum Besten, jetzt steht ihr auch noch der Mund offen.
    Andrew hat nicht den geringsten Schimmer, was in diese Frau gefahren ist.
    Das Chefzimmer umfasst dreißig Quadratmeter und ist beinahe gänzlich in Weiß gehalten.
    Einzig der blaue Teppich hebt sich von dem lichten Flair ab. Hierbei handelt es sich übrigens nicht um die normale, industrielle hoch belastbare Variante, sondern um flauschiges, hochfloriges Material. Der riesige, dunkle Schreibtisch dominiert den Raum, an der rechten Seite residiert eine helle Ledercouch mit kleinem Glastisch und zwei passenden Sesseln. Etliche Grünpflanzen komplettieren die Einrichtung. Andrew mag es anspruchslos, jeglicher überflüssige Schnickschnack widert ihn an, genau wie Zeitverschwendung. Ausschlaggebend sind Funktionalität und Effizienz. Hübsche junge Mädchen hin oder her.
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