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Feuchte Ernte. Zwölf schwule Herbstgeschichten.

Feuchte Ernte. Zwölf schwule Herbstgeschichten.

Titel: Feuchte Ernte. Zwölf schwule Herbstgeschichten.
Autoren: Tilman Janus
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ich es überhaupt erkennen konnte im strömenden Regen – ein hübsches, gepflegtes Bauernhaus. Ich hoffte nur, dass der obligate Hund vor dem Gewitter die Flucht ergriffen hatte. Triefend vor Nässe klopfte ich kräftig an die Tür des Wohnhauses.
    Ein uraltes, gebeugtes Muttchen mit Krückstock öffnete. »Nein, der arme Junge!«, rief sie bei meinem Anblick und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Na, immer rein in die gute Stube!«
    Ich fand es sehr erheiternd, dass sie mich »Junge« nannte, aber ich hätte tatsächlich noch als ihr Enkel durchgehen können.
    »Danke schön!«, sagte ich artig und trat in den Hausflur. Weiter traute ich mich nicht, denn ich tropfte wie ein Badeschwamm.
    »Ich ruf mal unsern Kleinen, der hat bestimmt was Trockenes zum Anziehen für dich«, krächzte sie.
    Lieber Himmel, dachte ich. Ich soll Kindersachen tragen?
    Aber sie rief schon mit ihrer brüchigen Stimme die Treppe hinauf: »Kiiilian! Komm mal runter!«
    Und Kilian kam.
    Der »Kleine« entpuppte sich als erwachsener Mann! Er musste ungefähr in meinem Alter sein und hatte auch in etwa die gleiche Figur wie ich, war aber besser durchtrainiert. Er trug Jeans und nur ein ärmelloses, hellgraues Shirt, das seine Muskeln richtig zur Geltung brachte. Sein kurz geschnittenes, hellblondes Haar erinnerte mich an das besonnte Stoppelfeld vorhin, und seine freundlichen, blauen Augen leuchteten wie der Himmel – vor dem Gewitter.
    »Hallo!«, rief er mir entgegen und gab mir seine kräftige Hand. »Dich hat’s aber erwischt! Komm doch rauf und trockne dich erst mal ab.« Er strahlte eine herzliche Gastfreundschaft aus. In seiner Nähe fühlte ich mich gleich wohl.
    »Nett von dir, danke schön!«, sagte ich. »Ich bin der Jens. Ich will euch aber nicht das ganze Haus mit Schlamm schmutzig machen.«
    Kilian lachte spitzbübisch. »Ach, das putzt unsere Oma wieder weg. Nicht wahr, Oma?«
    »Welches Aroma?«, fragte die Alte. Ich merkte, dass sie total schwerhörig war.
    Kilian zwinkerte mir zu. Ich zog noch rasch die schlammigen Turnschuhe aus und folgte ihm dann die steile Treppe hinauf. Sein knackiger Klassearsch bewegte sich in den engen Jeans direkt vor meinem Gesicht.
    »Willst du schnell duschen?«, fragte er mich im oberen Flur und zeigte auf das Badezimmer. Eine verlockende Idee! Anders würde ich den nassen Lehm wohl auch kaum abbekommen. Ich nickte.
    »Ich such dir inzwischen was zum Anziehen raus.« Er musterte mich so eingehend, dass ich fast rot wurde. »So Pi mal Daumen müsstest du doch meine Größe haben.«
    »Ich finde es wirklich nett, dass du dich so toll um mich kümmerst«, sagte ich schnell.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich freu mich auch über Abwechslung. Der Sonntag nur mit der Oma ist ziemlich öde. Aber meine Eltern sind in der Stadt, und die Oma soll nicht mehr allein bleiben, sonst zündet sie noch das Haus an aus Versehen.«
    »Gehört der Hof deinen Eltern?«, erkundigte ich mich, während ich mein klitschiges Hemd auszog.
    Er nickte. Sein Blick streifte über meine Brust. Ich hatte zwar nicht so gute Muskeln wie er, aber meine Figur konnte sich schon noch sehen lassen.
    »Wir züchten Reitpferde, aber das ist mehr ein Hobby von meinem Vater. Das Geld macht er mit Getreide und Raps, und mit Obst. Unsere Äpfel sind richtige Verkaufsschlager.«
    Aha, da gehörte wahrscheinlich das ganze Land, das ich vom Feldweg aus gesehen hatte, seinen Eltern. Und später mal ihm. Beneidenswert. Obwohl … immer auf dem Lande, das wäre nichts für mich. Am Wochenende ist es herrlich. Aber wenn man abends mal was unternehmen will – lieber Himmel, da sagen sich ja die Kühe und Schweine gute Nacht!
    Ich ertappte mich dabei, dass ich Kilian als möglichen Freund erwog – so ein Blödsinn! Ich kannte ihn kaum, und er war bestimmt Hetero. Sicherlich würde er mal eine Landwirtin heiraten.
    »Eure berühmten Apfelbäume hab ich auf dem Weg gesehen«, erzählte ich, um irgendetwas zu sagen. »Ich war eigentlich mit dem Fahrrad unterwegs, hatte aber auf dem Feldweg eine Panne und hab das Rad zurückgelassen.«
    »Kein Problem«, meinte er. »Wenn das Gewitter vorbei ist, holen wir es mit dem Traktor.«
    »Du kümmerst dich wirklich um alles. Finde ich supernett von dir.«
    »Du bist doch auch supernett«, sagte er mit einer irgendwie veränderten Stimme.
    Vorsichtig sah ich zu ihm hin. Er sah verdammt gut aus. Wirklich genau mein Typ, und offenbar wahnsinnig lieb. Und in der Hose hatte er auch ganz schön was,
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