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Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt

Titel: Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Äußeren.« Dabei fällt ihr sofort der schnuckelige Katalane aus dem Flugzeug wieder ein. Was hätte das für eine nette Reisebekanntschaft werden können! »Also, was soll daran schlecht sein?«, fragt sie und mustert Tom vom verwehten Scheitel bis zu den Plastik-Badelatschen, wobei die weißen Socken wieder einmal den längsten Blick auf sich ziehen.
    »Warte mal«, sagt Tom, streift sich schnell die Socken von den Füßen und stopft sie in die Hosentaschen. Lena sieht währenddessen aufs Meer hinaus. Tom ist nicht sicher, ob sich seine Aktion nun wirklich gelohnt hat. In puncto Wärme ja, aber in puncto Ästhetik? Er mustert seine nackten Zehen. Na ja. Er ist schließlich nicht in Spanien, um einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen.
    Nach einer weiteren halben Stunde des Flanierens bekommt Tom mächtig Hunger. Es ist ja auch schon halb acht, Zeit fürs Abendessen. Sie biegen Richtung Altstadt ab und schlendern durch Gassen mit Straßencafés, aus denen laute Musik dringt oder das elektronische Piepsen der Spielautomaten. In fast allen Bars und Cafés gibt es riesige Fernsehbildschirme an der Wand, auf denen bevorzugt synchronisierte amerikanische Serien laufen oder Videoclips mit raschen Schnitten und nervenden Rhythmen. Dazwischen Tante-Emma-Läden, die sich minimercados nennen, ein großes Sortiment und zivile Preise haben. Panaderías , Bäckereien, mit diesem eher trockenen spanischen Weißbrot, das, was die Knusprigkeit angeht, nicht mit einem französischen Baguette verwandt ist. »Gibt’s in Spanien eigentlich auch Vollkornbrot?«, fragt Tom. »Na, vielleicht nicht gerade das, was du dir darunter vorstellst«, sagt Lena. »Es gibt so eine Art Weißbrot mit Kleie, das nennt sich pan integral . Vollkornbrot, wie du es aus Deutschland kennst, habe ich bisher nur abgepackt im Supermarkt gefunden.«
    »Schau, Rincón de Paco , das ist doch ein Restaurant. Mann, habe ich einen Kohldampf!« Oh, Mist, das Lokal ist geschlossen. Und auch das nächste Restaurant ist zu. Im übernächsten schließlich fuchtelt der Kellner, der gerade die Tische deckt, mit den Armen, als Lena und Tom näher kommen. Cerrado , sagt er, closed . Na, aber wieso denn? Für wen deckt er dann die Tische? Der Kellner bewegt sich auf den Eingang zu, wo Tom und Lena immer noch unschlüssig herumstehen, und deutet auf ein kleines Schild mit den Öffnungszeiten. Hätten sie auch mal selbst drauf kommen können, da nachzusehen.
    »21:30 bis 24:00 Uhr geöffnet? Bis dahin bin ich verhungert!« Tom fühlt sich wirklich schon ganz schwach. »Komm, wir suchen uns ein anderes Lokal«, sagt er und zieht Lena weiter. »Halb zehn! Das ist doch nicht normal.«
    Was ist da schiefgelaufen?
    Das Problem liegt eindeutig bei Tom, denn für Spanier ist es tatsächlich absolut normal, erst um 21:30 oder 22 Uhr zu Abend zu essen. Die Essenszeiten, und damit der ganze Tagesrhythmus, sind in Spanien anders als bei uns. Und zwar ganz anders.

    Wobei, wenn man berücksichtigt, dass Spanien zwar in derselben Mitteleuropäischen Zeitzone liegt wie wir, sich de facto aber viel weiter westlich befindet, dann ist der Unterschied, wenn man allein vom Sonnenstand ausgeht, auch wieder nicht so groß. Spanien hat dieselbe Uhrzeit wie Deutschland, die Kanaren dagegen Westeuropäische Zeit. Sie sind also eine Stunde zurück, im Winter wie in der Sommerzeit. Im spanischen Radio wird die Uhrzeit so angesagt: Son las 8 horas en España, una hora menos en Canarias – es ist 8 Uhr in Spanien, eine Stunde weniger auf den Kanaren.

    Ein Frühstück in unserem Sinne, mit verschiedenen Brotsorten oder Brötchen, Butter, Marmelade, Honig, Ei, nehmen die wenigsten Spanier zu sich, schon gar nicht zu Hause. Wer keine Kinder zu versorgen hat, trinkt auf dem Weg zur Arbeit einen café con leche (Milchkaffee) im Café an der Ecke. Dazu nimmt man eventuell ein Hörnchen, es heißt cruasán und ist ein verballhorntes »Croissant«, oder eine magdalena , die Franzosen nennen dieses Küchlein »Madeleine«, oder ein anderes süßes Gebäckstück, und damit ist es dann aber gut.

    Deshalb ist es übrigens auch keine Tragödie, wenn Sie in einer Pension oder einem kleinen Hotel übernachten, das kein Frühstück anbietet, was in Spanien gang und gäbe ist. Sie können sich das Frühstück leicht in der Bar an der Ecke selbst zusammenstellen. Wenn Sie zum Beispiel eine tostada oder media tostada bestellen, bekommen Sie ein getoastetes Baguette, oder ein halbes Baguette ( media ), und können dazu
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