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Feuer und Eis

Feuer und Eis

Titel: Feuer und Eis
Autoren: Carol Marinelli
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glaubte ihm. Dieser charmante Mann, dieser zum Guten bekehrte Casanova, würde ihr gehören … trotz Narben und Neurosen und anderen Kleinigkeiten.
    „Xante, ich kann dir meine Narben nicht zeigen.“
    „Das brauchst du auch nicht.“
    „Manchmal überfällt mich eine unerklärliche Angst.“
    „Dann sag mir Bescheid.“
    „So einfach ist es nicht.“
    „Es kann so einfach sein.“
    Und dann küsste er sie, lange und zärtlich, wie sie es sich seit Monaten erträumte. Die Bank, auf der sie saßen, war hart und bot nur wenig Platz, deshalb standen sie zeitgleich auf. Endlich befand sie sich wieder in Xantes Armen. Es fühlte sich an, als wäre sie nach Hause gekommen. Alle Ängste, alle Zweifel verschwanden.
    Oh, jetzt lag ganz sicher der Duft von Männern und Leidenschaft in der Luft. Xante hatte eine Hand unter ihren Rock geschoben und drängte seinen Körper gegen ihren. Vielleicht klang es nicht nach der romantischsten Liebesszene der Welt, von einem knapp einsneunzig großen Griechen in eine Umkleidekabine gedrängt zu werden, aber für Karin war es Romantik pur.
    „Du wirst das Spiel verpassen.“ Sie streifte ihr Höschen ab, während sie gleichzeitig an seinem Gürtel zerrte.
    „Die Jungs verstehen das schon.“
    Er hob sie hoch und presste sie mit dem Rücken gegen die Wand. Sie hatte vergessen, wie gut es sich anfühlte. Wie von selbst schlangen ihre Beine sich um seine Hüften. Sie spürte seinen heißen Atem an ihrem Hals. Dann brachte die Leidenschaft auch die allerletzten Zweifel zum Verschwinden.
    Karin umklammerte Xantes Schultern, als die Welt langsam wieder in ihr Bewusstsein zurückkehrte. Im Stadion jubelten die Fans. Ein gewaltiges Getöse herrschte dort draußen, das nicht ganz zu dem tiefen Frieden in ihrem Inneren passen wollte.
    „Komm schon.“ Sie lächelte. „Auf dem Feld passiert etwas Großes.“
    „Etwas Großes ist gerade hier drinnen passiert.“ Völlig frei von Verlegenheit zogen sie sich wieder an. Xante übernahm es, den Kopf durch die Tür zu stecken und sich zu vergewissern, dass die Luft rein war. „Bald werden sie kommen, und den Raum vorbereiten …“
    „Das hier ist kein Hotel“, entgegnete Karin lachend, während sie Hand in Hand durch die Flure rannten.
    „Stimmt. Es ist eine Umkleidekabine in Twickenham.“ Xante betonte jedes Wort. „Viel besser als ein Hotel. Es ist geheiligter Boden.“
    Nachdem sie die Tribüne erreicht und an ihren Plätzen angekommen waren, hielten sie einen Moment inne und lächelten einander verschmitzt zu.
    „War das nicht großartig?!“ Das war keine Frage.
    „Das Beste“, gab Xante zu. Ihre Antwort auf seinen Antrag hatte seine wildesten Träume übertroffen. Und als er Karin so neben sich stehen sah, mit blonden Haaren, die ihr ein ganz klein wenig zerzaust offen über die Schultern fielen, mit herrlich geröteten Wangen, da wusste er, dass sie von nun an nur noch süße Geheimnisse teilen würden. „Das absolut Beste“, bekräftigte er und nahm ihre Hand.

EPILOG
    Oh, manchmal überfiel sie noch die Angst.
    Ihre Wünsche mochten alle wahr geworden sein, aber die Liebe war – entgegen anders lautender Gerüchte – kein magischer Zauberstab.
    Mit Liebe konnte man nicht jede Neurose heilen.
    Die Liebe weckt dich nicht um vier Uhr nachts, tippt dir auf die Schulter und erinnerte dich daran, dass du in Sicherheit bist. Nein, die Liebe schließt dich um zwei Minuten nach vier in ihre Arme und wartet geduldig, bis der Albtraum vorüber ist.
    An der Liebe müssen alle Beteiligten hart arbeiten, damit die Beziehung wirklich funktioniert.
    Und die Liebe, das lernte Karin sehr schnell, brachte einen immer wieder zum Lachen.
    Über die seltsamsten Dinge, wie sie es früher nie für möglich gehalten hatte.
    „Beschwere ich mich etwa?“ Xante setzte sich in dem zerwühlten Bett auf. Erst als er sicher war, dass Karins Panikattacke vorbei war, flüsterte er ihr die neckend gemeinten Worte ins Ohr. „Ich habe eine Frau geheiratet, die am liebsten das Licht anlässt, wenn wir miteinander schlafen und mehr über Rugby weiß als ich.“
    „Stimmt“, erwiderte sie mit einem zufriedenen Lächeln. „Ich brauche etwas zu trinken. Soll ich dir ein Glas mitbringen?“
    Gähnend schüttelte Xante den Kopf, während Karin aus dem Bett schlüpfte und in die Küche tappte. Sie war im fünften Monat schwanger. Es würde ein kleiner Junge werden. Und sie war sich sicher, dass er in die Fußstapfen seines Großvaters treten würde –
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