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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache
Autoren: Ulrike Schweikert
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die andere Seite, ohne jedoch zu erwachen. Für einige Augenblicke konnte Sabine nichts sehen. Nur das grüne Blitzen des Smaragdrings, den er an seinem Finger trug, sprang vor ihren Augen auf und ab.
    „Verflucht!", zischte sie. „Was tust du hier? Was hast du mit meiner Tochter gemacht?" Ihre Hand tastete wieder nach dem Lichtschalter.
    „Nichts! Lass sie schlafen. Warum das Kind mitten in der Nacht wecken und es unnötig ängstigen?"
    Er hatte ihr überhaupt nichts zu befehlen! Dennoch ließ sie die Hand sinken. Wieder flammte Zorn in ihr auf. Wie konnte er sich erdreisten, zu ihrer Tochter zu gehen? Hatte er sie verletzt? Oder war sie rechtzeitig gekommen, um sie vor seiner Gier nach Blut zu schützen?
    Langsam wurden die Konturen im Zimmer schärfer. Da lag ihr Kind unter seiner Decke und kehrte dem Monster, das an seinem Bett saß, sorglos den Rücken zu. Sabine ging auf ihn zu. Er erhob sich und trat einen Schritt zurück. Sie kniete sich nieder und strich über den Hals der Tochter. Er schien unversehrt, und auch das Nachthemd wies keine verräterischen Blutflecken auf.
    „Du vertraust mir nicht?", fragte er im Plauderton.
    Sie wandte sich dem Vampir zu, blieb aber zwischen ihm und dem Mädchen stehen. „Warum sollte ich dir vertrauen? Ich weiß, was dich jede Nacht auf die Straßen treibt: dein Durst nach Blut!"
    Er neigte höflich den Kopf.
    „Hast du vor, dich an Julia zu vergreifen, weil du mich nicht bekommen hast? Oder willst du mich strafen, weil ich mich dir widersetzt habe?" Noch ein Gedanke kam ihr in den Sinn -so furchtbar, dass sie ihn nicht aussprechen wollte.
    „Oder hattest du etwa vor, sie zu beseitigen, damit sie nicht mehr zwischen uns steht?"
    „Könnten wir weitere Verdächtigungen in dein Schlafzimmer verlegen? Sieh, ihr Schlaf verfliegt, ihr Geist erwacht!"
    Sabine warf einen Blick hinter sich. Ja, er hatte recht, Julia wurde unruhig.
    „Schlaf weiter, meine Süße", hauchte sie und küsste die rosige Wange. Sabine ging zur Tür und hielt sie für den nächtlichen Besucher auf. Peter von Borgo verbeugte sich elegant und strich dann lautlos an ihr vorbei. Nur ein Hauch von Kälte verriet seine Nähe. Peter von Borgo sprach erst wieder, als Sabine die Schlafzimmertür hinter ihm geschlossen hatte.
    „Du weißt, dass ich dich erwählt habe", sagte er leise. „Ich habe fast vierhundert Jahre nach einem Wesen Ausschau gehalten, das mir meine Sinne noch einmal so verwirrt und mein Blut so in Wallung bringt wie Antonia an diesem einen Abend auf diesem unvergesslichen Ball. Ich suchte und habe dich gefunden. Ich bin in deiner Nähe, denn du gehörst zu mir!"
    „Mein Entschluss steht fest, und das habe ich dir auch gesagt. Ich werde dir nicht folgen, damit du mich zu einem Vampir machen kannst! Ich lasse mir mein Leben nicht nehmen", fügte sie trotzig hinzu und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Peter von Borgo betrachtete sie aufmerksam. „Was ist es denn, das du so stolz ,Leben' nennst? Du hast deine Arbeit verloren, du siehst dein Kind kaum mehr als zwei Tage im Monat. Du verbringst jeden Abend hier, eingeschlossen in deiner Wohnung, läufst wie ein gefangenes Tier auf und ab und hast nicht einmal die Muße, ein Buch zu lesen oder ein Musikstück zu genießen."
    Sabine fragte sich nicht, woher er das alles wusste. Er hatte es also noch immer nicht aufgegeben, jeden ihrer Schritte zu belauern.
    „Wem habe ich das denn zu verdanken?", fauchte sie. „Du bist in mein Leben eingebrochen und hast mir fast alles genommen. Und nun willst du auch noch den Rest zerstören. Das Leben, das ich führe, ist immer noch besser, denn als untotes Monster Blut saugen zu müssen!"
    Peter von Borgo hob die Brauen. „Ach ja? Nun, wenn du es sagst. Doch glaubst du auch daran?"
    Er trat näher. Sie spürte seinen hypnotischen Blick und versuchte, sich von den roten Augen zu lösen.
    „Komm mit mir. Was bietet dir das Leben hier? Ich liebe dich! Ich begehre dich! Zusammen werden wir ein ewig junges Leben führen, und wir werden es genießen."
    Sie wollte sich wehren, wollte gegen ihn kämpfen und ihn von sich stoßen, stattdessen schmiegte sie sich an seine Brust und schloss die Augen. War das ein Vorgeschmack auf das heiße Verlangen, das sie dann jede Nacht fühlen würde? Sabine stöhnte auf. Sie spürte seine Lippen, seine Zunge und die Zähne über ihren Hals gleiten.
    „Komm mit mir."
    „Nein! Julia braucht eine Mutter."
    „Du kannst deine Tochter besuchen. Jede Nacht, wenn du es willst,
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