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Feuer und Glas - Der Pakt

Feuer und Glas - Der Pakt

Titel: Feuer und Glas - Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Wie viele seid ihr hier?«
    »Savinia, ich, Nikos und seine Tochter Alisar. Marin und Ganesh sind …«
    »Ich weiß«, unterbrach er sie. »Ruf alle zusammen. Wir teilen uns auf!«
    Nikos kam so schnell angelaufen, dass sein Bauch wackelte. Beim Anblick von Alisar, die ihm dichtauf folgte, blieb Marco fast der Mund offen stehen.
    Sie errötete, als sie seinen Blick spürte, und schob sich eine dunkle Locke aus der Stirn.
    »Wo sollen wir anfangen?« Ihre Stimme war ruhig.
    »Wo könnten sich Fremde am ehesten Zugang verschafft haben?«, fragte Marco, als alle einen Halbkreis um ihn gebildet hatten. »Denkt nach!«
    Nikos zuckte unruhig die Schultern.
    »Unser Tor ist niemals abgeschlossen. Und wer erst einmal im Hof ist, kann auch in das Haus gelangen.«
    »Dann müssen wir uns alles systematisch vornehmen! Ihr durchsucht das Erdgeschoss. Ich die oberen Räume. Savinia und Ysa durchkämmen Garten und Bootshaus. Und Alisar …«
    »Ich komme mit dir«, rief sie. »Ich kann dir alles zeigen!«
    Marco roch ihren Duft, als sie leichtfüßig vor ihm die Treppe hinauflief. Was hätte er jetzt für ein sauberes Hemd und ein frisches Wams gegeben! Was er am Leib trug, war schmutzig und stank faulig.
    Der Anblick der kostbaren Möbel, der Kleidertruhen und Teppiche machte ihn für einen Augenblick noch befangener, doch dann kehrte seine Entschlossenheit zurück.
    »Grab ganz zuunterst«, sagte er, als sie vor einer großen Truhe niederkniete. »Und wenn du auf einen groben Sack stößt, schreist du.«
    Sie nickte und fing an zu wühlen, während er sich die nächste Truhe vornahm.
    »Da ist nichts«, sagte sie. Und nach einer Weile: »Du hast sie aus dem Kerker geholt?«
    »Ja«, sagte Marco. »Aber der Löwenanteil gebührt Luca.«
    »Das würde nicht jeder zugeben.« Alisars meerblaue Augen leuchteten.
    »Es geht um die Gondel der Wahrheit«, erwiderte Marco. »Was würden Lügen da schon nützen? Komm weiter, hier ist nichts. Wir müssen woanders suchen!«
    Eine fragile, meisterhaft gefertigte, geschwungene Holztreppe führte sie in den obersten Raum.
    Milla lief voran – seit dem Kuss am Strand schien ihre ganze Kraft zurückgekehrt zu sein.
    Luca folgte ihr nur wenige Stufen dahinter, neben sich den Kater, der plötzlich die Ohren anlegte, als sei ihm etwas nicht ganz geheuer.
    »Luca!« Millas Stimme drohte zu kippen. »Sieh doch nur!«
    Sie waren in einem runden Raum angekommen. Ringsherum an den steinernen Wänden waren überall Bretter angebracht. Doch das Holz war kaum zu sehen – so überstrahlte es der Glanz unzähliger gläserner Gondeln. In allen nur denkbaren Schattierungen leuchteten sie, meerblau, smaragdgrün, zitronengelb, purpurrot, violett, hellorange, als sei der Pinsel eines Meisters über sie gefahren.
    Luca nickte, unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen.
    »Es müssen viele Hundert sein«, rief Milla, während sie sich staunend um ihre eigene Achse drehte.
    »An die tausend.« Jetzt gehorchte Luca die Stimme wieder. »So lange wird der Pakt zwischen Wasser und Feuer bereits vollzogen.« Er deutete auf eine leere Stelle zwischen all dem Leuchten und Strahlen. »Hier ist der Platz für unsere Gondel!«
    Doch Milla schien ihn nicht mehr zu hören.
    Sie lief auf einen Mann zu, der nun ebenso langsam aus den Tiefen des Raums auf sie zukam. Sein Haar ein lockiges Gewirr aus Feuerfarben, die Lippen zu einem Lächeln gekräuselt.
    »Wie stolz ich auf dich bin«, sagte er, und nun lächelten auch seine Augen. »Meine Milla. Mein großes Mädchen!«
    »Bist du wirklich hier oder träume ich?«, rief sie.
    Sein Lächeln wurde breiter.
    »Ich war immer bei dir«, sagte Leandro. »Das musst du doch gespürt haben. All die Jahre. Und dann kam mein Brief …«
    »Der mir so viele Rätsel aufgegeben hat!«
    »Die du gelöst hast. Auch wenn es schwierig war.« Er gab ihr den Beutel, den er in der Hand hielt. »Mein Geschenk an dich. Für deine Klugheit und Tapferkeit!«
    »Kommst du jetzt zu uns zurück? Wann bist du endlich wieder bei uns?«
    »Ein letztes Rätsel steht dir noch bevor. Der Brief, Milla – der Brief!«
    Sie streckte die Hand nach ihm aus, doch er wich zurück.
    Die Gondeln ringsum schienen plötzlich ihre Farben zu verlieren, als flösse ein Strom aus flüssigem Glas aus ihnen heraus.
    Milla spürte, wie sich die Flamme in ihr erhob. Ihr Vater war verschwunden.
    »Bald«, glaubte sie zu hören. »Bald!«
    Der Augenblick, auf den alle gewartet hatten: Doge Leonardo Loredan nahm den gesegneten

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