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Feuer in eisblauen Augen

Feuer in eisblauen Augen

Titel: Feuer in eisblauen Augen
Autoren: Nancy Warren
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das winzige weiße Dreieck, das sie trug.
    Ihr breitkrempiger Schlapphut, den sie trug, um sich vor der Sonne zu schützen, wippte im Rhythmus ihrer schnellen Bewegungen mit. Ob sie zu den New-Age-Leuten gehörte, bei denen er solche Hüte oft gesehen hatte?
    Toll sah die Kleine aus. Für den Bruchteil einer Sekunde, als sie so unerwartet gegen seine breite Brust geprallt war, war er wie elektrisiert gewesen und hatte plötzlich den heftigen Wunsch verspürt, sie zu einem Drink einzuladen.
    Aber er hatte darauf verzichtet, weil er wusste, dass spontane Handlungen meistens zu Schwierigkeiten führten. Es schadete aber nichts, sich an dem Anblick zu erfreuen. Er lächelte noch, als er sich umdrehte, um sich an den Tisch zu setzen, den die schöne Unbekannte soeben verlassen hatte.
    Er erstarrte, als er die Ansichtskarte las, die Annie liegen gelassen hatte.
    Hilfe, es geht um Tod oder Leben, folge mir.
    Die Frau hatte ihm eine wichtige Nachricht hinterlassen, während er kostbare Minuten verschwendet hatte, ihr hinterherzusehen.
    Nun musste rasch gehandelt werden. Er steckte die Karte ein und suchte aufmerksam die Menge ab, wobei er darauf achtete, sich nicht auffällig zu verhalten.
    Das war er gewöhnt, denn bis vor einem Jahr war er noch bei der Polizei gewesen. Das junge Mädchen schien vom Erdboden verschluckt zu sein. Einen Verfolger entdeckte er auch nicht. Jetzt bedauerte er, dass er die junge Frau nicht eingeladen hatte, dann hätte er sie beschützen können.
    Als sie ihn aus funkelnden grünen Augen angesehen hatte, wollte sie ihm wahrscheinlich eine geheime Botschaft übermitteln. Und er hatte das völlig falsch verstanden.
    Automatisch griff Mark nach seinem Sprechfunkgerät, um seine Kollegen zu benachrichtigen. Aber er hatte gar keines, denn er war ja kein Cop mehr. Er stöhnte. Würde er jemals das in Jahren antrainierte Verhalten ablegen?
    Er stand auf der Straße und blinzelte in die Sonne. An einem sonnigen Nachmittag wie heute auf Granville Island jemanden zu finden, war fast unmöglich. Aber es musste ihm gelingen, denn die junge Frau war offensichtlich in großer Not.
    Es dauerte nicht lange, dann hatte Mark sie entdeckt. Sein Training als Cop hatte ihm geholfen. Als die junge Frau gegen ihn geprallt war, hatte er automatisch ihre Größe, ihre Augen- und Haarfarbe und ihre Kleidung registriert. Sein Gehirn hatte blitzschnell die vielen Einzelheiten wahrgenommen, besser als eine Kamera.
    Es kam ihm vor, als suche sie etwas. Immer wieder drehte sie den Kopf von einer Seite auf die andere.
    Mark beobachtete die Menschen, die hinter ihr hergingen, genau. Viele gingen in die gleiche Richtung, daher war es für ihn unmöglich herauszufinden, wer ihr folgte. Er hielt sich in sicherem Abstand hinter ihr und achtete darauf, sich so zu verhalten wie die übrigen Touristen. Er durfte auf keinen Fall Verdacht erregen.
    Seine grauen Zellen arbeiteten auf Hochtouren. Er überlegte sich seine Chancen. Um die Frau zu schützen und sich zu verteidigen, hatte er nur die Fäuste. Dazu kam auch noch, dass er ganz allein auf sich gestellt war. Seine Kollegen konnte er nur benachrichtigen, wenn sie zufällig an einem öffentlichen Telefon vorbeikamen. Aber es war zu riskant, es zu benutzen. In dem kurzen Moment seiner Unaufmerksamkeit würde er die verzweifelte junge Frau womöglich wieder aus den Augen verlieren. Mark ärgerte sich, weil er sein Handy im Wagen gelassen hatte.
    Das tat er immer, wenn er seinen früheren Kollegen Brodie traf. Er verzichtete auf alles, was ihn an die Zeiten erinnerte, als sie noch Kollegen waren. Er hatte seinen Beruf geliebt, und es schmerzte ihn immer noch, dass er nicht mehr dabei war. Aber in Zukunft würde er nie mehr ohne ein Handy auf die Straße gehen.
    Wie war die junge Frau wohl in diese gefährliche Situation geraten? War sie etwa eine Prostituierte? Sie sah aus, als gehöre sie einer Gruppe an, in der Drogen zum Lebensstil gehörten. Aber er verwarf diesen Gedanken sofort. Er hatte keinerlei Anzeichen dafür an ihr wahrgenommen. Es war auch möglich, dass ein zurückgewiesener Liebhaber sie verfolgte. So etwas hatte er in seiner Zeit bei der Polizei öfters erlebt.
    Mark erinnerte sich ganz genau an die verrückten Sekunden, als sie beide sich entgeistert angestarrt hatten. Eine Prostituierte war die Fremde sicher nicht, denn dazu war sie zu natürlich. Sie hatte ihn offen und ein wenig kritisch angesehen.
    Der kurze Moment hatte genügt, um ihren schönen Mund zu
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