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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt
Autoren: Brigitte Riebe
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auf und lachte. »Nur die kleine Schramme an der Stirn, glaube ich. Der Rest ist ganz in Ordnung.« Er streckte sich. »Dieser Sand fühlt sich an wie zerstoßenes Glas. Wird allmählich Zeit, dass wir zurückfahren.«
    Mit großen Augen sah sie ihn an.
    »Wir haben doch alles, was wir brauchen«, sagte Luca. »Sogar das Säckchen mit dem neuen Sand.« Er stupste es leicht an, bis es Millas Fuß berührte.
    Das Säckchen, das der Feuerkopf ihr gegeben hatte!
    »Hast du ihn auch gesehen?«, fragte Milla. »Mein Vater – er war bei den Gondeln! Er lebt. Er war glücklich. Und er sagte …«
    Sein Finger legte sich auf ihre Lippen. Nun war er so nahe, dass Milla seinen unnachahmlichen Duft einatmen konnte. In ihr begann es zu glühen.
    »Das Wichtigste dürfen wir niemals vergessen«, flüsterte Luca. »Niemand, der hier war, verrät, was sich auf der Insel zugetragen hat. Nur so kann der Pakt zwischen Feuer und Wasser immer wieder erneuert werden.«

Epilog
    In dem kleinen Garten am Rio Paradiso war die Hitze, die seit Tagen über der Stadt lag, halbwegs erträglich. Die Luft war so dicht getränkt mit den Gerüchen der Lagune, dass man sie beinahe essen konnte, eine Mischung aus Salz, Algen und Sumpf, vermischt mit dem Duft frischer Pflanzen und dem Aroma sonnenheißer Steine. Wenn jemand darüber klagte, dann nur heimlich.
    Venedig hatte überlebt – allein das zählte.
    Der geflügelte Löwe war blutig angeschlagen, aber er hatte den Kopf erhoben und begann, seine Wunden zu lecken.
    Wie durch ein Wunder war der Anmarsch der feindlichen Truppen ausgeblieben. Erste Gerüchte verbreiteten sogar, die Liga von Cambrai sei innerlich zutiefst gespalten und drohe über kurz oder lang zu zerbrechen.
    Und es gab hoffnungsvolle Nachrichten vom Festland, wo die Bauern und Viehzüchter forderten, unter venezianische Herrschaft zurückzukehren, weil sie friedlich und gerechter gewesen sei.
    »Der Doge will eine neue Brücke über den Canal Grande erbauen lassen. Aus Stein, damit kein Brand ihr jemals wieder etwas anhaben kann.« Marins Stimme zitterte leicht. »Ich werde erst richtig froh sein, wenn sie die beiden Ufer wieder verbindet. Dann wird die Untat Querinis nach und nach in Vergessenheit geraten. Wer hätte gedacht, dass er zu so etwas fähig wäre!«
    »Wie verzweifelt muss Salvatore gewesen sein, um so etwas zu tun«, sagte Savinia. »Inzwischen bereue ich, ihn nicht von Anfang an in die Schranken gewiesen zu haben. Aber ich war so einsam und verletzt, dass ich seine Annäherungsversuche viel zu lange geduldet habe.«
    Sie griff nach ihrem Becher und nahm einen tiefen Schluck. »Heute weiß ich, dass es ein großer Fehler war. Mein Mann ist Leandro – und wird es bis zu meinem letzten Atemzug bleiben.«
    »Du hast die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben?« Ysas helle Augen begannen zu strahlen. »Das freut mich, denn mir geht es nicht anders. Mein Bruder ist am Leben. Ich würde spüren, wenn ihm etwas zugestoßen wäre.«
    Milla fühlte, wie ihr innerlich heiß wurde.
    Ich habe ihn gesehen, wollte sie rufen, im Haus der Gondeln! Er lebt, das weiß ich. Hätte er mir sonst den Beutel mit dem Sand überreichen können?
    Doch sie blieb stumm. Niemand durfte verraten, was er auf Ondana erlebt hatte, so lautete das ungeschriebene Gesetz, dem alle verpflichtet waren.
    Und dennoch war seitdem alles anders geworden. Ein unsichtbares Band war zwischen ihr und Luca geknüpft, das niemand mehr durchtrennen konnte.
    Sie waren eins, auch wenn sie es nach außen hin nicht zeigten.
    Und so schien Luca auch jetzt zu spüren, was in ihr vorging, denn in seine Lagunenaugen trat ein besorgter Ausdruck. Sie hatten nicht sehr viel miteinander gesprochen, nachdem sie nach Venedig zurückgekehrt waren, darum plagte sie die Angst, Worte könnten zerstören, was sie beide verband.
    Tage waren vergangen, bis sie sich wiedergesehen hatten, und selbst da hatten sie sich auf Blicke und kleine Gesten beschränken müssen.
    Wie sollten sie zu einem halbwegs alltäglichen Umgang miteinander finden, nach allem, was sie gemeinsam durchgestanden hatten – das Feuer, das Wasser, die Angst, die Erlösung?
    Sie konnten sich ja kaum ansehen, ohne dass einer von beiden unruhig wurde oder zu zittern begann. Hätte Nikos nicht auf dieser Zusammenkunft im Haus am Rio Paradiso bestanden, wären sie sich wohl noch länger aus dem Weg gegangen.
    Alisar, die beide scharf beobachtet hatte, richtete sich plötzlich auf. Der Kater, der neben ihrem Stuhl gesessen
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