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Feuer und Eis

Feuer und Eis

Titel: Feuer und Eis
Autoren: Carol Marinelli
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sie diesen kleinen Snack bestellt hatte und nun versuchte, einen Plan auszuarbeiten.
    Und dann entdeckte sie die Rose, weggeschlossen hinter Glas, nur ein paar Meter von ihrem Platz entfernt.
    Karin stand auf und schlenderte hinüber. Einen Moment fragte sie sich, ob das wirklich ihre Rose sein konnte. Aber natürlich war sie es. Aufwendig gereinigt funkelte und strahlte sie genauso hell, wie sie es aus ihrer Kindheit erinnerte. Damals hatte sie den Kopf gegen die Vitrine gepresst und darum gebettelt, den „magischen Stein“ halten zu dürfen, wie sie das Schmuckstück immer nannte. Als sie jetzt leicht in die Knie ging, um besser sehen zu können, wurde ihr klar, dass sie sich genau wie vor all den Jahren verhielt.
    „Meine Rose ist wunderschön, nicht wahr?“ Die samtige Stimme mit dem ausgeprägten Akzent rief ihr ins Gedächtnis zurück, wo sie sich befand. Rasch richtete Karin sich auf.
    „Sehr“, antwortete sie knapp und presste dann die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, als sich der Mann neben ihr als Xante Rossi vorstellte und anbot, ihr noch mehr über das Stück, über seine Geschichte zu erzählen.
    „Eigentlich …“ Als sie ihn endlich ansah, brachte sie nur dieses eine Wort über die Lippen. Ihr war, als habe sie einen elektrischen Schlag erhalten. Sein Blick aus schwarzen Augen war fest auf sie gerichtet. Sie fühlte sich, als stürze sie in ein gefährliches Loch. Verzweifelt wollte sie auf die Bremse treten, irgendwie ausweichen, stattdessen stand sie einen viel zu langen Moment einfach nur da – zu fasziniert, um zu reagieren.
    Normalerweise trug sie einen undurchdringlichen Schutzpanzer. Doch ihre gesamte Aufmerksamkeit hatte ganz und gar der Rose gegolten, weshalb es dem Mann gelungen war, ihre Vorsicht zu unterlaufen. Das Blut schoss ihr in die Wangen, während sie seine nachtschwarzen Haare und die aristokratische Nase betrachtete. Aber es war der Blick aus diesen dunklen Augen, der ihren eine Sekunde länger gefesselt hielt, als es schicklich war. Auf seinen vollen sinnlichen Lippen erschien ein feines Lächeln, als er ihre Reaktion begriff.
    Das geht ja wie von selbst! dachte Xante triumphierend.
    „Hier.“ Er schloss die Vitrine auf. Er hatte es nicht nötig anzugeben oder die Frau zu beeindrucken. Aber aus irgendeinem Grund wollte er, dass sie beeindruckt war. Insgeheim freute ihn seine letzte Neuerwerbung nämlich sehr, die rubinbesetzte Rose war das perfekte Accessoire für sein Twickenham-Hotel. „Dieses Schmuckstück verdient einen genaueren Blick. Bitte, nehmen Sie es.“
    Sprachlos beobachtete Karin, wie eine Hand mit langen olivenfarbenen Fingern den goldenen Schlüssel herumdrehte. Unter dem strahlend weißen Hemdärmel kam eine schwere, teuer wirkende Uhr zum Vorschein. Der maßgeschneiderte Anzug folgte den Bewegungen des Mannes, als dieser sich vorbeugte und die Rose von ihrem Podest nahm. Sogar sein Hinterkopf war sexy. Schwarzes Haar, nicht die geringste Spur von ersten grauen Strähnen, perfekt geschnitten.
    Erst als er sich wieder aufrichtete, kehrte ihre Wachsamkeit zurück. Absichtlich schaute sie ihn nicht wieder an. Er flirtete, das war ihr klar. Normalerweise starrte sie Männer nicht so an und lud sie aus gutem Grund auch nicht zum Flirten ein. Hätte er ihr die Rose nicht gereicht, hätte sie die Rechnung bezahlt und wäre gegangen.
    „Entschuldigen Sie, Sir …“ Der Hotelmanager bot eine willkommene Ablenkung für Karin, wenn auch nicht für Xante. „Ein weiterer Spieler ist gerade eingetroffen.“
    „Danke.“ Xante musste gehen. Es wäre sehr unhöflich, ihr die Rose jetzt wieder aus der Hand zu nehmen. Die Unbekannte schien geradezu in die Schönheit des Stücks versunken zu sein – so wie er in ihre. Sie besaß wunderschöne Augen, der einzige Farbklecks in ihrem blassen Gesicht. Ein leuchtendes Türkis, das ihn an das Ägäische Meer seiner Heimat erinnerte. Dort gab es gefährliche Untiefen, rief er sich ins Gedächtnis, nur um die Warnung gleich wieder zu ignorieren. Sie war eine Lady, da war er sich sicher. Binnen einer Sekunde traf er seine Entscheidung. Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Ich bin gleich zurück.“

2. KAPITEL
    Er ließ sie einfach mit der Rose allein.
    Als Xante sich umwandte, fühlte Karin sich ganz schwindelig von der unerwarteten Wendung der Ereignisse. Hergekommen war sie ohne Plan oder klare Absichten – und gerade eben hatte der Besitzer ihr das Schmuckstück in die Hand gedrückt und war
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