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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache
Autoren: Ulrike Schweikert
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Männer erdulden.
    Sie passierten den geschützten Hafen des Blankeneser Segelclubs mit seinem schwimmenden Clubhaus. Nur wenige Jollen und kleine Yachten schaukelten an den Stegen vertäut. Bei diesem schönen Wetter war man am Wochenende draußen auf der Elbe!
    „Mama, schau, der Leuchtturm!", rief Julia und legte den Kopf in den Nacken, um den rotweißen Turm auf dem Kanonenberg zu betrachten.
    „Gehen wir da hinauf?"
    „Nein, jetzt machen wir erst einmal einen Besuch im Panzerweg."
    Auf der lang gezogenen Treppengasse blieb Sabine vor einem verwitterten Klinkerhäuschen stehen, das fast völlig von Efeu überwuchert war. Sie streckte den Finger nach der Klingel aus, zögerte dann jedoch.
    Warum war sie hier? Wie kam sie plötzlich auf die Idee, diesem Haus einen Besuch abzustatten? Noch könnte sie einfach gehen und mit Julia auf den Kanonenberg steigen. Was sollte das Kind bei einer alten Frau, die es nicht kannte?
    Sabine zögerte noch immer, als sich plötzlich die Tür öffnete und eine alte Dame heraustrat, einen Eimer mit Kompostabfällen in der Hand. Als sie Sabine entdeckte, die noch immer unschlüssig vor dem Gartentor stand, stellte sie den Eimer ab und kam den Weg entlang.
    „Kann ich Ihnen helfen?", fragte sie und wischte sich die Hände an ihrer karierten Schürze ab.
    „Ja, ich weiß nicht", stotterte Sabine.
    Die Frau stutzte, dann lächelte sie. „Ach, Sie sind das, Frau Kommissarin -Berner? Ja? Habe ich mir das richtig gemerkt?"
    Sabine nickte. „Darf ich reinkommen?"
    Frau Mascheck öffnete das Gartentor und trat zurück. „Aber natürlich, kommen Sie. -Ist das Ihre Tochter?"
    „Ja, das ist Julia", stellte Sabine das Mädchen vor.
    „Du magst doch sicher Schokoladenkekse, oder?", lud die alte Dame Julia ein, die sich schüchtern an Sabines Seite drückte.
    Kurz darauf saßen sie zu dritt um den Holztisch in der Küche. Julia aß Kekse, die Frauen tranken starken Tee mit Milch und Kandiszucker.
    „Was führt Sie zu mir?" Rosa Mascheck fragte erst, als Sabine ihre Tasse schon zur Hälfte geleert hatte. „Sind Sie dienstlich hier? Ich hoffe, es gibt nicht wieder Schwierigkeiten mit meinem Neffen und der Villa. Ich dachte, die Vorwürfe hätten sich erledigt."
    „Es ist alles in Ordnung", beschwichtigte Sabine rasch die Befürchtungen ihrer Gastgeberin. „Mein Besuch hier hat nichts mit Ihrem Neffen zu tun. Ich dachte nur schon lange, nun ja -ich würde Sie gerne noch einmal sehen und mich für Ihre Auskünfte bedanken und ..."
    Sie zuckte verlegen mit den Schultern. Ganz aufrichtig war das sicher nicht. Nahezu alles hatte seit ein paar Monaten mit dem Vampir zu tun, der zeitweise in der Villa der Maschecks am Baurs Park wohnte und den Rosa Mascheck für ihren Neffen hielt.
    Vermutlich hat er ihren echten Neffen umgebracht und seine Leiche verschwinden lassen, um sich dessen Identität zu bedienen, dachte Sabine.
    „Da bin ich aber beruhigt. Ich habe eine Woche gebraucht, die Spuren der Durchsuchung zu beseitigen." Sie hob abwehrend die Hände. „Nein, Sie müssen sich nicht entschuldigen, und Sie müssen sich auch nicht bei mir bedanken. Es ging um verschwundene Kinder, und da muss man allen Spuren folgen. Es ist die Pflicht jedes Bürgers, der Polizei behilflich zu sein."
    Eine Weile saßen sie schweigend da.
    „Halten Sie immer noch das Haus sauber?", fragte Sabine.
    „Aber ja. Sie wissen doch, wie Männer sind. In ein paar Wochen würde man es wahrscheinlich nicht mehr wiedererkennen." Rosa Mascheck schüttelte den Kopf. „Es geht mich ja nichts an, aber anscheinend waren Sie schon lange nicht mehr zu Besuch dort: keine Gläser, keine offene Weinflasche..."
    „Nein, es ist Monate her."
    Erinnerungen stiegen in Sabine hoch. Obwohl sie es nicht wollte, waren es schöne Bilder, und es kam ihr so vor, als habe sie etwas verloren.
    „Schade -ich dachte, Sie und er... nun ja, ich werde Sie nicht fragen, Kommissarin Berner, so unhöflich bin ich nicht."
    „Sagen Sie Sabine zu mir."
    Die alte Dame lächelte. „Heißt das, ich werde Sie nun öfter sehen?"
    „Wenn es Ihnen recht ist?"
    Sabine und Julia saßen, bis es dunkel wurde, bei Rosa Mascheck. Julia entdeckte ein altes Puppenhaus in der Ecke der Küche und spielte, nachdem ihr die Gastgeberin aufmunternd zugenickt hatte, mit Hingabe mit der kleinen Puppenfamilie.
    Die Frauen sprachen erst über Belanglosigkeiten, bald jedoch platzte Sabine mit ihrer drohenden Suspendierung heraus, und nachdem sie einmal angefangen hatte, gab
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