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Feuer und Eis

Feuer und Eis

Titel: Feuer und Eis
Autoren: Carol Marinelli
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zumindest weckten seine Tritte sie regelmäßig mitten in der Nacht.
    Sie verteilte ein bisschen Creme auf ihrer Narbe, die höllisch schmerzte, weil ihr Bauch sich langsam rundete. Vor den Wehen hatte sie panische Angst. Härter wurde die Schwangerschaft noch dadurch, dass nun Ärzte immer wieder ihren Köper betrachteten. Allerdings hatte ihre Frauenärztin ihr versichert, dass sie, nachdem das Baby auf der Welt war, über eine kosmetische Operation nachdenken konnte. Heute war in diesem Bereich viel möglich. Doch allein der Gedanke, dass Xante, während sie in den Wehen lag, zum ersten Mal ihre Narbe sah, bereitete ihr Unbehagen.
    Karin goss ein Glas Milch und ein zweites für Xante ein – schließlich kannte sie ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er um einen Schluck aus ihrem bitten und dann den gesamten Inhalt trinken würde!
    Eigentlich wollte sie anschließend zurück ins Bett, doch die offene Tür des Arbeitszimmers schien sie zu sich zu rufen. Sie stellte die Gläser auf dem Schreibtisch ab und schaltete die kleine Lampe ein.
    Von allen Zimmern in dem Haus, das sie ganz in der Nähe von Twickenham gekauft hatten, mochte sie dieses am liebsten. Es war sehr viel größer als das Stadthaus, das sie ursprünglich ins Auge gefasst hatte und wesentlich kostspieliger. Aber es war wirkte nicht prahlerisch und schon gar nicht herrschaftlich. Und es würde, da war sie sich sicher, niemals zu einer Last werden.
    Die Erbstücke ihres Großvaters passten hervorragend in dieses Zimmer – vermischt nun mit Bildern, in denen ihre eigenen Erinnerungen verewigt waren. Sie ließ ihren Blick zu den Fotos von ihrer Hochzeit wandern.
    Da waren Bilder von Despinas ersten von inzwischen vielen Besuchen in London.
    Mittlerweile hatte sie einen Freund gefunden, einen Witwer von der Insel, den sie schüchtern vorgestellt hatte. Er arbeitete als Anwalt und wäre, hätte Xante die Träume seiner Eltern erfüllt, nun sein Konkurrent.
    Bunte Farben trug Despina zwar immer noch nicht, jedoch wagte sie sich an helle Naturtöne. Auf einen Regenbogen folgte immer Sonnenschein – man musste nur die Augen offen halten.
    Ja, auch Karin Rossi lernte, in ihrem neuen Leben Fuß zu fassen. Die Welt, stellte sie fest, konnte ein freundlicher und versöhnlicher Ort sein … so man sie denn ließ.
    Sie schaltete das Licht aus und wandte sich zum Gehen. Da fiel ihr Blick auf die Rose und den Brief, der darunter lag.
    Hin und wieder, nicht oft, las sie ihn. Manchmal, wenn sie glücklich war, aber immer, wenn sie sich traurig fühlte oder Xante sich auf Geschäftsreise befand und ihr das Haus ganz leer und viel zu groß vorkam.
    Und an diesem kalten grauen Morgen, während die Heizung gurgelnde Geräusche von sich gab, las sie ihn noch einmal.
    Las jede einzelne Zeile, die ihr Herz zum Schmelzen gebracht hatte.
    Xantes Ehrlichkeit sprach aus jedem Wort. Daran hatte sich seit dem ersten Lesen nichts geändert.
    Xante Rossi, der immer alle Antworten kannte, der immer einen Plan B in der Hinterhand hielt, hatte schlicht und ergreifend eine Welt ohne sie beschrieben.
Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Xante
    Kein Kuss folgte seinem Namen, kein Vorschlag, kein Versprechen, nur ein ehrliches Geständnis, mit dem Karin sich identifizieren konnte.
    Als sie nun die Worte auf sich wirken las, verflüchtigte sich der allerletzte Zweifel.
    Sie vertraute ihm.
    Geliebt hatte sie ihn seit dem ersten Augenblick, aber jetzt, sechs Monate später und schwanger mit seinem Sohn, vertraute sie ihm endlich vollständig.
    Liebe war ein Geschenk, aber Vertrauen musste verdient werden.
    Vertrauen … leicht für die Naiven, unendlich schwer für die Verletzten.
    Ihr Baby schien eingeschlafen zu sein, zumindest hatten die Tritte aufgehört. Einen Moment streichelte sie ihren Bauch, dann tat sie das Mutigste, das sie je getan hatte. Sie streifte das Nachthemd über den Kopf.
    Die beiden Milchgläser in Händen schlenderte sie zum Schlafzimmer zurück. Ihr neu erwachtes Bewusstsein verlieh ihr Sicherheit. Sie fürchtete sich nur ein winzig kleines bisschen.
    Sie vertraute Xante, und das fühlte sich fantastisch an.
    Xante, der von der riesigen Veränderung nichts mitbekommen hatte, besaß unterdes die Frechheit, wieder eingeschlafen zu sein. Er wachte nicht einmal auf, als sie die Gläser auf den Nachttisch stellte und zu ihm ins Bett schlüpfte.
    „Xante!“ Sie knuffte ihn in die Rippen, worauf er eine Entschuldigung murmelte, sich auf die Seite drehte und sofort
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