Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
bist nach oben gegangen, und dann warst du plötzlich weg."
    „Ich wollte allein sein und nachdenken. Cherry, nicht böse sein."
    Das Mädchen musterte Peter von Borgo misstrauisch. „Allein? So? Und wer ist das hier?"
    Rabby zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Er war plötzlich da und wollte nicht mehr gehen."
    Cherry griff nach dem Arm der Freundin und zog sie hoch. Schützend schob sie sich vor die schmächtige Gestalt. Plötzlich huschte Erkennen über ihr Gesicht. „Sie sind das!", stieß sie aus. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell, ihr Blick huschte über den Mann, der nun auch aufgestanden war. „Hören Sie, ich bin Ihnen sehr dankbar, aber nun verschwinden Sie und lassen Sie meine Freundin in Ruhe." Ihre Miene war feindselig.
    „Was habe ich getan, um dein Misstrauen zu verdienen?", fragte Peter von Borgo lächelnd. Ein kurzer Blick aus seinen roten Augen, und der Aufruhr musste in sich zusammenfallen. Ein schnurrendes Kätzchen würde der Tiger in seinen Händen sein, wie all die anderen auch.
    „Und wenn Sie noch so süßlich lächeln, mir machen Sie nichts vor. Ich kann das Böse spüren!", fauchte das Mädchen, packte Rabby bei den Handgelenken und zerrte sie hinter sich her. Der Vampir starrte den beiden nach. Noch lange stand er dort am Ufer der Elbe, ohne sich zu rühren oder auch nur den Blick abzuwenden.
    So etwas war ihm in fast vierhundert Jahren noch nicht passiert.
     

Osterfeuer in Blankenese
    In der Ferne grollte Donner. Die Schatten im Zimmer dehnten sich aus, als würde der Nachmittag im Zeitraffer vergehen und die Dämmerung schon jetzt über Hamburg heraufziehen. Sabine legte die Zeitung weg und stand auf, um den Deckenfluter anzuschalten.
    Noch ehe sie den Raum durchquert hatte, tauchte ein Blitz die abgewetzten Möbel in grelles Licht; der Donner ließ nicht lange auf sich warten. Sabine trat ans Fenster, gegen dessen Scheibe der Regen nun immer heftiger prasselte. Nur verschwommen sah sie die Autos durch das Wasser pflügen und Regenschirme eilig über den Gehweg huschen. Viele schwarze und graue, nur ganz wenige bunte. Der schrille Klang der Türglocke ließ sie zusammenzucken.
    Wer konnte das sein? Wer wollte sie an diesem ungemütlichen Frühlingstag besuchen? Sicher war es Lars von der anderen Flurseite. Vielleicht inspirierte ihn das Gewitter und hatte zu einem Schreibanfall geführt, dessen Ergebnis der erfolglose Nachwuchsschriftsteller nun gleich seiner Nachbarin vortragen wollte. Sabine seufzte. Es klingelte noch einmal. Diesmal etwas länger und eindringlicher. Sie trat in den Flur, strich ihr von blonden Strähnchen durchzogenes Haar aus dem Gesicht und öffnete die Wohnungstür. Der Treppenabsatz lag dunkel und verwaist vor ihr, dafür schrillte die Glocke ein drittes Mal.
    „Ja, bitte?", rief sie in den Hörer neben der Tür.
    „Nu komm mal in die Puschen", raunzte ihr eine vertraute Stimme ins Ohr. „Oder willst du mich bei dem Muddelwetter ewig vor der Tür stehen lassen?"
    „Sönke, ach, du bist das", begrüßte sie ihren Kollegen und drückte auf den Türöffner. Ein Summen ertönte, dann das Klacken der Haustür. Stiefel polterten die Treppe herauf. Ein nasser, grauer Haarschopf erschien, dann ein triefender grauer Regenmantel und schlammige Schuhe, die auf der Treppe deutliche Spuren hinterließen. Schwer atmend blieb der große, hagere Mann stehen und wischte sich das tropfende Haar aus der Stirn.
    „Moin, mien Deern", begrüßte er die Oberkommissarin. „War mal 'ne Buddel Medizin einholen" -er hob eine Flasche Rum in die Höhe und strich liebevoll über das Etikett -„und da dacht ich mir, ich komm dir mal ein büschen begöschen."
    „Ein bisschen was?"
    „Begöschen -dir gute Laune machen. Hab mir schon gedacht, dass du hier drög rumsitzt und recht gnaderig bist. Nee, zieh nu nich 'ne Karpfenschnut, ich weiß, dass du klöterig bist."
    Sabine lachte. „Ich bin weder gnaderig noch klöterig -was immer das auch heißen mag. Ich sitze ganz gemütlich bei meinem Tee und lese Zeitung."
    Sönke zog seine Stiefel aus, warf den Regenmantel über einen Haken der Garderobe und folgte Sabine ins Wohnzimmer. Seine Socken hinterließen nasse Spuren auf dem Laminatboden. Er schaltete das Deckenlicht an, trat an den Tisch und hob Sabines Teebecher in die Höhe. Seine dunklen Augenbrauen wanderten nach oben. „So, du sitzt also hier gemütlich im Dunkeln und schlürfst deinen kalten Tee. Wem willst du etwas vormachen?"
    Er ließ seinen Blick
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher