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Feuer in eisblauen Augen

Feuer in eisblauen Augen

Titel: Feuer in eisblauen Augen
Autoren: Nancy Warren
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Emily manchmal traurig an?
    “Mädels, jetzt kommt das große Finale.” Die Zeit war wie im Fluge vergangen. Sie gab jedem Kind einen Luftballon. “Ihr gebt euch jetzt ganz viel Mühe und blast die Ballons auf, dann bindet ihr sie mit diesen Bändern unten zu. Emily und ich, wir verschwinden kurz und bringen euch eine große Überraschung mit.”
    Annie hielt Emily die Hand hin. Das Mädchen war starr vor Schreck und blickte nervös zu ihrem Vater. Als er aufmunternd nickte, nahm sie Annies Hand. Ihren kleinen Koffer nahm Annie in die andere Hand. “Wir beide müssen jetzt in ein Zimmer gehen, wo uns niemand sieht”, flüsterte sie.
    “Wir können in mein Zimmer gehen”, antwortete Emily.
    “Gut, dann zeig mir den Weg.” Annie hielt die zarte feingliedrige Mädchenhand fest.
    Emilys Zimmer war in Weiß und Rosa gehalten, genau wie Annie es erwartet hatte. In einer Ecke dieses perfekt aufgeräumten Zimmers lehnte ein Geigenkasten. Annie warf ihren Koffer auf die hübsche Tagesdecke und öffnete ihn. Sie nahm ein Clownskostüm heraus, das jedem Kind passen würde, und eine Perücke, ähnlich wie ihre eigene, und gab Emily die Sachen. “So, zieh das hier so schnell an, wie du kannst.” Sie kramte noch in ihrem Koffer herum und holte zwei silbern und golden schimmernde Capes heraus, eine Brille mit Fensterglas und eine witzige Pappnase. Annie wunderte sich, dass es so still hinter ihr war, und drehte sich nach dem Kind um. Emily stand wie erstarrt, und in ihren zitternden Händen hatte sie die Perücke.
    “Was ist denn los?”
    “Ich kann nicht.”
    “Was kannst du nicht?”
    “Ich habe immer Angst, wenn ich vor anderen etwas sagen soll. In der Klasse muss ich mich dann immer übergeben”, bekannte Emily verschämt.
    Annie lächelte herzlich. “Wenn du dieses Kostüm anziehst, bist du nicht mehr Emily. Du bist Genever, meine Assistentin, und Genever hat keine Angst vor nichts und niemandem. Wenn du es anziehst, bist du verwandelt.”
    Annie nahm dem Kind die Perücke aus den zitternden Händen und setzte sie ihr vorsichtig auf. “Wenn du nachher in den Spiegel guckst, erkennst du dich nicht mehr. Das ist das Wunderbare, wenn man ein Clown ist.” Annie suchte noch ihre Schminkutensilien. Eigentlich schminkte sie die Kinder nicht, aber bei Emily würde sie eine Ausnahme machen. Sie bekam einen großen lachenden Mund, und um ihre Augen malte sie lange schwarze Wimpern. “So, jetzt noch die Brille und die falsche Nase”, ermutigte Annie das Mädchen.
    Das Mädchen stand bewegungslos und kaute nervös auf der Unterlippe. Endlich fasste sie Mut, setzte die Brille und die Nase auf. Jetzt schob Annie die Kleine vor einen Spiegel. Emily holte zuerst erschrocken tief Luft, und dann begann sie leise zu kichern.
    “Hallo, Kinder, hier seht ihr meine Assistentin Genever.” Während Annie sprach, zog sie Emily ins Zimmer. Aus den Augenwinkeln nahm Annie wahr, dass ihr Vater sich vorbeugte und einen Papierkorb hochnahm.
    Genever wurde begeistert begrüßt. “Siehst du, nichts ist passiert, es geht doch gut”, flüsterte Annie ihr zu.
    Das Mädchen war die stillste Assistentin, die Annie jemals gehabt hatte. Aber für Emily war dies ein großer Erfolg. Die kleinen Gäste klatschten laut, als Emily sich wieder zu ihnen setzen durfte.
    “Okay, Mädels, ihr seid einfach toll gewesen, aber jetzt muss ich gehen.” Ihre Verabschiedung war immer gleich. Annie tat, als wenn sie stolperte und verließ das Zimmer mit einem Purzelbaum. Aber als sie hochsprang, um sich fallen zu lassen, landete sie nicht wie geplant auf dem Teppich, sondern in zwei starken Armen. Es war das zweite Mal, dass diese starken Arme sie umfingen. “Hören Sie, das war doch Teil der Show. Jetzt müssen wir beide auf die Erde fallen und mit einem Purzelbaum das Zimmer verlassen.
    “Aber …” stotterte er. Er war völlig verblüfft. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt.
    “Jetzt”, befahl sie und befreite sich aus seinen Armen, um sich geschickt auf dem Teppich abzurollen. Aber sie bewegte sich so schnell, dass er die Balance verlor und halb auf Annie fiel.
    Die beiden rollten über den Boden und versuchten, sich aus dieser Situation zu befreien. Die Kinder quietschten vor Vergnügen, weil sie dachten, das gehörte dazu.
    “Willkommen im Showgeschäft!” Annie atmete heftig und schaute ihm lächelnd in die Augen. Er war knallrot geworden. Offenbar war ihm das Ganze furchtbar peinlich.
    “Ich kann doch gar keinen
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