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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Miete mit’m Revolver kassiert»), der sich aber alsbald als der Kriminaloberkommissar Hans-Jürgen Mannhardt entpuppte, Sonderkommission SO 36.
    «Mordfall Meyerhoff», erklärte Theo, «der kleine Laden hier, du weißt ja… Ich hab ‘n Jahr lang Schach mit dem Typen gespielt, und nun hab ich kein Alibi… Wir suchen nur noch nach’m Motiv für meine Tat.»
    «Er wollt dich nicht gewinnen lassen», lachte Kochale.
    «Umgekehrt: Er hat mich nie verlieren lassen, und ich kann es nicht ertragen, immer Sieger zu sein!»
    «Wir sind strikt gegen Gewinnspiele», echote Thea von hinten.
    Mannhardt stand ihrer Heiterkeit recht hilflos gegenüber, reagierte aber durchaus gutartig. «Ich wollt doch bloß wissen, ob Sie Meyerhoffs Freundin kennen, die Dame mal gesehen haben – wir haben eine Menge Frauensachen bei ihm gefunden, Damenbekleidung…»
    «Da hab ich nie eine bei ihm gesehen, bestimmt nicht.»
    «Und mal drüber gesprochen hat er auch nicht?»
    «Nicht daß ich wüßte. Wir haben kaum was Privates miteinander geredet.»
    «Versteh ich nicht!» sagte Mannhardt.
    «Wir haben uns nicht weiter ausgetauscht», erklärte Theo. «Meyerhoff hat sich nicht voll in unsere Zweierbeziehung eingebracht.»
    Mannhardt wußte nicht so recht, ob er sich verscheißert fühlen sollte. «Dann hab ich ja wohl alles notiert, was…»
    «Tut mir leid, daß ich Ihnen auch nicht mehr sagen konnte, als Sie ohnehin schon…»
    Mannhardt startete seinen letzten Versuch und hielt ihm das Foto eines jungen Türken hin. «… sehen sich ja alle sehr ähnlich, für uns jedenfalls, aber das hier ist ein ganz besonderer Vogel: Turan, Niyazi Turan, aus der Reichenberger Straße hier nebenan. Drei Jahre wegen einer BTM-Sache, Rauschgift, und schwerer Körperverletzung. Sie werden sich erinnern: Erster Ausbruch aus dem neuen Ausländerknast in Tempelhof… Es gibt ein paar Zeugen, die ihn so etwa zur Tatzeit vor Meyerhoffs Laden gesehen haben wollen. Ich bin sicher, daß er sich hier irgendwo im Kiez versteckt hält. Haben Sie ihn vielleicht mal zufällig…?»
    Theo betrachtete das Bild ein Weilchen, dann schüttelte er den Kopf. «Nein.»
    «Macht nichts.» Mannhardt steckte Notizbuch und Foto in sein schwarzledernes Herrenhandtäschchen, das wie ein Kofferanhänger an seinem kräftigen Handgelenk baumelte. «Haben wir Meyerhoffs Mörder, ist er beim nächsten Massenausbruch doch wieder draußen aus’m Knast, und schießen wir gar bei seiner Festnahme, fällt die gesamte Presse über uns her.»
    «Und was schlagen Sie da vor?» fragte Theo in seiner freundlich-hinterfotzigen Art.
    Zum erstenmal grinste Mannhardt. «Als Beamter habe ich mir politische Mäßigung aufzuerlegen – Paragraph 53 Bundesbeamtengesetz. Aber wenn Sie mich nun für einen Ultrarechten halten, dann… Nur: Langsam wachsen die Köpfe der Hydra schneller nach, als wir sie wieder abschlagen können.»
    «Da muß doch was an der Hydra faul sein», grinste Theo.
    Mannhardt ging und knallte die Tür hinter sich zu.
    «Was muffeiste den denn so an?» sagte Kochale. «Der kann doch auch nichts dafür.»
    «Polizist bleibt Polizist, auch wenn er noch so freundlich ist.»
    «Willste alle Mörder frei rumlaufen lassen?» Kochale, auf dem Weg ins Wohnzimmer, stolperte über einen Haufen herumliegender Legosteine. «Mann! Seit ihr Weihnachten letztes Mal aufgeräumt habt…»
    «Biste wieder mal auf deinem Ordnungstrip?» fragte Theo.
    «Besser Trip als Tripper.» Kochale schaltete Theos ungebremst lärmende Stereoanlage – The Cramps, Trash as Thrash can be – ab. «Mein Trommelfell!»
    «Die Capri-Fischer oder’s Deutschlandlied mußte dir schon selber mitbringen.»
    «Mein Gott, Theo!»
    Für die älteren Leutchen im Kiez war Theo das, was sie unter einem Gemütsathleten verstanden. Wenn er seine Nilpferdmassen übers Trottoir bewegte, den Emil-Jannings-Kopf vorsichtig ausgefahren, gab’s jedesmal ein mächtiges Hallo.
    Verheiratet war er mit einer Dame, die alle Thea nannten,“ und die, stand sie auf einer Medizinalwaage, aufs Pfund genau dasselbe Lebendgewicht wie er zu vermelden hatte, was ihnen gestattete, manche Kleidungsstücke abwechselnd gemeinsam zu tragen.
    Allen Frotzeleien ihrer Freunde über bestimmte anatomische Unmöglichkeiten zum Trotz hatten sie zwei Kinder in die Welt gesetzt, geradezu zart gebaute Kinder auch noch. Dennis war fünf und Sheila zwei. Ihre englischen Vornamen erklärten sich aus Theos Abneigung gegenüber allem, was gut deutsch war. So
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