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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache
Autoren: Ulrike Schweikert
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verspannt, ihre Augen schmerzten, und doch war das nichts gegen den Schmerz, der in ihrer Seele wütete. Sie konnte ihn fühlen, als ob er hier wäre. Wenn sie die Lider schloss, sah sie die sehnige Gestalt; das schimmernd weiße Gesicht, die blassen Lippen, das schwarze, lange Haar. Wenn sie ihn nur berühren könnte, in seinen Armen in die Dunkelheit sinken, seinen tödlichen Kuss an ihrem Hals.
    Der Gedanke machte ihr keine Angst, nein, es war eher, als wäre sie in einem erotischen Traum gefangen, als würde ihr Körper sich endlich einmal wieder an Leidenschaft erfreuen. Sabine biss sich auf die Lippen, um das Stöhnen zu unterdrücken, das in ihr aufstieg. Sie strich sich mit den Fingerspitzen über den Hals. Längst schon waren die kleinen Bissmale verheilt, doch es kam ihr so vor, als könne sie wieder spüren, wie sich die spitzen Zähne durch ihre Haut bohrten.
    Wie kam es, dass sie ihn so deudich vor sich sah? Wie konnte es sein, dass sie ihn spürte und roch?
    Sabine fuhr hoch und riss die Augen auf. Er war hier! Ihr Blick huschte durch das dunkle Zimmer. Sie zitterte am ganzen Körper. Sicher war er gekommen, um sie wieder zu beobachten, um in ihrer Nähe zu sein. Sie wusste nicht, ob der Gedanke sie mehr beunruhigte oder erfreute.
    „Peter?", flüsterte sie. „Bist du da?"
    Sie lauschte in die Nacht, doch nur die gedämpften Geräusche aus der Langen Reihe drangen zu ihr. Entschlossen schlug sie die Bettdecke zurück und schwang die Beine über die Kante.
    „Peter!", sagte sie noch ein wenig lauter, hörte aber nur Leila winseln.
    Der Hund würde ihn wittern und einen Fremden in der Wohnung melden, sagte sie sich, während sie sich durch die dunklen Zimmer tastete. Oder vielleicht doch nicht? Besaß der Vampir nicht eine unheimliche Macht über Menschen und Tiere?
    Ja, und dieser Macht bist du erlegen, grollte sie in Gedanken. Deshalb darfst du nicht mehr arbeiten und hängst hier nur gelangweilt herum, und deshalb wirst du vielleicht auch noch den kleinen Anteil am Leben deiner Tochter verlieren, den Jens und seine Anwälte dir gelassen haben. Sie ballte die Fäuste. Das warme Gefühl in ihrem Leib verflog, die Sehnsucht wurde von Wut verdrängt.
    Du wünschst dir Liebe, Zärtlichkeit und Sex, mit einem normalen Mann, versuchte sie sich einzureden, und nicht ein blutsaugendes Monster, das es - nach dem Stand unserer aufgeklärten Wissenschaft -gar nicht geben kann!
    Sabine öffnete die Tür zum Arbeitszimmer und lugte hinein. Da schlief ihr kleiner Engel, das Haar wie ein Heiligenschein auf dem bunten Kissenbezug ausgebreitet. Den Daumen im Mund, die Knie angezogen, lag Julia da und schlief. Sabine konnte nicht anders, sie musste zu ihr gehen und ihr über das Haar streichen.
    Als Mutter hat man das Recht, ein wenig sentimental zu sein, rechtfertigte sie sich vor sich selbst. Was habe ich denn sonst noch für Freuden in meinem Leben? Noch einmal sah sich Sabine um, die Augen ein wenig zusammengekniffen. Nichts. Sie hatte sich geirrt. Er war nicht da. Warum schaltete sie nicht einfach alle Lampen ein?, fragte sie sich, als sie durch den Flur ins Schlafzimmer zurücktappte. Dann sähe sie gleich, ob sich jemand in ihre Wohnung eingeschlichen hatte oder nicht.
    Er ist ein Wesen der Nacht. Eben! Er war der Eindringling, das Böse, das hier nichts zu suchen hatte. Warum, verdammt noch mal, nahm sie auf seine Empfindungen Rücksicht?
    Weil es seit dieser Nacht im Dezember, als er von ihrem Blut getrunken hatte, eine unsichtbare Verbindung zwischen ihnen gab.
    Das ist ähnlich wie sexuelle Hörigkeit, warf sie sich vor, gab aber der anderen Stimme die Gelegenheit, dies weit von sich zu weisen und von seiner Klugheit, dem vornehmen Wesen und den wundervollen Stunden in seiner Gegenwart, angefüllt mit interessanten Gesprächen, zu schwärmen.
    Sabine ließ sich auf ihr Bett sinken, schloss die Augen und seufzte wohlig, während sie den schönen Erinnerungen nachhing. Plötzlich stellten sich die Härchen an ihrem Nacken auf. Ein kühler Lufthauch ließ sie schaudern.
    Er war doch hier!
    Sabine sprang auf. Ohne darüber nachzudenken, was sie tat, rannte sie zurück ins Arbeitszimmer, riss die Tür auf und schaltete das Licht ein.
    „Schsch! Du erschreckst ja das Kind", begrüßte sie die Stimme, die sie jede Nacht im Schlaf verfolgte. Schlanke Finger hoben sich und berührten den zweiten Schalter, der neben der Schlafcouch angebracht war. Die Lampe erlosch. Das Kind murmelte im Schlaf und drehte sich auf
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